Über die Feiertage hatte hoffentlich jeder genügend Zeit, die Weihnachtsgeschenke ausgiebig auszuprobieren – zumindest die, die den eigenen Geschmack auch annähernd getroffen haben. Der eine hat neugierig in Büchern geblättert, der andere Süßigkeiten schon komplett aufgegessen oder bei jeder erdenklichen Gelegenheit das neue Smartphone gezückt. Bei mir war es ein Kindle, den ich immer mal wieder herübergeangelt habe, und eines der Testgeräte, die bei mir überweihnachtet haben: das iPad mini. Besonders interessant war die Selbstbeobachtung, wann lieber das 7,9-Zoll-iPad und wann doch eher das „gute alte“ 9,7-Zoll-Modell geschnappt wurde.
Nachdem das iPad mini mit WiFi-Anbindung ja bereits Ende Oktober vorbestellt werden konnte, ließ die LTE-Version aka Wi-Fi + Cellular einige Wochen länger auf sich warten. Leider konnte ich das mobile Internet mangels entsprechender SIM-Karte nicht testen, daher sei zu dem Thema lediglich erwähnt, dass die neuen iPads in Deutschland den Frequenzbereich um 1.800 Megahertz unterstützen, den derzeit nur die Deutsche Telekom für ihre 4G-Dienste nutzt. Vielmehr soll es heute um den Formfaktor an sich gehen, schließlich sah es ja lange Zeit so aus, als bliebe Apple einzig und allein den größeren iPads treu.
Klein, aber groß genug
Nun also doch eine Mini-Version, aber ein bisschen anders als die anderen. Während viele Konkurrenten auf das 16:9-Format setzen, ist Apple schon seit dem iPad 1 4:3 lieber. Und wo andere kompakte Flachrechner ein 7-Zoll-Display bieten, sind es beim iPad mini 7,9 Zoll. Das sind immerhin knapp 2,3 Zentimeter mehr in der Diagonalen, die das Mini-iPad schön klein, aber eben nicht zu klein herüberkommen lassen sollen.
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Diese Rechnung geht in der Praxis auf. Zwar wirkt das mini mit etwa 20 x 13,5 x 0,7 Zentimetern auf den ersten Blick nur halb so groß wie das 9,7-Zoll-iPad, es stellt sich aber selten das Gefühl ein, dass die Bedienung zu fuckelig wird. Natürlich rücken die Inhalte im Browser, in der E-Mail-Anwendung oder beim Stöbern in iTunes und dem App Store enger zusammen, trotzdem ist die Übersicht gewährleistet und gezieltes Antippen von Symbolen, Links oder Kategorien möglich.
Angenehm leicht
Woraus das iPad mini aus meiner Sicht seinen größten Vorteil zieht, ist das geringe Gewicht. Mit 308 bis 312 Gramm – je nachdem, ob wir hier von der WiFi- oder Mobilfunkvariante sprechen – ist es im Vergleich zum 652 bis 662 Gramm auf die Waage bringenden Retina-iPad ein echtes Leichtgewicht. Wer das große iPad auch mal einhändig nutzt, wird das Gefühl ja kennen, wenn das Tablet immer schwerer wird und man es einfach nur noch ablegen möchte. Klar, Luxusprobleme, das ändert aber nichts daran, dass sich das iPad mini problemlos auch längere Zeit mit nur einer Hand halten lässt, um zu surfen, zu tippen und vor allem Texte zu lesen.
Verbesserungspunkt 1: Die Auflösung
Leider ist das Ergebnis nicht so schön, wie es sein könnte, denn Apple hat dem iPad mini nur eine Auflösung von 1.024 x 768 Pixeln (richtig, wie beim iPad 1 und iPad 2) zugestanden. Wer von einem der ersten iPads wechselt, wird den Bildschirm aufgrund der geringeren Größe etwas schärfer empfinden, denn dann steigt die Punktdichte von 132 auf 163 Pixel pro Zoll. Wer aber bereits auf ein Retina-Display mit 264 Pixel pro Zoll geblickt hat, wertet das iPad mini – bildtechnisch wohlgemerkt! – als Rückschritt. Anstelle gestochen scharfer Symbole und insbesondere Schriften ist auf dem Touchscreen eine leicht pixelige Darstellung zu erkennen. Bei Fotos und Videos ist das nicht weiter schlimm, wobei anzumerken ist, dass sich die Farbwiedergabe von der des Retina-Exemplars unterscheidet. Nichtsdestotrotz profitiert man beim Videoschauen von der sehr hellen Hintergrundbeleuchtung. Und der Tatsache, dass es ein passendes Smart Cover zum Aufrollen gibt. Schade nur, dass das iPad mini gerade den Einsatz als E-Book-Reader, für den es sonst alle Voraussetzungen mitbringt, dadurch nicht mit voller Punktzahl absolviert.
