Es ist Frühjahr 1956, als das amerikanische Unternehmen AMPEX, benannt nach dem Gründer Alexander M. Poniatoff, den ersten funktionierenden Videokassettenrekorder bei der National Association of Radio and Television Broadcasters in Chicago vorstellt und mit dem VR-1000 eine neue Ära im noch jungen Fernsehgeschäft einläutet. Von nun an konnten Videos über die Quadruplex-Technologie, auch Zwei-Zoll-Quad genannt, mit einer Bandgeschwindigkeit von über 38 cm pro Sekunde abgespielt werden.
Meilenstein der TV-Geschichte
Was früher einen Meilenstein in der TV-Geschichte markierte, ist für die Kinder von heute nur noch öde Historik. Es ist ja ohnehin viel spannender, die Magnetbänder der alten Kassetten mehr oder minder liebevoll zu malträtieren, während vom HD-Festplattenrekorder die neusten Kindersendungen abgespielt werden oder über den Blu-ray-Player der Spielfilm bestenfalls in 3D jederzeit zur Verfügung steht. Wen interessiert im Zeitalter von HD, SD und USB noch, dass die AMPEX-Quadruplex-Technologie noch bis in die 80er-Jahre bei ZDF und Co. dauerhaft im Einsatz war?
Immerhin 57 Jahre sind diese vergleichsweise großen Sprünge nun schon her. Für YouTube ist das ein Grund zu feiern. Mit dem „Tonbandmodus“, den der Nutzer auf der Einstellungsleiste von ausgewählten Videos findet, kann man seit heute Videos in der alten, klassischen VHS-Qualität anschauen. „Just click to turn back the clock and enjoy the static and fuzzy motion of the VHS era“, schreibt YouTube dazu auf seiner Google+-Seite und feiert die neuen Möglichkeiten, von nun an selbst bestimmen zu können, was im Fernsehen läuft: „Not too long ago, the video tape was the media of choice for living rooms around the world.“
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Happy Birthday, VHS!
Ist der VHS-Modus einmal aktiviert, kommt man in den Genuss des altbekannten, durchgängigen Rauschens beim Schauen des Videos. Zudem wird das Standbild beim Pausieren des Clips wellenartig verzerrt und beim Schluss kann es schonmal vorkommen, dass „unangenehme“ Überraschungen, etwa in Form von halbseitigen Ausfällen, auf den Zuschauer warten. Am Ton hat YouTube zum Glück nichts verändert. Auch die Animationen beim Vor- und Zurückspulen sind an den alten Videokassettenrekorder angepasst und führen häufig auch schonmal zu kompletten Ausfällen des Bildes.
Der „Tonbandmodus“ ist im Grunde etwas für Fans der frühen Fernsehgeschichte und für alljene, die neugierig genug sind, den Modus zu aktivieren. Dauerhaft wird ihn aber wohl niemand nutzen – Qualitäten von 480p und mehr sind da schon wesentlich angenehmer. Gerade für die Jugend dürfte es nicht uninteressant sein, mal reinzuschnuppern in die Welt vor YouTube, Vimeo und Co: Video-on-Demand in seiner ursprünglichsten und simpelsten Form, als es noch keine Mediatheken und Videoplattformen gab. Aber vielleicht stößt ja auch der ein oder andere Zeitzeuge auf die YouTube-Funktion und erfreut sich an den tollen Erinnerungen an die Zeit vor mehr als fünf Jahrzehnten.
In diesem Sinne: Happy Birthday, VHS und Chapeau, YouTube!
Bilder: Screenshots