Android gegen iOS. Google gegen Apple. Das ist der allgemeine Ton, der gleichbleibend und deutlich wahrnehmbar durch die Medienlandschaft brummt. Nicht zuletzt sogar von Google-Vorstand Eric Schmidt, der tönte Android habe den Kampf gegen iOS gewonnen. Da werden Wachstums- und Verkaufszahlen verglichen, die Anzahl der verfügbaren Apps gegenüber gestellt, aber stets vergessen, dass man im Grunde genommen Apple mit Birnen vergleicht. Insbesondere aus strategischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten fällt es schwer, die mobilen Plattformen iOS und Android auf Augenhöhe zu betrachten. So ähnlich sich beide Systeme auch anfühlen mögen, so unterschiedlich sind die Strategien beider Unternehmen. Und das ist gut so, profitiert durch Wettbewerb am Ende ja auch der Kunde. Was von vielen als starkes Konkurrenzgebaren und intime Feindschaft aufgefasst wird, kennt eigentlich nur einen Gewinner. Google.
Geschlossen oder offen – ganz egal
Das hat nicht nur primär etwas damit zu tun, dass es sich bei iOS um ein selbstenwickeltes, geschlossenes System handelt, dass nur von einem Koch gewürzt und verändert wird. Ganz im Gegensatz zu Android, einem kostenfreien Open-Source-System, in dem bei Bedarf eine ganze Mannschaft an Köchen mit handverlesenen Bits und Bytes den Löffel schwingen kann. Das ist nicht neu. Neu, oder treffender formuliert, verändert ist seit Kurzem die Rolle von Google. Natürlich konkurrieren beide Systeme miteinander. Dadurch, dass Google allerdings auf allen existierenden Plattformen mit eigenen Apps präsent ist, unterläuft der Suchmaschinenriese die natürlichen systematischen (Hardware-)Grenzen mit Hilfe eigener Software mehr als je zuvor. Wodurch Google genau das Geschäftsfeld stärkt, das den Konzern zu Reichtum und Ansehen gebracht hat: intelligente Werbung.
Was war das ein Ding mit der neuen Maps-App in iOS 6. Zugegeben, die Abkehr vom Kartenmaterial von Google war ein protektionistischer Zug von Apple mit dem Ziel, die eigene Plattform, die generierten Daten sowie die daraus resultierende eigene Marktmacht zu stärken. Desaströs, wie schlampig die Integration der neuen Maps-App folglich umgesetzt wurde. Immerhin, iOS ist jetzt ein wenig freier von Google. Will man meinen. So ist es aber nicht. Nicht zuletzt auch durch den Fehltritt bei der Karten-Anwendung hat Google jetzt ganz neue Möglichkeiten, sich innerhalb des iOS-Subsystems auszubreiten. Zu profitieren. So wurde die neue Google-Maps-App vor wenigen Tagen von der breiten Öffentlichkeit sehr positiv aufgenommen. Schnell kletterte die App auf den Ranglisten der kostenlosen Helferlein auf die Spitzenposition. Google der Retter. Wieder da, was ein Glück.
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Tief und fest verankert
Doch dem nicht genug. Viele sind sich nicht darüber bewusst, dass sich Google Mail (GMail) per Exchange-Schnittstelle in das iOS-Mailprogramm integrieren lässt. Das ermöglicht eine nahtlose Synchronisierung von Kontakten, Kalender und sogar E-Mail mit Push-Funktion in Echtzeit. Ohne Umwege, ohne Zusatz-Software, ohne Mehrkosten. Diesen Joker der Unwissenheit spielt Google jetzt aus und vermarktet eine eigene GMail-App für iOS, die sich wachsender Beliebtheit erfreut. Dies erlaubt es Google, die Nutzungsgewohnheiten der Nutzer auch mit Hilfe von Apple-Geräten zu analysieren. Mit der Option, irgendwann innerhalb der eigenen Apps auch personalisierte Werbung zu schalten, wie es teils bei den Android-Pendants schon heute der Fall ist.
Das wäre innerhalb der Apple-Karten-Anwendung nicht möglich gewesen. Will heißen: das Wissen über die eigenen Kunden wächst, wodurch sich Werbung besser personalisieren lässt. Ganz egal ob dies anhand von Informationen aus den eigenen E-Mails oder Wegbeschreibungs- und POI-Suchanfragen über die Maps-Applikation geschieht. Google ist fest und tief in iOS verankert, vielleicht sogar mehr denn je – zwar nur noch über eigene Apps, die es manuell zu installieren gilt. Gemessen an der aktuellen Beliebtheit allerdings bei einem nicht zu unterschätzenden Prozentsatz der gesamten Apple-Kundschaft.
Mit guter Software auf jede Plattform
Google unterstützt Apple somit aktiv dabei, sein mobiles Betriebssystem mit eigenen hochqualitativen und nutzvollen Apps zu verbessern und aufzuwerten. Allerdings eben in eigenem Interesse, nämlich durch effizientere Daten von fremden mobilen Plattformen die eigenen Werbeaktivitäten zu optimieren. Das macht Microsoft nicht. Das macht Apple nicht. Aber Google. Der Gigant, dessen Android-Software auf Smartphones so weit verbreitet ist, wie keine andere. Google, der Heilsbringer, ist somit überall vertreten. Kann seine Ad-Sales vorantreiben und auf den Plattformen anderer gutes Geld verdienen. Dank sehr guter Software, kundenorientierter Entwicklung und scheinbar effizienter Analyse der Benutzer-Anforderungen.
Somit sind es nicht nur die Verkaufszahlen von Smartphones mit Android, die von Google dominiert werden. Es ist vielmehr auch die übersichtliche Auswahl an hochqualitativen Must-Have-Apps, die auf jeder mobilen Plattform nachgefragt werden. Eine beachtliche Leistung, die vom Kunden mit privaten Daten bezahlt wird. So gesehen ein fairer Deal, sind die Apps von Google ja allesamt von wirklich sehr hoher Qualität – und kostenlos. Eine klassische Win-Win-Situation zwischen Anbieter und Kunde also. Mit den Plattform-Entwicklern als (kleine?) Verlierer und Mittel zum Zweck. Schon fast genial.