Ja, es gibt sie noch. Menschen, denen das Bargeld heilig ist. Ich schließe mich als PVC-verseuchter Kartenfan aus dieser Gruppe aus, schließlich ist meine Geldbörse in auffälliger Regelmäßigkeit unterbesetzt. Für alle in höherem Maße Bargeld-affinen Menschen bietet der Dienst „Barzahlen“ jetzt eine neue Zahlungsmöglichkeit für online getätigte Einkäufe. Das Prinzip ist einfach: Irgendwo im Netz das Objekt der Begierde heraussuchen, dort sofern verfügbar als Zahlungsart „Barzahlen“ auswählen und bei einem Partner mit harter Währung löhnen. Fast wie früher. Technisiert. Modern.
„Barzahlen“ bringt Nostalgie in die Onlinewelt
Beim Onlinekauf ist es doch immer dasselbe. Man stöbert außerhalb des Amazon-Kosmos in kleineren Shops nach Kleidung, Elektronik oder anderen schönen Dingen und stellt während des Bezahlvorgangs dann zähneknirschend fest, dass die Zahlungsarten eingeschränkt oder die Versandkosten zu hoch sind. Vorkasse geht immer, Bankeinzug und PayPal immer öfter, die Kreditkarte ist auch gerne genommen und Nachnahme stets die preislich unattraktivste Option.
Klassische Zahlarten wie die für den Kunden herrlich flexible und für den Verkäufer unangenehm risikobehaftete Rechnung sind rar geworden – ganz zu schweigen von Barzahlung. Allerdings ist dies ein Phänomen des Online-Zeitalters, existieren hier schlicht keine „echten“ Kassen wie beispielsweise im Lebensmittelmarkt um die Ecke. Den Widerspruch zwischen barem Geld und digitalen Einkäufen will der bereits im Februar letzten Jahres aus der Taufe gehobene Dienst aus der Welt räumen. Und startet jetzt mit zwei Partnern in ganz Deutschland durch.
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Ohne Registrierung loslegen
Wer ab sofort einen Kauf im Internet tätigt und auf einen Shop stößt, der Barzahlung unterstützt, kann den Einkauf so begleichen, als wäre er auf klassischem Wege abgewickelt worden. Das Prinzip ist schnell erklärt: Online einkaufen, Zahlschein mit Barcode ausdrucken und zu einem Partner tragen. In Deutschland sind das aktuell die Drogeriekette dm und – testweise und bisher nur in Berlin – Filialen von mobilcom-debitel. Den jeweils nächsten Laden zeigt ein Filialfinder im Web oder die Barzahlen-App für Android und iOS. Dort angekommen an die Kasse gehen, Code abscannen lassen und neuzeitliche Scheine oder Münzen auf den Tisch legen. Wie schon in lange vergangenen Kulturen. Alternativ kann man sich auch einen Code aufs Handy schicken lassen und diesen vorzeigen. Falls ihr dem bedruckbaren Papier schon in ähnlichem Maße abgeschworen habt wie ich – dem Regenwald zuliebe.
Die Kasse informiert den Onlineshop im Anschluss in Echtzeit darüber, dass die Zahlung abgeschlossen ist. Schon findet die Sendung ihren Weg zum Paketdienstleister, der die Ware hoffentlich unbeschadet zum Kunden liefert. Dies ist auch anders herum im Falle von Rücksendungen oder Erstattungen möglich, sodass dm und mobilcom-debitel schon fast als kleine Finanzdienstleister agieren – in Wirklichkeit werden die Transaktionen im Hintergrund aber von der NordFinanz Bank AG abgewickelt. Für die Vor-Ort-Händler bleibt der Vorteil, Kunden in die eigenen Läden zu führen, die sich sonst möglicherweise selten oder gar nicht dorthin verirren. Stichwort Querverkauf oder ganz weltmännisch cross-selling.
Der „Killer-Shop“ fehlt noch
Im Grunde ist „Barzahlen“ ein zwischengeschalteter Vorkasse-Dienstleister. PayPal oder ClickAndBuy tun dasselbe, wickeln den Zahlungsstrom aber über andere Wege und nicht bar ab. Der große Vorteil des neuen Service: die nervige Zeitverzögerung bei Vorkasse-Bestellungen, bis das Geld endlich beim Verkäufer angekommen ist, entfällt. Bleibt abzuwarten, wie sich der Service in der Onlinewelt durchsetzen wird. Kommt sicher auch auf die Zusatzkosten für den Verkäufer an. Da „Barzahlen“ nur individuelle Angebote macht, ist schwer ersichtlich in welchen Sphären die Gebühren spielen. Man „orientiert sich an marktüblichen Preisen für Zahlungsdienstleister“, das lässt hoffen.
Eine nette Alternative ist die Barzahlung von Online-Einkäufen allemal. Ich befürchte jedoch, dass die jahrelange Gewöhnung ans digitale Transferieren von monetären Mitteln beim Online-Shopping das Barzahlen in seiner Nische belassen wird. Darüber hinaus ist der Dienst bisher bei nur wenigen und vergleichsweise unbekannten Online-Händlern gelistet. Der „Killer-Shop“ à la Amazon oder Zalando fehlt noch.
Altmodisch, aber trotzdem Fortschritt
Und dennoch: Hier wird das Beste aus zwei Welten innovativ kombiniert, hat reales Geld doch in seiner über Jahrhunderte entwickelten Form auch heute noch einige Vorteile. So behält man eher den Überblick über seine Finanzen und kann nur ausgeben, was sich auch tatsächlich in der persönlichen Börse befindet.
Dass ein zu ausgeprägtes Vertrauen in Plastik- und Kreditkärtchen so manchen in die Schulden treiben kann, beweisen viele US-Amerikaner mit ihrer ausgeprägten PVC-Mentalität. Mit „Barzahlen“ macht die Onlinegesellschaft somit in jedem Fall einen Schritt nach vorne. Für mehr Flexibilität und alte Werte, auch im Digitalzeitalter.
Bilder: Flickr / seanmcmenemy (CC BY2.0); Screenshot