Es klang so passend, nach dem richtigen Puzzlestück: Der Suchmaschinenkonzern Google habe für 400 Millionen Dollar ICOA übernommen, ein US-Anbieter von WiFi-Hotspots in mehr als vierzig US-Staaten. Das hätte gut zu Googles etwas merkwürdigen Plänen gepasst, künftig auch als Netz- und Mobilfunkanbieter auftreten zu wollen. Hätte, hätte, Fahrradkette – die Nachricht ist nämlich falsch.
Doch nachdem eine entsprechende Pressemitteilung auf dem Dienstleister PRWeb gepostet wurde, griffen sämtliche Tech–Blogs in den USA die Falschmeldung auf, auch die Associated Press schickte die Story über den Äther. Doch genauso schnell, wie die Meldung kam, so schnell wurde sie auch korrigiert, nachdem beide Seiten den Deal dementiert hatten. Und somit gibt es nun eine Story hinter der Story, denn irgendjemand muss ja ein Interesse an der Falschmeldung gehabt haben.
Ab welcher Summe riskiert man eine Gefängnisstrafe?
ICOA-CEO George Strouthopoulos vermutet hinter der Ente einen Börsenspekulanten, der einen schnellen Profit machen wollte. Der Verlauf des Aktienkurses erhärtet diesen Verdacht und wirft gleichzeitig neue Fragen auf. Denn wie zu erwarten war, stieg der Kurs von ICOA rasant an, auf dessen Höhepunkt ein Händler seine Aktien abstieß.
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Doch viel Geld dürfte er nicht gemacht haben: Der Kurs von ICOA liegt nämlich im homöopathischen Bereich und notierte bei 0,0005 Dollar als 300 Millionen Aktien verkauften wurden. Damit kommt man auf 150.000 Dollar. Sicherlich ein netter Nebenverdienst, aber angesichts der Gefahr im Gefängnis zu landen kein wirklich lukratives Geschäft. In einem ähnlichen Fall hat der Aktienbetrüger Mark Jakob mehr als drei Jahre hinter schwedischen Gardinen verbracht und musste seinen Profit inklusive Zinsen zurückzahlen. In diesem Fall ist der Urheber der Pressemitteilung zwar noch nicht ausgemacht, eine erste heiße Spur führt aber wohl ins Finanzparadies Aruba.
Verwunderung über das fehlende Nachfragen ist groß
Doch neben der Aktien-Trickserei wirft die Falschmeldung auch ein schlechtes Licht auf die werte Journalismus-Branche. Ein bemerkenswerter Satz steht bei „The Next Web“, die auch auf die Falschmeldung hereingefallen waren: „TNW noted spelling errors and lack of corroboration by Google as evidence that something was fishy about it. We had reached out immediately for confirmation but did not have it at the time of publishing“. Sinngemäß: Man hat sich über die Pressemeldung gewundert, sie aber trotzdem ohne offizielle Bestätigung zu einem Artikel verarbeitet.
Auch bei „AllthingsD“ zeigt man sich überrascht, wie man der Ente auf den Leim gehen konnte. Üblicherweise werden Übernahmen gemeinsam bekannt gegeben, die Mitteilungen enthalten Pressekontakte beider Firmen und ein paar hübsche Zitate der verantwortlichen Manager. Bei der Fake-Pressemitteilung hat alles gefehlt. Auch, dass ICOA nur einen Unternehmenswert von 3,15 Millionen Dollar hat, fiel nicht auf. Man möchte fast einwenden, es wäre aufgefallen, wenn es jemand überprüft hätte.
Im Nachhinein ist es natürlich einfach, mit dem Finger auf andere zu zeigen. Das ist nicht die Intention des Artikels. Viel eher sollte so ein branchenweiter Fehler uns Journalisten und Blogger daran erinnern, Fakten zu überprüfen und Meldungen kritisch zu hinterfragen, bevor etwas veröffentlicht wird. In der schnelllebigen Welt, in der wir leben, ist das nicht immer einfach. Manchmal lohnt es sich aber auch Zweiter zu sein.
Bild: Flickr / Tekke