Google und Print-Verlage waren noch nie große Freunde. Während man in Belgien sich inzwischen näher kennengelernt hat, hapert es in Frankreich noch ziemlich.
Die Kurzversion: Um die Urheberrechtsstreitigkeiten über Links zu Nachrichtenseiten hinter sich zu lassen, hat Google den Franzosen 50 Millionen Euro angeboten, doch die wollen lieber 100 Millionen Euro. Und ziemlich schnell könnten beide als Verlierer dastehen.
Das Modell „Belgien“ überzeugt (noch) nicht
Die Langversion ist deutlich komplizierter, denn zunächst tickt die Uhr: Präsident Hollande hat angedroht, dass er die Situation mit Gesetzesmaßnahmen ähnlich dem deutschen Leistungsschutzrecht selbst klären werde, wenn innerhalb von zehn Tagen keine Einigung gefunden wird.
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Dabei gibt es einen Entwurf aus dem Nachbarland, der so schön als Vorlage dienen könnte: Damit Google problemlos Links und Textausschnitte von belgischen Verlagen in seiner Suche anzeigen kann, arbeitet man nun enger zusammen. Auf diese Wortwahl legt Google wert, denn man bezahle schließlich nicht für die Textschnipsel.
Stattdessen wirbt der Suchmaschinenkonzern in den Medien der belgischen Verlage für seine Produkte, wodurch Einnahmen von etwa fünf Millionen Euro pro Jahr entstehen. In anderen Worten: Man zahlt, bekommt etwas dafür, einigt sich auf die Wortwahl und alle sind glücklich.
50 Millionen? Lieber 100!
In Frankreich hingegen konnte man sich bislang nicht auf die Höhe der „Unterstützung“ einigen. Statt der von Google angebotenen 50 Millionen Euro denken die Verlage lieber in der Kategorie von 70-100 Millionen Euro. Ein kleiner Vergleich ist hilfreich: Die gesamten Online-Werbeeinnahmen der französischen Zeitungen und Magazinen liegen bei etwa 150 Euro Millionen Euro pro Jahr. Das ist Google die Sache nicht wert und wird somit zum Vabanque-Spiel für den Internetgiganten.
Das Leistungsschutzrecht, das Präsident Hollande vorschwebt, würde eine Abgabe von 4-7 Prozent auf die Konzernumsätze vorsehen. Doch dank zahlreicher Steuertricks verdient Google in Frankreich offiziell nur 138 Millionen Euro. Bei einer Abgabe von sieben Prozent entspräche das 10 Millionen Euro – etwa ein Zehntel dessen, was sich die Verlage wünschen.
Doch Googles tatsächlicher Umsatz in Frankreich wird auf 1,5 Milliarden Euro geschätzt. Einigen sich die G20-Länder im Februar wie die Steuerschlupflöcher geschlossen werden sollen, lägen die Einkünfte aus dem Leistungsschutzrecht bei etwa 100 Millionen Euro. Auch die Unternehmens- und Umsatzsteuer würden für Google deutlich steigen.
Für die Verlage wird die Rechnung es zum Nullsummenspiel
Warum gibt Google also nicht klein bei? Zum einen setzt man darauf, dass es wohl noch ziemlich dauern wird, bis eine entsprechende Gesetzgebung verabschiedet wird und greift. Und zum anderen würden die Verlage wenig gewinnen.
Denn im Elysee-Palast ist man der Auffassung, dass man die finanzielle Unterstützung der französischen Presse entsprechend zurückschrauben könnte, wenn den Verlagen die Google-Steuer geschenkt wird und dadurch zusätzliche Einnahmen entstehen. Es wäre also auch im Interesse der Verlage sich mit Google zu einigen und weiterhin öffentliche Zuschüsse zu erhalten.
Und schließlich generiert Google 30-40 Prozent des Traffics der französischen Verlagsseiten und hat in der Vergangenheit schon einige aus seinem Index rausgeschmissen, die eine Abgabe erzwingen wollten – unter anderem die belgischen Verlage, die danach schnurstracks zum Verhandlungstisch zurückkehrten und sich auf die oben genannte Zusammenarbeit einigten.
Den ganzen Spießrutenlauf könnte man sich also komplett sparen und sich auf, sagen wir mal, 60 Millionen Euro an „Unterstützung“ einigen. Dann wird aus einer Lose-Lose-Situation auch schnell ein Win-Win.
Bild: Flickr / Robert Scoble