Die Datensammelwut der einschlägigen sozialen Netzwerke ist vielen nicht ganz geheuer. Wo, wie und vor allem wie lange ein Eintrag gespeichert wird ist undurchschaubar. Eine kostenlose App tritt dagegen an: Wer auf Snapchat eine Bildnachricht erhält, hat bis zu 10 Sekunden Zeit, bevor sie sich von selbst löscht. Ganz neu ist die App zwar nicht, in den USA wächst die Zahl der Nutzer aber massiv. Vor allem bei Teenagern ist sie beliebt. Dort ist sie allerdings längst als Sexting-App in Verruf geraten. Schwappt der Hype nun über?
Snap und los
Die Bedienung ist einfach. Man muss sich registrieren und kann dann nach Freunden suchen, die ebenfalls angemeldet sind. Anschließend schießt man ein Bild, kann es mit einem rudimentären Zeichentool nachbearbeiten und stellt eine Zeit ein. Zwischen einer und zehn Sekunden, so lange wird das Bild dann für den Empfänger zu sehen sein.
Der Empfänger wiederum muss die Nachricht anklicken und den Finger auf dem Bildschirm lassen um sie zu sehen. Anschließend sieht man nur noch, dass eine Nachricht gesendet wurde. Das Bild selbst verschwindet.
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US-Teenies schüren den Hype
Snapchat ist nicht neu. Seit 2011 ist das Unternehmen am Start und gewann erst jüngst einen Preis für das am schnellsten aufsteigende Startup 2012. Gerade hat es zudem eine neue Finanzierung in Höhe von 13,5 Millionen US-Dollar erhalten und ist damit zwischen 60 und 70 Millionen Wert. Sogar mit einer Gründungs-Freundschafts-Rechtstreit-Saga à la Facebook kann das Unternehmen aufwarten. 100 Millionen Bilder werden pro Monat über die Plattform versendet.
Neben Al Gore sollen vor allem US-Teenager den Hype um Snapchat schüren. Zwar ist wenig bis nichts über die tatsächlichen Nutzer bekannt, nach einigen prominenten Fällen in den USA haftet dem Dienst längst das Image einer Sexting-Platform für junge Menschen an. So sind beispielsweise Nacktbilder von minderjährigen Schülerinnen einer Highschool in New Jersey auf Instagram aufgetaucht. Die Polizei ermittelt wegen Kinderpornographie.
Offensichtliche Lücken
Ganz sicher ist der Dienst im Zeitalter der Screenshots natürlich nicht. Zwar wird der Nutzer durch die App darüber informiert, ob der Empfänger einen Screenshot gemacht hat, gegen einfaches abfotografieren kann aber auch die beste Technik nichts ausrichten.
Wie bei allen anderen Diensten gehört also auch hier ein gutes Stück Vertrauen dazu. Das betrifft auch die Daten, die über die Plattform laufen. Zwar gelobt Snapchat, die Nachrichten nach dem Abrufen bzw. einer gewissen Zeitspanne zu löschen. Einen Anspruch bzw. eine Garantie bekommen die Nutzer aber nicht. Das Risiko liegt explizit beim Nutzer.
Gerechtfertigter Hype?
Wie bei so vielen Meldungen über die neue Social-Media-Welt könnte man auch bei Snapchat mal wieder sagen: wer braucht das? Die Antwort: Offenbar mehr Leute als man vielleicht denken könnte. Und so besetzt die App momentan eine Nische, die durchaus Wachstumspotenzial hat.
Aber auch in dieser Nische ist sie nicht allein. Apps wie Wickr und Gryphn haben ähnliche Ideen. Auch Facebook macht mit Poke Konkurrenz. Grundsätzlich ist ein bisschen Vergänglichkeit ja nicht das Schlechteste. Bei meinem Selbstversuch war ich bislang aber leider alleine – ganz ohne Nutzer aus meinem Bekanntenkreis. Aber was nicht ist…
Bilder: Snapchat, eigener Screenshot