„Es geht bergauf mit Nokia“, war der Gedanke, der mir beim Überfliegen der am Donnerstag veröffentlichten Quartalszahlen der Finnen ins zentrale Rechenwerk schoss. Insbesondere die Verkaufszahlen der Windows Phones konnten im Vergleich zum Vorjahr deutlich zulegen. Doch dann das: großer Verlust, Nokia-Aktie fällt um 11 Prozent. Wie ist das vereinbar? Lässt man diese Information außen vor und rückt ausschließlich Stückzahlen und Portfolio innovativer Produkte in den Fokus so scheint es, als habe Nokia es geschafft, die Lumia-Reihe erfolgreich in ihrer Nische zu positionieren. Ich bin gespannt, ob aus der Nische bald Mainstream wird. Raus aus der Verlustzone.
Ein durchwachsenes Bild
Es ist ein hart umkämpfter Markt, beherrscht von Massen an Androiden und angebissenen Äpfeln. Doch in einer Arena, in der sich wenige Große den Kuchen aufteilen, ist auch immer eine Nische, in der Platz für solche ist, die Dinge einfach anders machen. Auf dem Smartphone-Markt ist die Allianz zwischen Nokia und Microsoft genau eine solche Randerscheinung. Schon bald gewesen? Na, nichts überstürzen! BlackBerry ist ja auch noch da. Jedenfalls machen die aktuellen Verkaufszahlen den Anschein, als sei auch langfristig Wachstum in Sicht.
Im ersten Quartal dieses Jahres konnte Nokia insgesamt 5,6 Millionen Lumia-Phones verkaufen. Darunter fallen alle Geräte mit Windows Phone 7 und 8, wobei zwei Drittel mit WP8 bestückt waren. Im Vergleich zum vierten Quartal 2012 bedeutet dies einen Anstieg von 27 Prozent. Beachtet man, dass Q4 dank Geschenkewahnsinn und Weihnachtsgeld traditionell einer der stärksten Abschnitte im Jahr ist, kann man Nokia hier nur beglückwünschen. Die Auslieferung „signifikanter Stückzahlen“ des Lumia 620 sei hier neben der geografischen Expansionsstrategie hauptsächlich verantwortlich.
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Insgesamt fielen die verkauften Smartphone-Einheiten aber um knapp 50 Prozent: von 11,9 Millionen Geräten im Vorjahr auf 6,1 Millionen Geräte in diesem Jahr. Neben den zu Mobiltelefonen gerechneten und auf S40-basierenden Asha-Geräten konnte Nokia in Q1/2013 doch tatsächlich noch 500.000 Symbian-Smartphones an Mann und Frau bringen. Interessant: die Lumia-Verkaufszahlen konnten weltweit zulegen – mit Ausnahme von Nordamerika. Scheint, als wäre die Liebe der US-Amerikaner zu iPhone und Google ungebrochen. Den durchschnittlichen Verkaufspreis gibt Nokia im ersten Quartal mit 182 Euro an. Das sind zwar 10 Euro weniger als noch im vierten Quartal 2012, ist aber auf das breitere Portfolio zurückzuführen und stimmig.
Unterm Strich stehen 150 Millionen Euro operativer Verlust. Ein Bruchteil der 1,33 Milliarden Euro vom Vorjahr, dennoch ernüchternd, schlechter als erwartet und von der Börse bitter abgestraft. Arschbacken zusammen kneifen und weiter machen – der Weg ist das Ziel!
Marktführende Konkurrenz mit Problemchen
Begünstigt werden die positiven Verkäufe der Lumia-Reihe von den Chancen, die Google und Apple der Konkurrenz eröffnen. So steht Android zunehmend in der Kritik, weil Updates durch die konzeptbedingte Gerätevielfalt keinesfalls ihren Weg auf alle Smartphones finden. Sicherheitsverbesserungen inbegriffen. In den USA geht man sogar so weit, die dort ansässigen Mobilfunkanbieter AT&T, Sprint, T-Mobile und Verizon genau deshalb zu verklagen. Ganz egal wie dieser Streit auch ausgeht: es besteht die Gefahr, dass die Vorgänge auch auf Android allgemein negativ abfärben.
