Ein beträchtlicher Teil wissenschaftlicher Veröffentlichungen wird direkt oder indirekt von der öffentlichen Hand, also dem Steuerzahler, finanziert. Seit langem wird deshalb die Forderung erhoben, die Publikationen zumindest online frei verfügbar zu machen. Endlich geht die Politik das Problem an. Zumindest in den USA tut sich was, vielleicht auch bald in Deutschland.
Profitables Geschäftsmodell
Korrekte Quellen sind wichtig, das haben zahlreiche aberkannte Doktortitel jüngst bewiesen. Denn wissenschaftliche Veröffentlichungen entstehen nun einmal auf Basis vorheriger wissenschaftlicher Veröffentlichungen. Und diese finden sich vor allem in Bibliotheken bzw. deren Online-Datenbanken. Bibliotheken sind dementsprechend die Hauptabnehmer wissenschaftlicher Literatur. Sie kaufen nicht nur Bücher sondern müssen auch viel Geld für die zahlreichen Zeitschriften-Abos aufwenden. Davon profitieren zuallererst einmal die Verlage. Deren Funktion besteht darin, die Schriften der Wissenschaftler zu prüfen, zu veröffentlichen und zu vertreiben. Oft müssen die Wissenschaftler auch für ihre Publikation zahlen und das Nutzungsrecht an den Verlag abgeben.
Ganz offensichtlich sind an vielen Stellen dieses Prozesses öffentliche Gelder involviert. Auch das althergebrachte Geschäftsmodell mit den Verlagen in der Rolle als Mittler scheint durch die digitalen Möglichkeiten irgendwie überholt. Die Forderung deshalb: Forschungsergebnisse sollten frei digital zugänglich sein, zumindest jene Veröffentlichungen, die mit staatlicher Hilfe mitfinanziert wurden. Open Access, offener Zugang ist das Zauberwort.
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Deutschland berät noch, EU geht voran
Auch hierzulande wollen verschiedene Parteien schon seit langer Zeit freien Zugang zu staatlich (mit)finanzierter Forschung. Die Linke, die Grünen oder auch SPD haben entsprechende Anträge eingereicht. Ohnehin sind die Fürsprecher für den Open Access zahlreich. Erst Ende letzten Jahres sprach sich beispielsweise die Enquete-Projektgruppe Bildung und Forschung für Open Access aus. Selbst die EU hat sich dem Thema mittlerweile angenommen. Bis 2016 sollen immerhin 60 Prozent der öffentlich getragenen Forschung frei zugänglich sein.
Nach Vorstellung der EU können sich die Wissenschaftler dabei aussuchen, ob sie mit oder ohne Verlag veröffentlichen wollen. Im Rahmen des EU-Forschungsrahmenprogramms HORIZON 2020 sollen so alle Ergebnisse nach einer Frist von sechs bis zwölf Monaten zugänglich gemacht werden. Neelie Kroes, EU-Kommissarin für die digitale Agenda legt zudem allen Mitgliedsstaaten nahe, Open-Access-Modelle zu fördern.
USA legen vor
Auch auf der anderen Seite des Atlantiks hat sich die Politik offiziell dem freien Zugang verschrieben. Erst im letzten Jahr hatte eine vielbeachtete Petition mit über 65.000 Unterschriften die Aufmerksamkeit des Weißen Hauses erregt. In einem jüngst veröffentlichten Memorandum stellt die US-Regierung nun die Weichen für die weitere Open-Access-Strategie. Darin werden öffentliche Einrichtungen mit einem Forschungsbudget von über 100 Millionen US-Dollar aufgefordert, innerhalb von sechs Monaten einen Plan für verbesserten öffentlichen Zugang zu entwickeln. Eine Summe, mit der neben Vertretern aus der Wissenschaft offenbar auch die Verlage im Großen und Ganzen einverstanden sind.
Die US-Medien sehen den Schritt auch vor dem Hintergrund eines aktuell diskutierten Gesetzentwurfs zum Thema. Denn unabhängig vom Ausgang dieser Gesetzgebung schafft die Anweisung jetzt schon Fakten. Der aktuelle Vorstoß des Weißen Hauses wird zudem immer wieder im Zusammenhang mit dem Selbstmord von Aaron Swartz gestellt. Ihm drohten bis zu 35 Jahre Haft und eine Millionenstrafe, weil er illegal Artikel aus der geschützten Wissenschaftsdatenbank JSTOR heruntergeladen hatte.
Potenzial mit Hürden
Alles in allem sind die aktuellen politischen Vorstöße überaus erfreulich. Genau genommen kann man ja auch gar nichts dagegen haben, steuerfinanzierte Publikationen auch einsehen zu können. Nahe liegender Weise finden die betroffenen Verlage natürlich weniger gut, wenn Einnahmen wegbrechen. So manch ein Vertreter wettert da schon einmal gegen den fortschreitenden Zwang zur Digitalisierung.
Einige praktische Probleme wiegen aber durchaus schwer. Denn Wissenschaftler sind selbstverständlich daran interessiert, ihre Forschungsergebnisse in den großen und bekannten Zeitschriften ihres Faches zu veröffentlichen. Viele davon sind aber nun einmal in Verlagshänden. Hier beißt sich der Hund eventuell selbst in den Schwanz.
Darüber hinaus genügt es nicht, für funktionierenden Open Access einen politischen Rahmen zu schaffen. Auch die Wissenschaft muss zum Erfolg beitragen und die neuen Publikationswege nutzen. Gleiches gilt für die Bibliotheken. Hier gibt es noch viel zu tun: Nach meinen Erfahrungen ist offener Zugang im Moment noch eine sehr aufwendige Sucharbeit und ich lobe mir den Zugang zu den großen (privatwirtschaftlichen) Datenbanken.
Bilder: Paul Lowry (CC BY-SA 2.0), We the People