Noch wissen wir es nicht, aber 2013 könnte als entscheidende Wende in die IT-Geschichte eingehen – als das Jahr, in dem der kaum zehn Jahre zuvor noch verlachte Tablet-PC den klassischen Notebooks endgültig den Rang abgelaufen hat. Das zumindest prognostizieren die Marktanalysten von NPD DisplaySearch in einer aktuellen Studie. Demnach werden im laufenden Jahr weltweit mehr als 240 Millionen Tablet-PCs ausgeliefert – gegenüber „nur“ noch 207 Millionen Laptops. Erstmals, so heißt es, werde damit die Mehrheit der Käufer statt zum Notebook zu einem Flachrechner greifen; bis 2017 sollen es sogar fast 75 Prozent sein.
Neue Formate und Anbieter drängen auf den Markt
Andererseits müssen für diese Entwicklung nicht unbedingt nur geänderte Kaufpräferenzen auf Kundenseite ursächlich sein – schließlich deutet sich nicht erst seit Windows 8 der Trend zur Symbiose an, entweder als Transformer-Tablet beziehungsweise Convertible oder jüngst in Form eines Tablets mit elegantem Tastatur-Cover à la Surface. In der Folge dürften diese Geräte in der Statistik damit zumindest teilweise unter die Kategorie „Tablet“ subsumiert werden, obwohl sie auch die Funktionalität eines Notebooks bieten. Aufgrund ihrer größeren Flexibilität sind sie so ebenfalls für eingefleischte „Notebook“-Kunden interessant, die sich ansonsten jedoch schon aufgrund der fehlenden physischen Tastatur nie einen regulären Tablet-PC kaufen würden. Wenn ein solches All-in-One-Modell aber alle Ansprüche erfüllt, warum nicht. Dann ist es letztlich egal, unter welchem Label es verkauft wird.
Nichtsdestotrotz ist angesichts sinkender Preise aber auch ein originärer Tablet-Boom zu erwarten. Dieser wird sich laut NPD DisplaySearch durch eine nie gekannte Vielfalt an Formaten und Anbietern auszeichnen, in der Apples iPad letztendlich nur noch ein Modell von vielen ist – wenngleich wohl unverändert eines der erfolgreichsten. Der Löwenanteil beim Tablet-Absatz von 45 Prozent beziehungsweise 108 Millionen Geräten soll demnach aber auf Display-Größen von 7 bis 8 Zoll entfallen, während das vom iPad begründete und dominierte 9,7-Zoll-Segment mit 41 Millionen Einheiten immerhin noch 17 Prozent Marktanteil erreichen werde. Flachrechner oberhalb dieser Bildschirm-Diagonale sollen bis Jahresende rund 30 Prozent des Marktes besetzen. Bis 2015 verschieben sich die Anteile laut Studie noch sichtbar, danach ist der Kuchen weitgehend verteilt, die Sturm-und-Drang-Phase dürfte dann vorbei sein.
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Wer sich nicht anpasst, wird es schwer haben
Das Jahr 2012 war damit wohl der letzte Akt im Stück „Apples Quasi-Monopol“: Allein das iPad verkaufte sich zwischen Anfang Januar und Ende Dezember schließlich fast 60 Millionen Mal. Allerdings ist der Konzern mit dem iPad mini auch selbst in der aufsteigenden Klasse kleinerer Tablets vertreten, kann die geringeren Marktanteile also mit großer Wahrscheinlichkeit zumindest teilweise kompensieren. Überdurchschnittliches Wachstum im Tablet-Bereich versprechen aus Analystensicht dabei vor allem die Schwellenländer, gleichwohl bleiben die USA 2013 aus Sicht von NPD DisplaySearch der größte Markt für Tablet-PCs, gefolgt von China und der Europa-Region.
Für die gebeutelte PC-Branche bedeutet der Trend vor allem eines: Wer es versäumt, auf die veränderten Kundenwünsche adäquat zu reagieren, wird auf Dauer zumindest vom Consumer-Markt verschwinden. Hersteller wie HP sind nicht umsonst eifrig damit beschäftigt, Strategien zu entwickeln, um einem solchen Schicksal zu entgehen. Gelingt ihnen dies, stehen offenbar bald wieder goldene Zeiten ins Haus; schlägt es fehl, werden andere ihren Platz einnehmen.
Grafiken: NPD DisplaySearch