Endlich ist das neue SimCity da. Lange war es bereits ersehnt worden. Allerdings hat es zum Verkaufsstart eine grandiose Bauchlandung hingelegt, weil Hersteller Electronic Arts die Spieler zwingt online zu zocken und dabei nicht rechtzeitig in der Lage war, ausreichend Serverkapazität bereit zu stellen. Böse Zungen behaupten, dass sich die Game-Industrie aus Angst vor Raubkopien die Fans vergrault. Ganz Unrecht haben sie damit nicht. Immerhin: das Spiel ist trotzdem recht gelungen.
Vorschusslorbeeren und hohe Erwartungen
1989 wurde die Stadt-Simulation erstmals veröffentlicht. Der neue, fünfte Teil der Serie ließ nun ganze zehn Jahre auf sich warten. Die Erwartungen waren dementsprechend hoch, zumal EA und Entwickler Maxis im letzten Jahr einen vielversprechenden Trailer veröffentlichten. Die ersten Beta-Tester heizten diese Stimmung weiter an.
Jedoch verdichtete sich dabei zunehmend auch bereits die erste Skepsis über den neuen Online-Zwang, den EA seinen Spielern abverlangt. Das Spiel muss beim EA-Service „Origin“ registriert werden. Im Unterschied also zu anderen Spielen, wo eine Online-Registrierung auch das Offline-Spielen erlaubt, muss der Spieler bei SimCity aber nun zum zocken immer online sein.
Verpatzter Start und vernichtende Kritik
Am 7. März ging es dann schließlich los. Die Spieler wurden auf die neuen Sim-Welten losgelassen. Es waren aber offenbar zu viele. Die Server konnten den Ansturm nicht bewältigen und wiesen die frisch gebackenen Sim-Bürgermeister zurück. Wer aber lässt sich schon von ein paar Server-Problemen abhalten und gibt auf? Richtig, kaum einer. Und weil der Zugang für viele erst nach vielen Stunden möglich war, stieg in der Zwischenzeit die Frustration. Beste klimatische Bedingungen also für den üblichen Entrüstungssturm .
Nicht nur auf dem EA-Forum beklagten sich die verhinderten Nutzer über die Probleme. Auch andere Plattformen wurden kurzerhand zum Kummerkasten umfunktioniert. Auf Amazon etwa ist die Kritik vernichtend: Allein auf der deutschen Seite gaben bisher mehr als 700 Käufer ihre Bewertung ab – die breite Masse verteilte dabei einen lausigen Stern. Völlig verständnislos sind die Kommentatoren über die Unfähigkeit, entsprechende Serverkapazitäten bereit zu stellen – Branchengrößen wie EA/Maxis dürfe so etwas nicht passieren, so die einhellige Meinung. In den USA nahm Amazon die Download-Variante sogar zwischenzeitlich aus dem Sortiment. Verärgert waren auch insbesondere die Frühbesteller des Spiels, die mit Ihrem vorzeitigen Kauf ein besonderes Recht auf privilegierten Zugang verbunden sahen.
Lucy Bradshaw, General Manager von Maxis reagierte mittlerweile in einer Stellungnahme und versuchte die Gemüter zu beruhigen. Sie verstehe den Frust, als Entschädigung gebe es für registrierte Spieler ein kostenloses Spiel. Details dazu sollen am 18. März folgen.
Immerhin das Spiel selbst gefällt (manchen)
Also (nach dem Skandal um Battlefield 3 mal wieder) ein EA-Fehlstart auf ganzer Linie? Nun ja, nicht ganz: Die Kritik zum Spiel selbst fällt immerhin gemischt aus. Auf Amazon mehren sich mittlerweile immerhin die positiven Kundenrezensionen, die das Spiel selbst thematisieren. Die mit dem Online-Zwang verbundenen Spiele-Features finden viele sogar ansprechend.
Die Städte werden nämlich nun auf kleinen bis großen Gebietskarten angelegt, auf denen auch andere ihre Städte bauen können. Daraus ergeben sich einige ganz nette Kooperationsideen, wie beispielsweise der Bau gemeinsamer Großprojekte. Wie viele der Kritiker sehe auch ich darin kein so revolutionäres Feature, dass den Online-Zwang rechtfertigt. Ich persönlich kann zwar damit leben, stelle aber fest, dass mir die modernen Online-Bestandteile vieler Spiele eher überflüssig erscheinen. Auch bei SimCity ist das der Fall, alleine schon wegen des sehr zeitintensiven Spielprinzips, das gemeinsam zocken wenig praktikabel macht.
Größter Kritikpunkt sind die recht kleinen Karten. Sie fordern dem Städteplaner viel Detailarbeit ab, denn ohne viel Mühe ist die Stadt bereits nach fünf Stunden komplett zugebaut. Spezialisieren, planen und umkonstruieren ist deshalb mehr als je gefragt.
Geringe Hoffnung auf Einsicht bei Spieleherstellern
Die jüngste Entrüstung über SimCity betrifft aber nicht nur dieses eine Spiel. Sie steht auch so ein bisschen stellvertretend für den Ärger über die Politik einer ganzen Branche. Viele der großen Spielehersteller muten dem Spieler so einiges zu. Ohne Aktivierung auf hauseigenen Servern kein Spiel.
Recht wirksam bekämpft die Branche so die Piraterie. Dem Spieler kommt es jedoch selten entgegen. Schon alleine weil ein Weiterverkauf des Spiels damit nicht mehr wirklich möglich ist – die Lizenz ist schließlich bereits mit dem eigenen Konto untrennbar verknüpft. Auch rechtlich ist der ganze Sachverhalt deutlich komplizierter als auf den ersten Blick sichtbar.
Was mir bei vielen Spielen zudem wirklich übel aufstößt, ist die neue Geldgier mit Ingame-Käufen. Die sind meinetwegen noch vertretbar, wenn ein Titel kostenlos ist. Das ist aber nicht immer der Fall. Beispielsweise bei Tiger Woods 13 hat EA seine Kunden zuvor nämlich schon deutlich heftiger „abgezockt“. Trotz des hohen Preises soll man im Spiel weiter Geld ausgeben. Der vorübergehende Serverstau scheint mir dagegen fast schon vertretbar. Toll jedenfalls, wenn die Spielehersteller sehen, dass die Fans nicht alles mitmachen.
Bilder: Electronic Arts
UPDATE: Gerade ist auf Reddit nun ein Hack aufgebaut, der nahe legt, dass man die Server bzw. den Online-Zwang aushebeln kann. Dies legt zumindest die Vermutung nahe, dass man die Server (die mittlerweile meist funktionieren) zum Spielen eigentlich gar nicht braucht.