Die Würfel sind gefallen, Michael Dell übernimmt zusammen mit dem Privat Equity-Investor Silver Lake und weiteren Finanzierungspartnern sein selbst gegründetes Unternehmen um sich dem Sog der Börse zu entziehen. Mit an Bord: Microsoft mit einer Anleihe im Wert von 2 Milliarden Dollar. Direkte Anteil erwirbt Steve Ballmer aber nicht.
Der Zuschuss von Microsoft ist auf der einen Seite verständlich und auch nicht ungewöhnlich, schließlich hat man auch in andere Unternehmen investiert, ohne sie direkt zu übernehmen – prominente Beispiele sind Facebook oder Nokia. Doch was will Microsoft mit Dell?
Dell trifft den PC-Rückgang am härtesten
Berichten zufolge sind Michael Dell und Steve Ballmer gute Freunde, aber bei Geld hört die Freundschaft bekanntermaßen auf. Doch auch die beiden Firmen arbeiten seit Jahren eng zusammen und bringen mehr oder weniger gemeinsam Dell-PCs mit Windows-Betriebssystem auf den Markt. Doch der PC-Absatz schwächelt und ging im letzten Jahr um 3,2 Prozent zurück. Dell traf es noch härter: minus 21 Prozent.
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Stattdessen kaufen die Kunden vermehrt Smartphones und Tablets – ein Gebiet auf dem Microsoft und Dell bislang nicht ganz so erfolgreich sind. Und das ist wohl der Hauptgrund für die nun geschlossene Allianz. Wer fies sein wollte, könnte das Sprichwort bedienen „Zwei Verlierer machen noch keinen Gewinner“, doch gemeinsam wollen die beiden wohl versuchen, diese Gleichung zu widerlegen.
Microsoft möchte mit der verstärkten Partnerschaft nämlich sicherstellen, dass Windows von einem großen PC-Hersteller verwendet wird. Macht Sinn – doch Dell setzt schon längst auf Windows. Auch beim Dell-Tablet XPS 10 wird auf Windows 8 gesetzt.
Welche anderen Betriebssysteme könnte Dell verwenden?
Doch welche anderen Optionen hätte Dell? Zwar gibt es Dell-Server und einen Laptop, die auf Linux basieren, allerdings wird das wohl kaum das Kerngeschäft von Dell werden, zumal man sich in den letzten Jahren vermehrt auf Geschäftskunden fokussiert hat. Anders sieht das bei Tablets aus, da könnte Dell natürlich auch mal Android ausprobieren. Ist das also der Grund für den Milliarden-Check aus Redmond?
Zwar habe ich keine Verkaufszahlen finden können, doch Dell ist nun wirklich nicht für seine Tablets bekannt. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Und obwohl Microsoft bei Dell operativ nichts zu sagen hat, will man bei der grundlegenden Strategie und zukünftigen Hardware-Designs schon ein Wörtchen mitreden – also auf Windows pochen. Der Schritt ist verständlich und wirkt gleichzeitig ein wenig verzweifelt. Denn offensichtlich verkauft sich weder das Surface gut, noch zeigen andere Hersteller Interesse an Windows 8-Tablets, sodass man diese jetzt wohl mehr oder weniger einkaufen muss.
Gibt es bessere Kooperationspartner für Microsoft?
Doch welche anderen Optionen hätte Microsoft gehabt – Dell steht schließlich schon nah an der Seite Microsofts. Wie wäre es zum Beispiel mit einer stärkeren Verbindung zu HTC gewesen? Denen geht es auch nicht sonderlich gut und trotzdem haben sie ein paar schöne Smartphones und ein Tablet im Portfolio. Hier hätte man einen Hardware-Hersteller noch stärker an sich binden können, der angesichts der harten Konkurrenz aus Südkorea und China mit sinkenden Marktanteilen zu kämpfen hat und bislang fast ausschließlich im Android-Lager operiert.
Womöglich sieht Microsoft dafür aber auch keine Notwendigkeit, schließlich orientiert sich HTC in Sachen Tablets auch so bereits verstärkt in Richtung Redmond. Zu sicher sein kann man sich da allerdings nie, zumal HTC bei anhaltenden Verlusten sehr schnell Geschichte sein kann.
Abgesehen von der fragwürdigen Effektivität des Microsoft-Dell-Deals birgt dieser auch noch die Gefahr, dass sich andere PC-Hersteller wie HP und Lenovo gegenüber Dell benachteiligt fühlen. Und so wird schon gemutmaßt, dass die Microsoft-Unterstützung der beste Türöffner für Google mit Android und seinen Chromebooks sein könnte. Ergo: Auch wenn die Kooperation zwischen Dell und Microsoft sicherlich nicht die schlechteste Entscheidung ist – die beste ist sie bestimmt auch nicht.
Bild: Dell