Vietnam ist „not amused“ über die Installation eines neuen chinesischen 3G-Mobilfunknetzes auf den Spratly-Inseln, einer Gruppe verstreuter kleiner Inseln, Atolle und Riffe im südchinesischen Meer. Mit modernen technischen Mitteln schafft China damit aus Sicht Vietnams Fakten in einer heiß begehrten Region.
Zahlreiche Länder beanspruchen das Gebiet
Scheinbar unbedeutende, kleine, unbewohnte Inseln haben ja schon öfters zu diplomatischen Spannungen zwischen Nationen geführt. Oft geht es dabei natürlich nicht um die Insel selbst, sondern um Fischereirechte oder angrenzende Rohstoffvorkommen. So auch bei den Spratly-Inseln, bei denen man aber keineswegs von einen kleinen Gebiet sprechen kann. Über 1.300 Kilometer sind es von Südwest nach Nordost.
Der englische Kapitän Richard Spratly gab den Inseln ihren heutigen Namen. England erklärte sie 1864 zum ihrem Territorium, 1933 wurden sie von den Franzosen beansprucht und im Zweiten Weltkrieg von den Japanern besetzt. Seit 1951 erhebt auch China Anspruch auf die Inseln. Aktuell ist das Riesenreich mit diesen Ansprüchen aber ganz und gar nicht alleine, denn zahlreiche Länder sehen Teile des Gebiets in ihrem Herrschaftsbereich. Neben China sind dies Taiwan, Malaysia, Brunei, die Philippinen und vor allem Vietnam. Während Letztere aber direkt an das Gebiet angrenzen, liegen China und Taiwan weit über 1.000 Kilometer davon entfernt.
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China schafft Fakten
Trotz verschiedener Abkommen zwischen den beteiligten Staaten wird gegen China aber immer wieder der Vorwurf erhoben, dass es seine Kontrolle über die Inseln nach und nach ausweitet. Den Protesten der anderen Staaten zum Trotz erklärte die chinesische Regierung das Gebiet Mitte letzten Jahres zur bezirksfreien Stadt Sansha. Die anderen beteiligten Regierungen äußerten ihre Ablehnung gegenüber dieser Entscheidung; jedoch ohne Konsequenzen. China kam aber bisher zugute, dass die ASEAN-Staaten aufgrund ihrer unterschiedlichen nationalen Interessen nicht mit einer Stimme auftraten.
Aufrüstung durch Netzausbau
Einem Bericht von TechInAsia-Journalist Anh-Minh Do zufolge schürt China den Konflikt um die Inseln nun weiter an. Jüngst hat das Land sein bereits vorhandenes Mobilfunknetz auf 3G erweitert und neben dem Militär dürfen nun auch Fischer die Dienste nutzen. Außer Militärs wohnt dort sonst ohnehin niemand. Bereits seit 2011 hat China das Netz nach und nach auf 3G erweitert, so dass sich die Frage stellt, warum Vietnam eigentlich nicht schon längst auf diese Idee gekommen ist. Schließlich ist schon seit 2006 eine Abdeckung mit dem vietnamesischen Netz vorhanden.
Das aktuelle Netz-Upgrade betrifft eigentlich auch gar nicht genau das Gebiet der Spratly-Inseln, sondern die viel weiter nördlich liegenden Paracel-Inseln. Vietnam sieht aber in dem Netzausbau ein eindeutiges Zeichen dafür, dass China mit immer weiteren Schritten seine Kontrolle über das Gebiet ausbauen will. Der vietnamesische Premierminister drückt seinen Unmut mit der Situation auf seiner Website aus – und versucht im Rahmen seiner Möglichkeiten gegenzusteuern. Erst im letzten Monat ist etwa eine vietnamesische Videospiele-Firma von der Regierung aufgefordert worden, ein chinesisches Multiplayer Online RPG vom Netz zu nehmen, weil es die Spratly-Inseln als chinesisches Territorium ausweist.
Kontrolle 2.0?
China betont immer wieder, dass es sich nicht um einen internationalen Konflikt handelt, sondern um bilaterale Gebietsstreitigkeiten. Da die ASEAN-Staaten aber bislang dieser Position wenig entgegenhalten, ist China in einer komfortablen Situation. Den Ausbau des Mobilfunknetzes könnte man deshalb als genial-dreisten Schachzug werten.
Vielleicht ist der Zusammenhang auch vermessen, aber mich erinnert diese Taktik an den Ausbau des chinesischen Bahnnetzes nach Tibet. Immer mehr Chinesen besiedeln und besuchen seither die Region. Auch nun ist es wieder ein erklärtes Ziel Chinas, den Tourismus in der Insel-Region zu verstärken. Und die müssen sich ja schließlich auch mobil verständigen können.
Bilder: dokientrung (CC BY-SA 2.0), World Economic Forum (CC BY-SA 2.0)