Nur einen Tag nachdem Facebook seine Quartalszahlen vorgelegt hat, kündigt Mark Zuckerberg die „Facebook Card“ an. Die neue Geschenkkarte setzt auf dem bislang etwas stiefmütterlich behandelten Facebook Gifts auf und ist zunächst nur in den USA erhältlich.
Wer partout nicht weiß, was er der Liebsten zum Geburtstag schenken soll, kann nun also (Facebook-Freundschaft vorausgesetzt) eine Facebook-Karte mit Guthaben aufladen und an den Glücklichen senden lassen. Der- oder diejenige bekommt dann eine Benachrichtigung bei Facebook und wird gebeten die Adresse anzugeben, an die die Karte geschickt werden soll. Ist die Karte da, kann im Laden eingekauft werden und mit der Facebook Card bezahlt werden.
Lediglich vier Partner zum Start
Während es praktisch ist, die Karte mehrfach aufladen zu können, ist die Auswahl bislang noch mau: Target (vergleichbar mit Walmart), Jamba Juice (eine Art Bäckerei mit Frühstück und Lunch-Angebot), Olive Garden (Italienische Restaurantkette) und Sephora (Make-Up und andere Utensilien für die Dame) sind von Anfang an dabei.
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Ich weiß noch nicht ganz, was ich davon halten soll. Gestern bei den Quartalszahlen habe ich ja gemeckert, dass Facebook das Nicht-Werbegeschäft nicht vernachlässigen sollte, aber so ganz haut mich das nicht vom Hocker.
Facebook Cards ist noch nicht ganz durchdacht
Die Kollegen von „Wired“ sind auch skeptisch: Obwohl Facebook auf der Karte steht, kann man die Karte nicht für Einkäufe im Facebook Gift-Shop nutzen. Obwohl man auf die Karte über eine App zurückgreift, kann man über die App nicht bezahlen. Und obwohl Mark Zuckerberg gestern im Investor Call sagte, dass er nicht mit einem schnellen Umsatzwachstum von Facebook Gifts rechne, spricht er nun von einer „großartigen User-Experience“. „Wired“ hingegen schreibt, man könne das Gefühl bekommen, dass Facebook Cards etwas sonderbar von einem BWL-Absolventen entwickelt wurde, um ein bisschen Umsatz aus Facebooks User-Basis zu quetschen. Das nennt man wohl vernichtende Kritik.
Auch die Kollegen von „All Things D“ sind nicht restlos überzeugt und fragen sich, warum für jeden Partner ein separates Guthaben verwaltet wird. Sprich, ich kann 20 Dollar bei Target ausgeben und 30 Dollar bei Olive Garden, aber damit eben nicht 50 Dollar für Schminkkram. Natürlich würde das den Partnern nicht so gut gefallen, schließlich ist ja der Sinn von Geschenkkarten, dass das Geld eben auch dort ausgegeben wird. Doch ich würde behaupten, dass Facebook bei den Verhandlungen eigentlich am längeren Hebel sitzt.
Klassischer Fall von Potential nicht ausgenutzt
Ja, die Karte hat durchaus Potential, aber nicht als einzelnes Produkt, sondern in Kombination mit einer generellen Payment-Offensive. Wenn es zum Beispiel möglich wäre, zusätzlich zu Offline-Geschäften bei jedem x-beliebigen Online-Shop sich über Facebook Connect anzumelden und dort das Kartenguthaben zu nutzen, hätten viele Parteien gewonnen.
Die Shop-Betreiber würden die Hindernisse beim Online-Kauf weiter senken und könnten vielleicht sogar mit Amazons Ein-Klick-Bezahlsystem konkurrieren oder ihre Produkte direkt auf Facebook verkaufen. Die User hätten mehr Auswahl und könnten einkaufen ohne einen Account anlegen zu müssen. Und Facebook würde eine hübsche Provision einstreichen und gratis dazu Daten über das Kaufverhalten seiner User. Gespickt mit Facebook Deals, Bezahlmöglichkeiten über die Facebook-App und dem NFC-Chip auf dem Smartphone, Sponsored Stories und gezielten Werbeoptionen für die Händler wäre das eine runde Sache, die potentiell eine große Umsatzquelle sein könnte.
Weiterentwicklung wird dringend empfohlen
Das Ganze könnte man noch weiter denken: Statt einer reinen Guthabenkarte könnte man mit VISA oder MasterCard als Partner eine voll funktionsfähige Kreditkarte anbieten und ähnlich wie die Payback-Karte noch ein umfassendes System zum Punkte sammeln aufbauen. Könnte. Doch so bleibt die Karte nur eine nette Zusatzfunktion, die in der Nische bleiben wird, wenn ihre Funktionalität nicht kräftig aufgebohrt wird. Der Kreativität sind da eigentlich keine Grenzen gesetzt. Ich hoffe, Facebook reagiert auf die Skepsis.
Bild: Facebook