Nokia-CEO Stephen Elop hat ein Interview gegeben und sich entweder verplappert oder Nokia geschickt ins Gespräch gebracht. Oder die Journalisten und Blogger (inklusive mir) stricken eine Geschichte aus ein paar Gesprächsfetzen. Doch man kann durchaus annehmen, dass Nokia mit einem eigenen Tablet liebäugelt.
Es ist strategisch, nicht über seine Strategie zu reden
In Sydney sprach Elop davon, dass man sich den Tablet-Markt sehr genau anschaue, insbesondere seit Microsoft das Surface vorgestellt hat. Der Fokus liege zwar auf einem Tablet mit Microsoft-Betriebssystem, doch ein PR-Manager eilte schnell herbei um Elop daran zu erinnern, er möge betonen, dass noch keine Entscheidung gefallen sei. Wenn man Larry Pages schönen Merksatz zugrunde legt („We don’t generally talk about our strategy…because it’s strategic“) fragt man sich, was den Nokia-CEO geritten hat, solch ein Statement abzugeben.
Elop argumentiert in dem Interview zwar nicht zu Unrecht, dass es für den User sinnvoller sei, auf ein Windows-Ökosystem mit PC, Nokia-Tablet und Lumia-Phone zu setzen. Aber da Microsoft sich mit den Verkaufszahlen des Surface auffällig zurückhält, kann man schwer davon ausgehen, dass die nicht gerade exorbitant sind. Als ehemaliger Microsoft-Manager wird Elop da sicherlich mehr wissen.
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Nokia fürchtet den Android-Markt
Doch weiter in die Strategie-Interna von Nokia: Der Grund weshalb man Ende 2011 beim Lumia nicht auf Android gesetzt habe, sei, dass der Android-Markt damals schon sehr besetzt gewesen sei und man gefürchtet habe, vom Marktanteil von Samsung & Co. erdrückt zu werden. Schaut man sich im Nachhinein den Werdegang von HTC an, waren die Befürchtungen wohl gerechtfertigt. Doch der Tablet-Markt sieht etwas anders aus.
Ein kurzer Exkurs in die Smartphone- & Tablet-Geschichte: Das erste iPhone wurde November 2007 vorgestellt, HTC stellte im Oktober 2008 das erste Android-Smartphone vor. Die Lumias kamen im November 2011 in den Handel. Macht vier Jahre Rückstand auf Apple und drei Jahre Rückstand auf die Android-Konkurrenz. Das erste iPad kam im April 2010 auf den Markt, das Samsung Galaxy Tab folgte im Oktober 2010. Macht aktuell knapp drei Jahre Rückstand auf das iPad und „nur“ knapp 2,5 Jahre Rückstand auf Android-Tablets.
Android-Tablet-Markt hat mehr Potential
Neben dem zeitlichen Vorteil ist der Android-Tablet-Markt auch noch nicht so zementiert wie der Markt für Android-Smartphones. Denn während Samsungs Marktanteil hier bei knapp 30 Prozent liegt, erreichen die Südkoreaner im Tablet-Markt nur einen Marktanteil von 15 Prozent. Hinzu kommt, dass der Marktanteil von anderen Android-Tablets im letzten Jahr um 77 Prozent gewachsen ist. Bei Android-Smartphones – Samsung ausgenommen – lag das Wachstum lediglich bei 23 Prozent. Ergo: Mit dem richtigen Produkt könnte man es bei Android-Tablets theoretisch sogar zur Nummer 2 hinter Samsung schaffen.
Wem galt die Elop’sche Botschaft?
Warum also der Fokus auf Windows Tablets, wenn Android als Plattform attraktiver ist? Während Microsoft schätzungsweise 230 Dollar pro Lumia-Gerät an Nokia überweist, ist unklar, ob (und wie viel) Steve Ballmer auch für ein Windows-Tablet von Nokia bezahlen würde, schließlich würde man damit die eh schon moderaten Verkaufszahlen des Surface gefährden.
Vielleicht ist das auch ein Grund, weshalb Elop einen Einblick in Nokias Strategiespiele gewährte: Die Nachricht „Wir fokussieren uns auf Windows, schauen uns den (Nicht-) Erfolg des Surface an und schließen Android nicht aus“ kann nämlich auch an Steve Ballmer adressiert gewesen sein. Und offen gestanden hoffe ich für Elop, dass das der Grund für seine Offenheit war.
Bild: Flickr / luca.sartoni (CC BY-SA 2.0)