Und schon wieder haben in irgendeinem Büro die Sektkorken geknallt, denn Google Ventures hat zehn Millionen Dollar in Adelphic investiert. Das Startup aus Boston hat sich darauf spezialisiert, mobile Werbung besser auszuwerten und zielgerichteter auszuliefern.
Das ist genau im Interesse von Google, schließlich verdient man mit Werbung einen Haufen Geld und möchte daraus am liebsten einen noch größeren Haufen machen. Doch das Problem bei mobiler Werbung ist, dass auf der einen Seite immer mehr Leute auf ihrem Smartphone oder Tablet surfen und auf der anderen Seite genau dort ein gezieltes Targeting schwierig ist, da User-Daten mangels Cookies kaum gesammelt werden können. Zwar gibt es die digitalen Kekse auch auf dem Smartphone, allerdings ist es dort weitaus schwieriger sie zu installieren und auszuwerten.
Adelphic wertet 30 „Signale“ aus
In diese Lücke will Adelphic vordringen und kann erste Erfolge vorweisen: Man sei in der Lage, 30 verschiedene „Signale“ zu analysieren, um Informationen und Nutzungsmuster der Smartphone-User auswerten zu können, so Gründerin Jennifer Lum. Seit Oktober habe man damit 20 Milliarden mobile Werbeanzeigen unter anderem nach Alter, Geschlecht, Ort, Gerät und Mobilfunkanbieter ausgewertet.
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Über diese Angaben hinaus ist jedoch wenig über den verwendeten „Rückschluss-Algorithmus“ oder die Effektivität von Adelphics Werbesteuerung bekannt. Ich gehe aber schwer davon aus, dass man Google gegenüber etwas offener war, denn die zehn Millionen wollen schließlich gut angelegt sein. Zur Sicherheit bekommt der Android-Manager und Google Ventures-Partner Rich Miner einen Sitz in Adelphics Aufsichtsrat.
Der Hintergrund ist klar: Die Targeting-Möglichkeiten, die es auf dem Computer gibt, wünscht sich jeder Vermarkter und jeder Werbetreibende natürlich auch auf dem Smartphone. Allerdings verstehe ich nicht, warum Google dafür in ein Startup investiert, schließlich sitzt man mit Android, dem Android Browser und Chrome for Android ja an der Quelle um den Datenhunger zu stillen. Auch ließen sich die Daten in der Google-Datenbank sicherlich einfacher verknüpfen, als wenn noch ein Drittunternehmen dazwischengeschaltet ist.
Investment oder Übernahme?
Auch bei dem Grundgedanken des Investments stehe ich auf dem Schlauch – zwar ist Google Ventures offiziell unabhängig von Google, jedoch kommt das Geld aus Mountain View. Und da man nicht die Heilsarmee ist, verfolgt man neben dem Return on Investment auch ein strategisches Ziel bei einem Einstieg. Doch warum übernimmt man das Startup dann nicht gleich ganz und sichert sich so einen Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz? Sicher, der Preis ist dann ein anderer und manche Startups wollen nicht verkaufen in der Hoffnung, den Marktpreis hochtreiben zu können oder das nächste Google zu werden. Doch grundsätzlich würde sich eine Übernahme für mich sinnvoller anhören, auch wenn man bei Google sicherlich genug schlaue Leute beschäftigt, die selbst so einen Algorithmus entwickeln können.
Doch ungeachtet der Fragezeichen: es wird nicht mehr lange dauern und wir werden auch auf dem Handy Tracking, Data Mining und Retargeting haben. Die Werbewirtschaft wird es freuen. Angesichts mehr persönlicher Daten auf dem Smartphone – Stichwort Geolocation und Adressbuch – werden Datenschützer und diejenigen unter euch, die sich um ihre Daten sorgen, wohl Kopfschmerzen bekommen. Im Gegensatz zum Kater nach der Party bei Adelphics werden die sich in Zukunft aber wohl eher verstärken als nachlassen.
Bild: Google Ventures