Auf „Pizza for Coins“ kann man sich seit neuestem in den USA eine Pizza nach Hause bestellen und diese mit Bitcoins bezahlen. „Quite modern“ und vor allem deshalb bemerkenswert, weil damit endlich mal was „ganz normales“ gekauft werden kann. In den vergangenen Jahren bewegte sich die Idee der „Internetwährung“ ja eher zwischen Skurrilität und Illegalität. Kommt das Bitcoin-Modell nun etwa in der alltäglichen Bezahlwelt an?
Bitcoins – revolutionäres System mit Tücken
Laut aktuellen Zahlen erreichen Bitcoins eine Marktkapitalisierung von 275 Millionen US-Dollar. Nicht gerade wenig. Bei den Bitcoins handelt es sich um dezentrale, digitalisierte Währung. Diese wird in einem Netzwerk verwaltet, das jede Geldübermittlung registriert. Bitcoins entstehen sozusagen über die Bereitstellung von Rechenleistung für das Netzwerk. Vereinfacht gesagt wird immer dann ein Bitcoin erreicht, wenn ein in einem Netzwerkknoten ein neuer Block erstellt wird. Dafür gibt es dann eine „Belohnung“.
Insgesamt ist die maximale Menge der Bitcoins auf 21 Millionen festgelegt. In den ersten vier Jahren wurde die Hälfte dieser Summe geschaffen, seither wird der Betrag alle vier Jahre halbiert, so dass man sich irgendwann sehr langsam der Obergrenze annähert. Durch die Registrierung jeder Geldübermittlung gelten Bitcoins als fälschungssicher. Vor „Diebstählen“ der nötigen kryptographischen Schlüssel ist man aber nicht gefeit. Genau das hatte sich zuvor schon als großes Problem herausgestellt, als digitale Diebe im März letzten Jahres eine Sicherheitslücke beim Webhoster Linode ausnutzten. Dabei wurden die digitalen Geldbörsen mehrerer Nutzer geplündert. Fast 230.000 US-Dollar war der Inhalt seinerzeit Wert.
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Nicht an der Wechselstube erhältlich
Woher kommt man nun aber an Bitcoins? Bisher war es, verhalten ausgedrückt, schwierig, Bitcoins zu erwerben. Ich hatte es im letzten Jahr kurzzeitig versucht, dann aber schnell wieder aufgegeben, weil alle Möglichkeiten auf Foren und anderen undurchsichtigen Angeboten mehr als zweifelhaft erschienen. Ich hätte jedenfalls nirgends meine Bezahldaten eingeben wollen. Hier eine kleine Übersicht.
Seit Dezember 2012 gibt es nun die erste virtuelle Wechselstube mit Banklizenz. Zusammen mit den beiden französischen Finanzfirmen Aqoba und Credit Mutuel entstand Bitcoin-Central. Dort kann man nun ein Konto anlegen und Bitcoins handeln. Wie bei allen Währungen hängt der Preis natürlich vom Währungspaar ab, das gehandelt wird. Der Preis für einen Bitcoins wird dort aktuell mit 19 Euro angegeben. Das war ganz und gar nicht immer so. Der Preis schwankte in den letzten Jahren nicht gerade wenig. Nach der Einführung erreichte die Währung Mitte 2011 den höchsten Wert – über 30 US-Dollar – um anschließend deutlich – auf zwischenzeitlich unter 5 US-Dollar – zu fallen. Befinden wir uns also in einem neuen Preishype? Der Chart sieht ein bisschen so aus.
Spielplatz im rechtlichen Graubereich
Zusammen mit den obskuren Bezugsquellen für die Währung und der hohen Schwankungsbreite des Kurses war auch auf der Angebotsseite bislang wenig geboten. Dabei es solche gibt schon lange. Diese Angebote, wie auch die Angebotsseiten erscheinen jedoch meist nicht ganz koscher. Live-Strips (NSFW) und allerlei Drogen kann bzw. konnte man beispielsweise mit den Coins erwerben.
Auch das bekannte Kopierschutzentfernprogramm AnyDVD des Herstellers Slysoft konnte bis vor kurzem nur über Bitcoins oder Paysafecards bezahlt werden. Selbst Seiten, auf denen vermeintlich „normale“ Artikel gekauft werden können, sehen eher weniger schick aus. Bekannt sind hier beispielsweise Bitmit für Auktionen oder Ogrr für Kleinanzeigen.
Pizza umständlich – dafür nerdiger!
Im Vergleich zu den bestehenden Angeboten ist die Pizza-Variante also nun vergleichsweise vertrauenserweckend. Neu ist der Pizza-Kauf aber nicht. Die ersten mit Bitcoins erworbenen Gegenstände waren nämlich zwei Pizzen. Am 21. Mai 2010 wurden die für 10.000 Bitcoins gekauft.
„Pizza for Coins“ ist trotzdem neuartig, denn es vereint zwei klare Annehmlichkeiten: Erstens werden die Pizzen selbst von großen und bekannten Unternehmen gebacken und gebracht. Im Moment ist das Domino’s Pizza. Pizza Hut und Papa John’s sollen bald dazu kommen. Zweitens muss man nicht bereits Bitcoins haben, um etwas damit zu bezahlen. Der Anbieter übernimmt den Tausch der Währung. Für eine kleine Gebühr, versteht sich. Circa 11 Euro kostet eine Pizza im Moment inklusive der Wechselgebühr damit aktuell. Mashable errechnet einen Preisvorteil, der aber durch die starken Wechselkursschwankungen äußerst relativ ist.
Noch keine Revolution in Sicht
Ok, ganz persönlich könnte ich mich natürlich ein wenig daran ergötzen, meine Pizza „digi-hip“ zu bezahlen. Außer dem Coolness-Faktor sehe ich aber keinen wirklichen Vorteil. Denn alles in allem ist es ja immer noch recht umständlich, muss ich doch eine Gebühr fürs Wechseln bezahlen und mir erst einmal den marktaktuellen Preis der Bestellung errechnen. Die einfache Alternative liegt dabei einen Klick weit entfernt.
Neben guten Angeboten und vertrauenserweckenden Bezahldiensten ist dieser relative Preis vielleicht der entscheidende Punkt. Denn auch daran entscheidet sich, ob sich die Währung je aus der grauen Internetwolke herausbewegen und massentauglich werden wird. Mit anderen Worten: es muss erst einmal normal werden, dass ich Preise sofort auch in Bitcoins auf dem Schirm habe. Wer schon einmal im Nicht-Euro Ausland gelebt hat, wird bestimmt nachvollziehen können, dass man irgendwann nicht mehr in Euro umrechnet, sondern in der fremden Währung kalkuliert. Auch einen Kauf in US-Dollar oder sogar Singapur-Dollar könnte ich aus dem Bauch heraus überschlagen. Bei den Bitcoins ist das im Moment noch anders.
Ein weiteres Problem bei der Preisstabilität der Bitcoins kommt aber dann noch hinzu: wenn tatsächlich plötzlich zahlreiche Menschen Bitcoins erwerben wollen dann werden die großen Preisschwankungen wohl eher noch verschärft. All der Hürden zum Trotz: I want some!
Bilder: Emrank (CC BY-SA 2.0), TraderTim (CC BY-SA 2.0), EpSos.de (CC BY-SA 2.0)