Gerade läuft die DLD-Konferenz in München und auf der Bühne war ein prominenter Gast zum Interview geladen: Henrique DeCastro, seit Jahresanfang COO von Yahoo, den seine frühere Kollegin und nun CEO von Yahoo, Marissa Mayer, für viel Geld von Google abgeworben hat.
„Das Portal muss transformiert werden“
Und bei der Konferenz präsentierte der Neue dann auch gleich die Strategie des angestaubten Internetriesen. Die lässt sich eigentlich kurz zusammenfassen: „Das Portal muss transformiert werden“, so DeCastro. Das Zauberwort heißt Personalisierung. Jetzt kann man dem Novizen noch etwas Schonfrist zugestehen, aber das hätte ich denen auch sagen können.
Etwas einfallsreicher ist da die Gleichung, die eine andere Yahoo-Quelle aufmacht: „Google findet Links zu Inhalten, bei Yahoo werden die Inhalte schon da sein“. Aha. Sprich, mehr Kooperationen mit Content-Lieferanten, mehr Content-Kreation und ein schlauer Algorithmus schustert das ganze dann individuell zugeschnitten zusammen. Ob das die richtige Strategie ist?
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Wenn es doch alles so einfach wäre
Natürlich wird das Internet personalisierter, natürlich sind alle auf der Suche nach Top-Content, doch der ist teuer und begehrt, zumal wenn für jeden ein Blumenstrauß an Inhalten bereitgestellt werden soll. Nicht umsonst produzieren YouTube, Hulu und Netflix inzwischen selbst, weil sie eben nicht alle Inhalte bekommen, die sie gerne hätten. Hinzu kommt: Yahoo ist in vielen Fällen nicht ohne Konkurrenz. So wollte sich das Portal im vergangenen Jahr die Übertragungsrechte der Fußball Bundesliga sichern, um eine Online-Sportschau in Deutschland zu etablieren, letztlich entschied sich die Deutsche Fußball Liga aber für Sky und den Axel Springer Verlag als Partner.
Im Printbereich ist es nur unwesentlich einfacher: Google streitet sich seit Jahren mit den Verlagen um das Anzeigen von Links und Textschnipseln und will dafür nichts bezahlen. Yahoo wird das nicht anders gehen.
Bei Musik ist es etwas einfacher geworden: Streaming-Dienste gibt es wie Sand am Meer, doch bislang schreibt keiner schwarze Zahlen (zumindest kenne ich keinen).
Hinzu kommt, dass das Internet immer fragmentierter wird – sprich der Eine schaut gerne französische Dokumentationen, der Andere hört lieber Musik aus den Goldenen Zwanzigern. Der Dritte ist auf Business-Nachrichten aus Asien angewiesen und der Nächste weiß gerne, was in seinem Dorf stattfindet. Und das will Yahoo alles bereitstellen, individuell sortieren und ausliefern? Geld verdienen ist ja auch ein oft geäußertes Ziel. Na dann viel Erfolg.
Fokus auf neue Geschäftsfelder oder die Kernkompetenz?
Auf der anderen Seite: Was sind die Alternativen? Internetsuche und Werbevermarktung? Macht Google besser. eCommerce? Macht Amazon besser. Social Network? Macht Facebook besser. Es ist schon nicht vollkommen verkehrt, sich auf seine Kernkompetenz zu konzentrieren und nicht sinnlos in ein anderes Geschäftsfeld zu drängen in dem sich bereits Schwergewichte etabliert haben.
Doch was ist Yahoos Kernkompetenz? Das Konglomerat hat so viele Firmen und abartig viele Webseiten und Dienste im Portfolio, dass ich als User mit Yahoo nicht mehr viel verbinde – maximal noch die Portalseite, den Freemail-Dienst und das Wetter auf meinem iPhone. Bis auf das Wetter nutze ich gar nichts davon und scheine nicht der Einzige zu sein: Im Jahresvergleich haben die Startseite, Yahoo Mail und die Suchfunktion zum Teil stark Federn lassen müssen.
Die beste schlechte Strategie
Insofern könnte es schon sein, dass die Strategie „Mehr Premium-Content, mehr Personalisierung“ die beste schlechte Option ist um das Portal als alte neue Anlaufstelle für Alles zu positionieren – es kann ja auch gutgehen, auch wenn es äußerst schwierig wird. Innovativ ist das aber nicht wirklich. Und klar ist auch, dass Yahoo dafür einen langen Atem braucht und tief ins Portemonnaie wird greifen müssen.