Seit einem guten halben Jahr steht Yahoo unter Beobachtung: Ex-Google-Managerin Marissa Mayer führt das Unternehmen und soll den Internet-Giganten wieder auf Erfolgsspur bringen. Erstes sichtbares Zeichen ist nun der Relaunch der Yahoo-Homepage. Doch das neue Layout ist gnadenlos bei der Konkurrenz abgekupfert – und neu erst recht nicht.
News-Stream? Facebook! Twitter! eBay!
Kurz gesagt wird die neue Homepage in einen News-Stream verwandelt. Statt Portalansicht scrollt man durch die einströmenden Nachrichten. Das hört sich ziemlich nach Facebook an. Oder nach Twitter. Oder nach eBay, die gestern ihr von Amazon und Pinterest abgekupfertes Redesign vorgestellt haben.
Gut, von eBay wird sich Yahoo seit vorgestern wahrscheinlich nichts abgeguckt haben, aber wenn man die Homepage statt lila blau einfärbt und die Nachrichten von Freunden wäre, könnte man fast glauben, man sei auf Facebook gelandet.
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Denn natürlich lässt sich der Stream personalisieren, was Yahoo-COO Henrique de Castro ja schon vor ein paar Wochen hat vermuten lassen (Stichwort: Das Internet wird persönlicher!). Sport, Entertainment, Aktienkurse – kein Problem. Zugeschnitten auf den einzelnen User. Der Schritt ist sicherlich nicht falsch, doch als innovativ sollte man das nicht bezeichnen.
Absoluter Wahnsinn: Nachrichten teilen
Man fragt sich auch, ob Yahoo-Vizepräsident Mike Kerns a) die Nutzer etwa für besonders naiv hält oder b) schon jahrelang nicht mehr im Internet gesurft ist, wenn er freudig eine neue Funktion ankündigt: Man kann auf einen Button klicken und – wie von Geisterhand – kann man die Nachricht via E-Mail, Facebook oder Twitter teilen. Er kann es nicht ernst meinen, das extra zu betonen.
Was gibt es noch Neues? Ach ja: User können Geburtstage ihrer Facebook-Freunde anzeigen lassen, wenn sie sich über Facebook Connect anmelden. Das können die nicht ernst meinen. Nicht nur, dass das nun wirklich kein Killer-Feature ist, es zeigt auch, wie abhängig Yahoo von anderen ist.
Nächstes Beispiel: Man kann seinem Yahoo-Nachrichtenstream auch „neu designte“ Applikationen hinfügen – die Facebook-Geburtstage sind der erste Vertreter, wobei unklar ist, was daran neu designed ist. Auch die als weiteres Beispiel bemühte Wetter-App dürfte die selben Temperaturen anzeigen, wie die Konkurrenz.
Wer will für Yahoo Apps entwickeln?
Doch selbst wenn man die Option von Yahoo-Apps in Betracht zieht: Wer soll die entwickeln, wenn man sich lieber um iOS, Android und Facebook kümmert? Und will Yahoo wirklich seinen Nachrichten-Stream mit Meldungen á la Farmville und Angry Birds vollstopfen? Facebook geht ja immer mehr den entgegengesetzten Weg und hat sinnlose App-Meldungen in den Ticker verbannt.
Der Relaunch von Yahoo ist also lächerlich und wird nichts dazu beitragen, den Internetgiganten wieder auf Erfolgskurs zu bringen. Und dabei wundere ich mich, denn Marissa Mayer halte ich für eine ziemlich intelligente Managerin. Zwei Abschlüsse von Stanford mit Auszeichnung, 13 Jahre bei Google, in denen der Suchmaschinenkonzern zum stets präsenten Branchenprimus aufstieg und vier Jahre hintereinander in der Liste der 50 mächtigsten Geschäftsdamen Amerikas – Mayer ist sicherlich nicht auf den Kopf gefallen.
Der erste Schritt – und ein langer Marathon
Was soll dann also der Relaunch, der vor fünf Jahren angebracht gewesen wäre und nun eine Farce ist? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Entweder dem Management Team fehlen wirklich die guten Ideen oder es ist leichter gesagt als getan Yahoo umzubauen. Natürlich, wie immer, ist es nur „der erste Schritt“, der gestern vorgestellt wurde. Doch wenn man bei der Symbolik bleiben möchte, hat man noch einen ziemlich langen Marathon vor sich.
Bild: Yahoo