Etwas überraschend hat Google angekündigt, in der Chef-Etage Reise nach Jerusalem zu spielen und die Zuständigkeiten neu zu ordnen. Fortan soll Sundar Pichai, der bislang Vizepräsident für Chrome und Apps war auch die Geschicke von Android leiten. Der bisherige Leiter Andy Rubin soll sich neuen Projekten widmen.
Android läuft auf 75 Prozent aller Smartphones
Die Tatsache, dass Pichai künftig in Personalunion Android und Chrome verantwortet, könnte Aufschlüsse darüber geben, wie es mit den beiden Plattformen weitergeht. Während sich Android in den letzten Jahren hervorragend entwickelt hat und inzwischen auf drei von vier Smartphones läuft, dümpelt Chrome OS noch immer etwas vor sich hin.
Auch im Tablet-Markt läuft es wie geschmiert für Google – schon dieses Jahr soll Android hier die Marktführerschaft übernehmen. Am liebsten wäre dem Suchmaschinenkonzern natürlich, dass man sich auch im Laptop- und Desktop-Markt eine dicke Scheibe vom Kuchen abschneidet – das jüngste Chromebook Pixel geht da schon einmal in die richtige Richtung und zeigt das Potential von touch-fähigen Google-Laptops auf.
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Android-Apps würden Chrome OS helfen
Doch Chrome OS hat nach wie vor ein großes Problem neben der Abhängigkeit von der ständigen Internetverbindung: Es gibt zu wenig Apps und Anwendungsmöglichkeiten außerhalb des Chrome-Browsers.
Doch die jüngste Personalie bei Google könnte da Abhilfe schaffen, denn wenn schon die Verantwortlichkeiten für Chrome und Android in die Hände einer einzelnen Person gelegt werden, dann liegt der Gedanke nahe, dass man die beiden Plattformen gleich komplett miteinander verbinden kann. Selbst Pichais Mutter ist sich nicht sicher, warum die beiden Systeme überhaupt separat agieren.
Günstiger Zeitpunkt für Zusammenlegung von Chrome und Android
Gemixt mit einer steigenden mobilen Internetverfügbarkeit, dem Trend zu mehr Cloud Computing und einer zunehmenden Verschmelzung von Laptops und Tablets könnte da ein erfolgreiches OS-Ökosystem zusammengebraut werden, das Microsoft und auch Apple Unbehagen bereiten dürfte. Erschwerend kommt hinzu, dass Microsofts Windows-8-Ökosystem noch zu jung ist, um den Markt zu dominieren (wenn es das überhaupt jemals schaffen wird) – der Zeitpunkt für eine groß angelegte Offensive ist also günstig.
Ein weiterer Vorteil für Google ist, dass sich bereits zahlreiche Hardware-Hersteller auf Android festgelegt haben oder wie HP neu damit experimentieren – es gibt also schon mehrere strategische Partnerschaften, von denen Chrome OS ebenfalls profitieren könnte.
Touch-Bedienung ist der große Vorteil von Android-Apps
Der größte Trumpf ist allerdings die Touch-Bedienung von Android Apps. Noch ist nur das Chromebook Pixel mit einem touch-fähigen Display ausgestattet, doch Chrome OS ist eigentlich nicht für fingerfertige User ausgelegt – im Gegensatz zu Android. Hinzu kommt, dass in Zukunft eher mit mehr als weniger Hybrid-Modellen zu rechnen ist.
Chrome OS und Android zusammenzulegen macht also gleich auf mehreren Ebenen erheblichen Sinn und die gestrige Ankündigung bezüglich Pichai macht die Verschmelzung in naher Zukunft mehr als wahrscheinlich. Vielleicht lässt Google schon zur I/O-Konferenz im Mai die Bombe platzen, denn es ist klar, dass Google das eigene Momentum und die derzeitige Schwäche von Windows 8 nutzen muss, bevor die Konkurrenz weiter Marktanteile gewinnt und somit Android-Chromebooks Steine in den Weg legt.
Bild: Google