Die Menschenrechtsorganisation „Reporter ohne Grenzen“ setzt sich seit 1985 weltweit für die Presse- und Meinungsfreiheit ein, indem sie Verstöße dokumentiert, veröffentlicht und verfolgte Journalisten und Medien bei ihrer Arbeit unterstützt.
Am 27. November wird die Organisation mit wefightcensorship.org eine Website launchen, auf der Berichte veröffentlicht werden können, die Zensoren unliebsam waren und deshalb der Öffentlichkeit nicht zugänglich gemacht werden konnten. Auch Arbeiten, für die deren Urheber nach Veröffentlichung verfolgt wurden, sollen auf wefightcensorship.org veröffentlicht werden.
Dabei sollen die Beiträge in der jeweiligen Landessprache veröffentlicht werden, darüber hinaus werden sie ins Englische und Französische übersetzt.
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Jeder kann Informationen übermitteln
Die Nutzung der Seite ist nicht alleine Journalisten vorbehalten. Jeder kann Informationen an die Reporter ohne Grenzen übermitteln. Für die sichere Übertragung werden in einem “Online Survival Kit” zudem detailliert Programme und Praktiken beschrieben, die es Aufsichtsbehörden oder Unternehmen erschweren, eine Übertragung zu verhindern oder Rückschlüsse auf den Urheber zu ziehen. Dokumente können auch verschlüsselt, mittels Formular direkt über die Seite übertragen werden. Um die Inhalte möglichst weit zu streuen, rufen die Betreiber Internetnutzer weltweit dazu auf, die Seite zu spiegeln.
In der Beta-Version finden sich bereits Beiträge über Menschenrechtsverletzungen “alter Bekannter”: So belegen Filmaufnahmen des weißrussischen Radiosenders Radio Free Europe/Radio Liberty mit welcher Härte friedliche Demonstrationen gegen “Europas letzten Despoten” Alexander Lukaschenko aufgelöst werden. In einem anderen Beitrag wird eine Rede des Revolutuionsführers Ayatollah Ruhollah Khomeini dokumentiert, in der er dem iranischen Parlament seine Legitimation abspricht, da es nicht durch rechtmäßige Wahlen an die Macht gekommen sei. Kein Wunder, dass der Vortrag seit Jahren auf dem Index steht und die Verbreitung durch die iranische Regierung vehement bekämpft wird.
„Keine Neuauflage von Wikileaks“
Matthias Spiegelkamp, Vorstandsmitglied von “Reporter ohne Grenzen”, will die Seite indes nicht als eine Neuauflage von Wikileaks verstanden wissen: „Wir veröffentlichen kein Rohmaterial, wir prüfen die eingereichten Informationen und wenn wir Artikel oder Videos online stellen, erklären wir den Zusammenhang, in dem sie aufgetaucht sind und warum sie zensiert wurden.“
Wefightcensorship.org dürfte gute Chancen haben, ein wichtiges Sprachrohr für die Menschenrechte zu werden. Wikileaks wurde, zurecht, als Revolution gefeiert und hat Regierungen das Fürchten gelehrt. Ärgerlicherweise ist das all zusehr auf Julian Assange abgestimmte Projekt mit dem Fall seiner Person untergegangen. Zudem, Zufall oder nicht, schien Wikileaks vor allem die USA demaskieren zu wollen. Löblich, ja, aber verglichen mit Menschenrechtsverletzungen in Ländern, die auf einer weniger liberal eingestellten Verfassung fußen, wirkte das Engagement hier mitunter fehlgeleitet.
Wikileaks hat ein Vakuum hinterlassen – wefightcensorship.org könnte es ausfüllen. Auch wenn die Betreiber nicht mit der Enthüllungsplattform verglichen werden wollen. Das Konzept ist ähnlich. Die vorherige Prüfung und Analyse der Beiträge ist löblich. Kritiker könnte dies wiederrum als Eingreifen und damit als Zensur werten. Ich hingegen habe vollstes Vertrauen, dass die „Reporter ohne Grenzen“ zu entscheiden wissen, ob ein Beitrag besser nicht veröffentlicht werden sollte. Das Projekt wenigstens verdient unser aller Beachtung.