Letzte Woche hat Facebook seine Gedankenspiele zu den neuen Geschäftsbedingungen vorgestellt und dabei vor allem dadurch Aufmerksamkeit erzeugt, dass die User nicht mehr demokratisch über die Änderungen abstimmen, sondern künftig nur noch angehört werden sollen. Viel interessanter ist jedoch, was Facebook sich so konkret vorstellt.
Die vorgeschlagenen Änderungen lassen jedenfalls den Schluss zu, dass das blaue Social Network ein externes Werbenetzwerk aufbauen möchte, schließlich erlauben es die neuen Richtlinien zur Datennutzung, die gesammelten Daten auch außerhalb Facebooks zu nutzen. Das hört sich schwer nach Konkurrenz für Quasimonopolist Google AdSense an, das bislang weltweit größte Werbenetzwerk, das etwa ein Drittel zu den Google-Umsätzen beisteuert.
Externes Werbenetzwerk könnte Umsatz verdoppeln
Investoren würde die Initiative definitiv glücklich stimmen, schließlich prognostiziert Chris Dixon, Partner beim Tech-Investor Andreessen Horowitz, dass solch ein Netzwerk den Umsatz von Facebook sogar verdoppeln könnte. Das wären dann um die 10 Milliarden Dollar pro Jahr und das sogar ohne die vielfach herbeigesehnte Mobil-Strategie.
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Denn trotz einer Milliarde Nutzer und einer schieren Datenmenge, die Vermarktern das Mund im Wasser zusammenlaufen lässt, läuft das Geschäft mit Werbung auf Facebook noch nicht sonderlich rund. Letztes Jahr wurden pro User knapp fünf Dollar verdient – da ist noch deutlich Luft nach oben; Werbe-Konkurrent Google liegt bei knapp 20 Dollar. Der Grund für diese dürftige Performance ist die magere Click-Through-Rate von schätzungsweise 0,05 Prozent gegenüber einem Industriedurchschnitt von 0,1 Prozent.
Facebooks Werbenetzwerk: Kombiniere Nutzerdaten mit Designfreiheit
Und auch hierfür gibt es einen Grund: Facebook ist Werbepartnern gegenüber sehr unflexibel und bietet über die Standard-Werbeformate hinaus keine Sonderbehandlung für Werbekunden an. Da ist der Gedanke, außerhalb der grafisch einheitlichen Facebook-Welt Nutzerdaten mit Freiheit beim Werbedesign zu verbinden, nicht weit entfernt.
Sichtbar wurden erste Versuche, solch ein Netzwerk aufzubauen, als Sponsored Stories, die bei Facebook gebucht worden waren, auch bei Zynga.com auftauchten. In naher Zukunft könnte das Vorhaben wohl ausgeweitet werden. Konkret steht an, dass die Daten von Facebook beim zugekauften Instagram genutzt werden sollen – und umgekehrt.
Auch das hört sich nach Google an, schließlich hat der Suchmaschinenriese erst Anfang des Jahres seine Datenschutzerklärungen harmonisiert und seine zahlreichen Dienste miteinander verknüpft. Bei Facebook sind es zwar erst zwei Dienste, deren Daten nun zusammenfließen und noch gibt es kein vergleichbares AdSense-Programm, aber das dürfte nicht mehr lange auf sich warten lassen.
Datenschützer müssen nicht beunruhigt sein, Google schon
Offen gestanden gefällt mir der Vorstoß. Auch wenn das Datenschutz-Thema die Lager spaltet und die Meldung Datenschützern mal wieder Kopfschmerzen bereiten sollte, darf man nicht vergessen, dass es sich bei Facebook um ein profitorientiertes Unternehmen handelt. Und mit fünf Euro pro Nutzer im Jahr ist man vom gewünschten Höhenflug noch deutlich entfernt. Und schließlich macht AdSense seit Jahren nichts anderes – Google weiß jedenfalls auch genug über uns.
Der einzige, dem die Ankündigung wirklich Falten in die Stirn treiben sollte, ist Google. Zynga.com hat im Zuge des Experiments jedenfalls schon seit Juni Google AdSense gegen Facebook Ads eingetauscht.
Bild: Flickr / Robert S. Donovan