Wasser auf die Mühlen der Filesharer: Laut einer Studie der Uni München und der Copenhagen Business School mit 1.344 Filmen in 49 Ländern hat das Abschalten von Megaupload dazu geführt, dass die Kinoumsätze im Anschluss daran generell zurückgegangen seien. Grund hierfür sei, dass bis dato insbesondere unbekannte Filme von indirekten Netzwerkeffekten profitierten und so ihre Bekanntheit steigern konnten. Allerdings schreiben die Autoren Christian Peukert und Jörg Claussen auch, dass die Ticketumsätze nach der Abschaltung Anfang des Jahres insgesamt nicht signifikant gesunken sind, für Blockbuster die Kinoeinnahmen hingegen sogar signifikant anstiegen. Wer Statistik I an der Uni belegt hat oder in logischem Denken geübt ist, merkt daher schnell, dass die Ergebnisse letztendlich kaum als plakativer Aufmacher taugen – und dennoch dazu einladen.
Zudem lässt die insgesamt über fünf Jahre geführte Erhebung sämtliche Nebeneffekte von Wirtschaftskrise über den Aufstieg von legalen VoD-Plattformen außen vor. Darüber hinaus ist der Megaupload-Shutdown-Effekt kleiner als angenommen. Nach einem vorübergehenden Absacken des weltweiten Internet-Traffics wurde dieser schon am nächsten Tag wieder auf neue Filehoster aufgeteilt und hat sich rasch erholt.
Piraterie als Umsatzkiller?
Wirklich einig ist sich die Fachwelt in ihren Schlussfolgerungen gleichwohl nicht, eine Tendenz ist aber zu erkennen. So wurden die Auswirkungen von Online-Piraterie auf die Umsätze der Medienindustrie inzwischen in zahlreichen Studien beleuchtet – mit unterschiedlichem Ergebnis. Zwar zeichnen einige Untersuchungen wie die der Uni München ein differenzierteres Bild, grundsätzlich überwiegt in der Wissenschaft jedoch die Auffassung, dass Piraterie die Umsätze eher negativ beeinträchtigt.
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Unabhängig von ihrem Tenor leistet jede neue Studie aber vor allem eines: Sie bringt ein Kernthema der Internetwirtschaft zurück auf die Tagesordnung, schließlich ändern Filehoster aus Angst vor Polizei-Aktionen nach Art Kim Dotcom zunehmend ihr Geschäftsmodell und wollen ihre Weste so offenbar weiß waschen. Doch klar ist auch, dass beim Abtauchen eines Dienstes zahlreiche neue nachkommen, die dann wieder verschwinden, wenn sie zu groß geworden und ins Visier der Behörden geraten sind.
VoD-Auswertung und globale Veröffentlichungen sind die bessere Strategie
Daher sind andere Wege – oder zumindest zusätzliche – nötig, um Piraterie nachhaltig einzudämmen. Ein Mittel ist aus meiner Sicht die global zeitgleiche Veröffentlichung von Filmen. Insbesondere Blockbuster würden davon profitieren. Auch wenn die internationalen Veröffentlichungsfenster bereits gesunken sind, dauert es immer noch vier Wochen bis ein US-Film es nach Deutschland schafft – vier Wochen, in denen die Raubkopien dominieren und potentielle Umsätze kannibalisieren.
Auch muss ich bei dem Thema immer an das Zitat von Spotify-CEO Daniel Ek denken, demzufolge 80 Prozent seiner User mit illegalem Filesharing aufgehört hätten. Das bezieht sich zwar auf Musik, aber der Tenor bleibt beim Film der Gleiche.
Mit oder ohne Piraterie: Netzwerkeffekte wirken sich positiv aus
Bleibt noch das Argument der positiven Netzwerkeffekte für unbekannte Filme. Denn in der Tat beruht unter anderem die Theorie des Long Tail darauf, dass in der digitalen Welt unbekannte Titel eher Bekanntheit erlangen können. Auch wenn Datenanalysen von VoD-Plattformen zeigen, dass der Effekt wohl nicht so groß ist wie ursprünglich erhofft, sieht in dieser Hinsicht die Zukunft eher rosig aus. Denn nicht nur sind immer mehr Filme auf VoD-Plattformen verfügbar, auch positive und negative Filmkritiken in sozialen Netzwerken wie Twitter erlauben Nischenfilmen zunehmend den Sprung ins Rampenlicht.
Bild: RAWKU5