Verbesserungspunkt 2: Die Kamera
Eine Disziplin, die ebenfalls in die Kategorie ganz gut, aber noch Raum für Verbesserungen fällt, ist die Kameraqualität. Das iPad mini liefert eine 1,2-Megapixel-Webcam für FaceTime und auf der Rückseite eine 5-Megapixel-iSight-Kamera. Damit steht das kleine Tablet den großen Retina-Geschwistern zwar in nichts nach, überholt sie aber auch nicht. Ich weiß nicht, wie es euch geht, ich wundere mich jedenfalls manchmal, wenn ich sehe, wie Leute ihre 10-Zoll-Tablets mit beiden Händen hochhalten, um Fotos aufzunehmen. Aber je kleiner das Tablet, desto seltsamer der Anblick, oder? Daher wäre zumindest ein LED-Blitz zu befürworten, damit auch bei schlechten Lichtverhältnissen noch gute Fotos entstehen.
Im Innern ist das iPad mini ein iPad 2, soll heißen, es steckt ein Apple A5 im Gehäuse, wo das iPad 3 einen A5X und das iPad 4 einen A6X versteckt. Über einen spürbaren Unterschied zum neuen Retina-iPad kann ich nichts sagen, verglichen mit dem iPad 3 schneidet das kleinere gut ab. Werden Apps auf beiden Geräten gleichzeitig geöffnet, starten sie auch gleichzeitig. Ebenso flott lassen sich die Einstellungen aufrufen und der Bildschirminhalt drehen. Beim Kaltstart das mini bei mir sogar schneller. Durch einen bei gleichbleibender Leistung verkleinerten Akku hält es übrigens ebenso lange durch, etwa zehn Stunden beim Surfen über Wi-Fi, was anhand von YouTube-Videos nachgemessen wurde, und laut Apple neun Stunden im Datennetz.
Nichts zu meckern: Sound und Verarbeitung
Ganz und gar nicht verstecken muss sich das iPad mini in Sachen Sound und Verarbeitung. Wer befürchtet, dass die Verkleinerung des Gehäuses zu einem deutlich schlechteren Klang führt, der irrt sich und wird positiv überrascht sein. Das Design weicht von den größeren iPads insofern ab, dass der Rahmen um das Display zu den Seiten hin schmaler wird, die hochwertige Haptik hat Apple erhalten können.
Fazit
Auch wenn ich nun an der geringen Displayauflösung herumkritteln musste, habe ich für E-Books in den letzten Tagen lieber zum iPad mini als zum großen iPad gegriffen. Bei entsprechender Schriftgröße sind mir die Pixel nach einiger Zeit auch nicht mehr wirklich aufgefallen. Bei digitalen Magazinen war ich hin- und hergerissen, da in der Ausgangsgröße die kleingeschriebenen Texte auf dem Retina-Display deutlich leichter lesbar sind. Beim iPad mini erwischte ich mich immer wieder dabei, alles sofort vergrößern zu wollen. Die perfekte Kombination wäre ein iPad mini mit Retina-Display. Ob das wohl die nächste Generation bringt? Falls ja, würde ich auch noch ein Blitzlicht für die Kamera auf die Wunschliste setzen. Zum jetzigen Zeitpunkt kann man jedenfalls, wie so oft, nicht alles haben. Auch einen Kartenleser hat Apple wieder nicht verbaut, womit ihr auf das Zubehörteil für 29 Euro ausweichen müsst.
Sprechen wir noch über den Preis: Los geht es ab 329 Euro mit Wi-Fi und 16 GB beziehungsweise 459 Euro mit LTE-Anbindung. Die doppelte Kapazität gibt es für einen Aufpreis von jeweils 100 Euro, mit 64 GB zu 529 und 659 ist also das Maximum erreicht. Das iPad der vierten Generation ist in allen Kombinationen 170 Euro teurer.