Gestern war in den USA der Verkaufsstart des Surface Pro und wenige Stunden nach dem Start war das Tablet in der 128 GB-Version ausverkauft – zuerst im Microsoft Online Store, später auch bei den US-Ketten Best Buy und Staples. Gute Nachrichten für Steve Ballmer, vermasselte Distribution oder inszenierte PR-Story?
Nach wie vor keine offiziellen Verkaufszahlen des Surface RT
Das Microsoft-Tablet gibt es schon seit Oktober in der abgespeckten RT-Version mit Windows RT – auch in Deutschland (in Deutschland steht der Verkaufsstart des Surface Pro noch nicht fest). Doch Steve Ballmer scheut sich konsequent, Verkaufszahlen zu nennen. Der einzige offizielle Hinweis auf den Erfolg des Surface RT stammt aus dem letzten November, da sprach der Microsoft-CEO von einem bescheidenen Verkaufsstart. Es wird allerdings vermutet, dass bisher weniger als eine Million Einheiten verkauft wurden, doch Microsoft hat schätzungsweise 3-5 Millionen RT-Tablets produziert.
Wie Digitimes meldet, hatte Microsoft daher beim Surface Pro ebenfalls nur mit einem anfänglichen Verkaufsvolumen von einer Million Tablets geplant. Doch können die wirklich innerhalb weniger Stunden ausverkauft sein, wenn vom Surface RT die gleiche Anzahl in etwa 3,5 Monaten verkauft worden ist?
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Auch die Vorbestellungen des Surface RT waren ausverkauft
Allerdings muss man bedenken, dass es auch beim Surface RT ähnlich Ausverkaufs-Meldungen gab. So war es in den USA bereits nach einem Tag nicht mehr möglich, das günstige 32GB-Modell vorzubestellen. Als die Auslieferung dann losgehen sollte, hatte Microsoft in Europa mit schweren Problemen zu kämpfen, was verspätete Lieferungen nach sich zog. Offizieller Grund für das Desaster war das Sicherheitssystem eines Kreditkartenunternehmens.
Bisher ist davon bei dem jüngsten Ausverkauf nichts zu hören. Panos Panay, Microsofts Chef der Surface-Sparte, ist sogar überrascht, dass das 999-Dollar-Modell mit 128 GB so schnell ausverkauft wurde und schiebt hinterher, dass man natürlich versuche, die Händler wieder so schnell wie möglich zu bestücken. Das heißt also, dass in Microsofts Lagerhallen noch ein paar Pro-Tablets rumliegen müssten, was auf eine heftige Fehlkalkulation oder einen lancierten PR-Stunt hindeutet.
Meiden die Kunden Windows RT?
Ein weiterer Faktor könnte natürlich sein, dass die Kunden einen großen Bogen um das abgespeckte Windows RT beziehungsweise Surface RT machen und man lieber auf die Pro-Variante gewartet hat, die mit einem voll ausgestatteten Windows 8 daherkommt. Allerdings haben viele Nutzer anhaltende Schwierigkeiten, den Unterschied zwischen Windows 8 und Windows RT zu erkennen.
Außerdem ist das schwer in der Hand liegende Pro-Tablet auch nicht gerade günstig. Selbst das vergleichbare iPad der vierten Generation mit LTE und 128 GB kommt gerade einmal auf 929 Dollar. Insofern kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, dass Microsoft vom Andrang auf das Surface Pro überrascht wurde. Viel eher wurde bewusst konservativ kalkuliert, um nun eine PR-Meldung über eben diesen Andrang verbreiten zu können.
In den nächsten Wochen werden wir dann wissen (oder eben auch weiterrätseln), ob der schwache Verkaufsstart des Surface der RT-Version geschuldet war und ob Microsoft mit dem Surface Pro eine ernstzunehmende Konkurrenz für das iPad werden kann.
Bild: Microsoft