Kaum ein Tag vergeht momentan, ohne dass man von irgendwelchen Hackerangriffen hört. Das jüngste Opfer war MTVs Twitter-Account, doch statt einer echten Attacke war das ein fragwürdiger Marketing-Stunt, der vielleicht trotzdem funktioniert hat.
Doch das Timing ist durchaus schlecht. In den letzten zwei, drei Wochen wurden zahlreiche namhafte Unternehmen angegriffen: Die New York Times, Bank of America, Apple, Facebook – die Liste ließe sich sicherlich noch ein wenig weiterführen. Angeblich sollen die Attacken von China ausgehen.
CEO liest vom Verkauf seines Unternehmens
Gestern dann folgte die Schreckensmeldung für Bernando Hees. Hees ist CEO von Burger King und musste gestern vermutlich in seinem Twitter-Feed die Meldung des offiziellen Firmen-Accounts lesen, dass seine Restaurantkette an McDonald’s verkauft worden ist. Der Grund: Der Whopper ist gefloppt. Gut, ein wenig amüsant ist das durchaus. Doch dadurch wird es eigentlich nicht besser. Inzwischen hat es auch die Automarke Jeep erwischt: Angeblich wurde man an Cadillac verkauft. Da hätte ich allerdings schon etwas Besseres als einen aufgewärmten Witz erwartet. Mutmaßlich ist die Anonymous-Splittergruppe LulzSec dafür verantwortlich.
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Und zwischen all diese Meldungen, mal bedenklich (Bank of America), mal vergleichsweise harmlos (Burger King) mischt sich die Nachricht, dass auch MTVs Twitter-Account gekapert wurde.
MTV und BET bewerben Musik-Festival
Doch statt eines tatsächlichen Angriffs handelt es sich um eine geplante virale Marketing-Aktion von MTV und dem Schwestersender Black Entertainment Television (BET). Und statt Horror-Nachrichten für den CEO gab es eher flache Fake-PR-Meldungen um Aufmerksamkeit für das im Juni in Los Angeles anstehende Musikfestival „BET Experience“ zu erzeugen.
Nun, das hat durchaus geklappt, womit man die Aktion eigentlich als gelungen bezeichnen könnte – insbesondere wenn man an den alten Spruch denkt „Schlechte PR ist besser als gar keine PR“. Allerdings finden viele den Scherz nicht so lustig. Sicher, MTV ist – zumindest dem Selbstverständnis nach – eine rebellische Marke, Synonym für die nicht immer gehorsame Jugend. Doch auch wenn man dem Sender daher bestimmt mehr durchgehen lässt als dem deutschen Sparkassenverband: Die Aktion zeugt von äußerst schlechtem Timing.
Erfolg ungewiss
Denn nicht nur sehen sich derzeit zahlreiche Unternehmen und auch Nutzer von realen Angriffen bedroht, auch ist es bis Juni noch eine halbe Ewigkeit hin. Ob sich durch eine solche Aktion mehr Tickets verkaufen oder mehr Leute einschalten wage ich zu bezweifeln.
Und selbst wenn seit dem Hack (haha) Burger King mehrere tausend neue Follower dazu gewonnen hat, hoffe ich, dass das nicht der Grund für die Aktion von MTV war. Denn während die Fastfood-Kette derzeit auf rund 113.000 Follower kommt, hat MTV 6,6 Millionen. In beiden Fällen fallen ein paar tausend Abonnenten mehr sicherlich nicht ins Gewicht, zumal die vermutlich nicht lange bleiben werden. Andererseits dürfte eigentlich zu wenig Zeit zwischen den beiden Vorfällen liegen, als dass sich MTV tatsächlich von der Hacker-Attacke auf Burger King hätte inspirieren lassen.
Abblasen hätte man die Sache allerdings durchaus noch können. So aber bleibt ein fader Beigeschmack zurück.
Bild: MTV