Bei Apple sackte der Aktienkurs in dieser Woche erstmals unter die „magische“ 400-Dollar-Marke – Tiefststand seit über einem Jahr. Analysten machen dafür eine sinkende iPad- und iPhone-Nachfrage ebenso verantwortlich, wie Schwierigkeiten bei einem Zulieferer. Auch wenn der Wertpapiermarkt insbesondere bei zu hoch notierten Papieren zu Spekulationen neigt, so dienen die Entwicklungen gerne auch als Indikator für möglicherweise bevorstehende Entwicklungen. Abwarten.
Chancen nutzen
Was auch immer man in die aktuellen Entwicklungen bei Android und iOS hinein interpretieren mag – Nokia ist im Aufwind. Das belegen starke Zahlen nach einem schon positiven Vorquartal. Angemerkt sei hier noch die bis dahin eher dürftige Produktpalette. Da war und ist das Flaggschiff Lumia 920 in der hart umkämpften Oberklasse, das Lumia 820 in der oberen Mittelklasse und seit Mitte Februar das Lumia 620 in der unteren Mittelklasse.
Erst vor wenigen Tagen ging mit dem Lumia 520 ein 180 Euro teures Einsteigermodell an den Start. Ebenso schickt sich das Lumia 720 an, die Lücke zwischen 620 und 820 zu füllen, kann damit allerdings wenig überzeugen. Bleibt zu klären, was uns Neues in diesem Jahr erwartet? Als fast sicher gilt die Veröffentlichung des Lumia 928 als überarbeitetes Topmodell, offenbar (zunächst?) exklusiv für Verizon USA. Ob es den Weg auch nach Europa schaffen wird? Dann sind Bilder eines neuen Alu-Lumias mit Codename „Catwalk“ aufgetaucht. Auch von einem neuen Phablet (Unwort, pfui!), vergleichbar mit dem Samsung Galaxy Note, wollen „unterrichtete Kreise“ erfahren haben, schreibt die Financial Times (Paywall).
Neujahrs-Prognose trifft ins Schwarze
Im Januar titelte ich: „Nokia verkauft 4,4 Millionen Windows Phones in drei Monaten. Lumia-Reihe also schwach – oder doch ein Erfolg?“ und stellte im Artikel fest, dass man Vergleiche mit Konkurrenzprodukten eher aufsparen sollte. „Ein Lumia 920 genügt noch lange nicht, um wieder zurück in die Erfolgsspur zu kommen“. Was ein Glück sah Nokia das offenbar genauso wie ich.
Das zarte Pflänzchen Nokia, das einst einen Trend verschlief und von allen Seiten böse abgestraft wurde kommt wieder auf die Beine. Wenn auch sehr langsam. Die Entwicklungen an der Börse zeigen, wie volatil das Vertrauen und die Investitionen in die finnischen Handy-Pioniere immer noch ist. Dabei braucht Nokia Glaube, Zuversicht und Beständigkeit, um sich selbst aus der finanziellen Krise retten zu können – auch seitens der Investoren.
Ich glaube an Nokia
Die Lumia-Verkaufszahlen versprühen den lieblichen Duft des Wachstums. Wenn das Lumia 520 erfolgreich im Einsteiger-Segment wildert und das 620 tatsächlich viele Freunde in der so wichtigen Mittelklasse findet, dürfte weiterem Wachstum nichts im Wege stehen. Und Nokia vielleicht schon in naher Zukunft zur unumstößlichen Nummer drei im Smartphone-Markt aufsteigen. Mit schwarzen Zahlen. Muss nur noch Partner Microsoft mitspielen und Windows Phone nahe am Kunden weiter entwickeln.
Ein spannendes, wegweisendes Smartphone-Jahr. Auch, und vielleicht ganz besonders für Nokia.