Am Wochenende wurde in Großbritannien das Ergebnis einer mehrwöchigen Studie veröffentlicht. Diese sollte erkunden, ob und Wie die Briten ihre Kinder besser vor unangemessenen Internet-Inhalten schützen wollen, allen voran vor Pornografie. Das Ergebnis: Alles darf so bleiben wie gehabt.
Denn nur 35 Prozent der teilnehmenden Eltern sprachen sich überhaupt dafür aus, dass Internet-Provider automatisch pornografische Inhalte blockieren sollten – wenn Papa dann doch mal online etwas Spaß haben will, wäre eine gesonderte Freischaltung notwendig. 15 Prozent der Eltern plädierten zudem dafür, dass nur sie bestimmen dürfen, was automatisch geblockt werden sollte. Unter allen Umfrageteilnehmern sprachen sich allerdings 80 Prozent grundsätzlich dagegen aus, Web-Inhalte auf irgendeine Art und Weise zu blockieren.
Achtung, Zensur!
Die Gegner des Vorschlags haben sich also durchgesetzt und damit argumentiert, dass es die Verantwortung der Eltern ist, ihre Kinder vor unangemessenen Inhalten zu schützen. Absolute Zustimmung! Gleichzeitig wurde aber auch wieder vor der „Zensur durch die Hintertür“ gewarnt, wo ich mich frage, wie man sinnvolle Schutzmechanismen diskutieren soll, wenn bei jedem Vorschlag der Teufel an die Wand gemalt wird und mit politischer Zensur argumentiert wird. Kinderpornographie und Volksverhetzung haben im Internet schlichtweg nichts zu suchen und auch Minderjährige brauchen keinen Zugang zu Hardcore-Pornos. Da gibt es eigentlich nicht viel zu diskutieren.
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Ein anderes Problem ist die korrekte Klassifizierung und technische Umsetzbarkeit. Denn die Grenzen bei Internet-Inhalten ist fließend: Auf Foren wie 4chan oder phun.org findet man die üblichen Fail-Compilations und Memes für den Zeitvertreib, aber auch Links zu Schmuddelbildern und -videos. „Sperren oder nicht sperren?“, das wäre hier die Frage.
Kompromiss: Opt-In zum Filtern?
Natürlich kann man schon jetzt über den Browser entsprechende Inhalte blockieren und Profile für den Nachwuchs einstellen. Doch wenn das Kind besser mit dem PC umgehen kann, als die Eltern, lacht sich der Filius eher über das Unvermögen seiner Schutzbefohlenen kaputt. Und ich glaube, wir alle wissen, dass ein Verbot es noch reizvoller macht, zu schauen, was hinter der Inhalte-Schranke verborgen liegt. Insofern halte ich die Variante, dass der ISP von den Eltern vorgegebene Inhalte sperrt, wenn der Sohnemann im Web surft, nicht für die schlechteste Möglichkeit – trotz der Schwächen.
Doch auch das wird nicht kommen, die zuständigen Minister haben das Vorhaben aufgrund des schlechten Umfrageergebnisses bereits aufgegeben. Dabei ist die Umfrage weder repräsentativ, noch wirklich geglückt. In 10 Wochen haben nur 3.500 Personen ihre Stimme zu den etwa 30 Fragen abgegeben. Der magere Rücklauf liegt vielleicht auch daran, dass die Umfrage lediglich auf der Webseite des englischen Bildungsministeriums durchgeführt wurde. Keine Telefonbefragungen, keine repräsentative Stichprobe – da ist man fast geneigt zu sagen, dass man sich den Aufwand dann gleich hätte sparen können.
Interessantes Umfragedesign
Auch ist die erbetene Selbsteinteilung der Befragten mangels sinnvoller Differenzierung amüsant bis erschreckend und lässt wenig Rückschlüsse auf einzelne Interessengruppen zu: So konnten die Teilnehmer hier lediglich angeben, ob sie selbst Elternteil oder ein anderes Familienmitglied, im geschäftlichen oder ehrenamtlichen Sektor tätig sowie Akademiker oder „ein anderes Mitglied der Gesellschaft“ seien. Es überrascht nicht, dass knapp 70 Prozent mangels passender Kategorien die letzte Option auswählten, wodurch statistische Rückschlüsse auf einzelne Interessengruppen nicht wirklich zu ziehen sind.
Insofern sollte Claire Perry, Parlamentsmitglied und Leiterin der Kampagne, nicht über des Ergebnis, sondern eher über den Dilettantismus beim Umfragedesign und deren Durchführung enttäuscht sein.