Vor ein paar Monaten stellten zwei Doktoranden der Uni München eine Studie vor, die in der Presse Beachtung fand und doch leicht zu relativieren war. Die Münchner Forscher argumentierten, dass wegen der Abschaltung von Megaupload die Kino-Ticketumsätze leicht gesunken sind. Nun gibt es die Gegenstudie zweier US-Forscher.
Online-Umsatz um 6 bis 10 Prozent gestiegen
Michael Smith von der Carnegie Mellon University und Brett Danaher vom Wellesley College konnten in ihrer Studie zeigen, dass im Vergleich zu prognostizierten Umsätzen der Online-Umsatz zweier Studios um 6 bis 10 Prozent gestiegen ist. Man möge mir Arroganz unterstellen, aber wenn ich von Studien von Universitäten höre, deren Namen ich noch nie gehört habe, bin ich erst einmal skeptisch.
Also, rein in die Zahlen: Seit Januar 2012, als Megaupload abgeschaltet wurde, seien die digitalen Verkäufe der beiden Studios in zwölf Ländern um 10.500-15.300 Einheiten pro Woche angestiegen, digitale Leih-Kopien um 13.700-24.000 Einheiten. Das alleine erklärt noch nicht viel, denn immer mehr Menschen kaufen und leihen digital – es ist also schwierig nachzuweisen, dass es einen „Megaupload-Effekt“ gibt.
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Ländervergleich stärkt die Forschungsergebnisse
Die Studie gewinnt allerdings an Robustheit indem ein Ländervergleich angestellt wird, bei dem sich positive Korrelationen zeigen. Demzufolge sind die Umsätze stärker gestiegen, je mehr User Megaupload in einem bestimmten Land hatte. Die Korrelationen sind beim digitalen Einkauf größer als beim digitalen Verleih.
Die Forscher beziehen dabei länderspezifische Besonderheiten ein, wie die Verfügbarkeit und das Wachstum legaler Plattform, indem die digitalen Verkäufe und Ausleihen aus den Monaten vor der Abschaltung berücksichtigt wurden.
Ohne, dass ich mich als Statistik-Experten bezeichnen möchte – aber die Studie macht besonders wegen des Ländervergleichs einen relativ zuverlässigen Eindruck. Im Gegensatz zur Münchner Studie ist sie auch vollständig veröffentlicht, inklusive Daten, Methodologie, Formeln und statistischen Ergebnissen. Was das Vertrauen in die Ergebnisse allerdings ein bisschen schwächt, ist die Tatsache, dass die beiden Filmstudios, die ihre internationalen Umsatzzahlen zur Verfügung gestellt haben, lieber anonym bleiben wollen. Auch darf man bei Ergebnissen von nur zwei Studios bezweifeln, dass sich damit allgemeingültige Erkenntnisse aufstellen lassen.
Nachhaltigkeit des Wachstums ist unklar
Und zu guter Letzt: Die Studie bezieht sich lediglich auf 18 Wochen nach der Abschaltung. Es ist also ungewiss, und die Forscher räumen das ein, ob der Umsatzanstieg nachhaltig ist. Denn das Megaupload-Aus war pressetechnisch ein großes Event, das sicherlich andere Effekte nach sich zieht als eine eher stille Abschaltung oder Einstellung eines anderen Sharehosters. Auch weisen die Forscher darauf hin, dass die Vorteile einer solchen Abschaltung den Kosten der Regulierung gegenüber gestellt werden müssen – es wird also keine Empfehlung abgegeben, mit der Rasenmäher-Taktik das halbe Internet zu stutzen.
Es bleibt also weiterhin schwierig, auf Heller und Pfennig zu bestimmen, wie viel das Megaupload-Aus der Industrie gebracht hat, auch wenn die herrschende Meinung nun einmal ist, dass Piraterie Filmumsätzen schadet. Doch unabhängig davon macht die Studie auch deutlich, dass legale Alternativen Grundlage dafür sind, Raubkopien einzudämmen.
Es geht nur gemeinsam: Alternativen und Abschaltungen
Das schrieb einer der Forscher, Michael Smith schon vor zwei Jahren als er argumentierte, dass Hollywood Geld durch die Lappen gehen würde, indem international unterschiedliche Veröffentlichungszeiträume gelten und lokale Premieren teilweise verzögert würden.
Insofern ist die Argumentation der Studie, legale Alternativen weiter zu verbessern und gegebenenfalls regulatorisch einzugreifen, meiner Meinung nach richtig.
Bild: Screenshot / Danaher & Smith (2013)