Wenn Aldi alle paar Wochen Technik-Prospekte mit einem neuen Medion-Notebook verteilt, stellt sich immer wieder die gleiche Frage: Ist das Angebot ok? Schaut man sich die nackten Fakten im Datenblatt an und klappert man Preissuchmaschinen dahingehend ab, was andere Notebooks zum gleichen Preis bieten, gibt es bei Medion in der Regel mehr fürs Geld. Zum gleichen Schluss kommt, wer das am 22. November bei Aldi Nord erhältliche Akoya S4216 inspiziert.
Da sich das Gerät Ultrabook nennen darf, sind die maximale Bauhöhe, die Aufwachzeit aus dem Tiefschlaf und ein Minimum von 5 Stunden Akkulaufzeit bereits fix. Aldi beziehungsweise Medion versprechen für das S4216 sogar bis zu 8 Stunden, zusätzlich zum herkömmlichen Akku liegt dem Angebot nämlich ein Zusatzakku bei: Er passt in den Schacht, in dem das Laufwerk steckt. Klingt interessant, aber ist das auch praktisch? Wir haben uns das Gerät genauer angesehen.
Ob günstig auch billig bedeutet, zeigt sich häufig sofort bei der Optik und Verarbeitung. Ultrabooks rund um 1.000 Euro locken mit Alu-Gehäusen oder Glas-Abdeckungen, bei den Günstigsten dominiert hingegen Kunststoff. So ist es auch beim Akoya S4216, weshalb Hersteller Medion korrekterweise von einem „Aluminium-Design“ spricht.
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Design: Teils hübsch, teils karg
Schön sieht der Alu-Look aus, Displaydeckel und Handballenauflage wurden damit verziert. Leider kleiden sich der Bildschirmrahmen und die Fläche rund um die Tastatur in herkömmliches, schwarzes Plastik, das gänzlich ohne optische Veredelung auskommt. Insgesamt betrachtet, sieht das Medion Ultrabook nicht billig aus, die schwarzen Elemente, der Power-Schalter aus transparentem Plastik und das grob aufgedruckte Medion-Logo im Einzelnen aber schon.
Maustasten als Finger-Expander
Doch Geschmäcker sind verschieden, schauen wir uns die Verarbeitung an. Nicht optimal ist der nachgiebige Displaydeckel; drückt man in der Mitte darauf, biegt er sich durch. Starre Metallgehäuse haben dieses Problem nicht. Trotzdem ist das nichts, was wir nicht auch schon bei anderen – und deutlich teureren – Laptops beobachtet hätten. Auch instabile Tastaturen sind keine Seltenheit, beim 338 x 242 x 21 Millimeter großen und 1,9 Kilogramm schweren Akoya S4216 ist das Tastenfeld aber sehr weich. Nicht nur mittig, auch an den Rändern sinkt es ein. Dennoch ist angenehmes und leises Tippen möglich, wobei die Pfeiltasten akustisch aus der Reihe fallen. Vor allem beim Pfeil nach unten und nach rechts klappert die Tastatur. Zückerchen wie eine Beleuchtung werden nicht verteilt. Das Touchpad erntet auf den ersten Blick Zustimmung (groß, guter Grip, Mehrfingergesten) und dann Stirnrunzeln (hakeliges Scrollen, schwergängige Klicktasten). Vielleicht geben die steifen Tasten nach einiger Zeit klein bei und lassen sich dann auch ohne Kraftakt benutzen, die zwei Testtage waren dafür zu kurz.
Nicht gespart hat der Hersteller an Schnittstellen, sie sind für die beengten Ultrabook-Verhältnisse zahlreich vorhanden: HDMI, VGA, USB 3.0 mit Ladefunktion, 2x USB 2.0, Mikrofon und Kopfhörer/SPDIF, ein Kartenleser für SD und MMC sowie LAN (Gigabit). Zu den drahtlosen Anschlüssen zählen WLAN, Bluetooth 4.0 und Intel Wireless Display. Insgesamt ist das Notebook damit gut aufgestellt, wenn man bedenkt, dass es auch Modelle ohne LAN-Ausgang, ohne analogen Grafikausgang oder mit nur zwei USB-Ports gibt.
Matter Bildschirm
Das Display misst 14 Zoll und offeriert eine HD-Auflösung, womit ihr 1.366×768 Pixel bekommt. Und außerdem eine entspiegelte Oberfläche. Da es sich um ein TN-Panel handelt, fallen die Blickwinkel nicht gerade großzügig aus, liegen aber im Schnitt. Auch die Helligkeit passt, mehr Luft nach oben ist natürlich immer schön – für Sonnenschein und Arbeiten im Freien.
Hardware-Bestückung
Als Prozessor hat sich Medion einen Intel Core i3-3217U mit zwei Kernen à 1,8 Gigahertz aus der aktuellen Ivy-Bridge-Generation ausgewählt und fängt damit klein an. In früher gestarteten, preisgünstigen Varianten wie dem Asus Zenbook UX32VD oder Lenovo IdeaPad U310/U410 werkelt stattdessen auch mal ein Sandy-Bridge-i3. In der Rechenleistung mag sich das nicht dramatisch niederschlagen, aber der neue Intel HD 4000 Grafikchip ist stärker als der vorherige HD 3000. Im Hinblick auf die Zukunft wäre ein performanterer Core i5 sicher auch nicht verkehrt gewesen.
Mehr Weitsicht hat der Hersteller beim Arbeitsspeicher walten lassen. Eingebaut sind 4 Gigabyte (GB); das fällt in die Kategorie zurzeit absolut ausreichend. Wer möchte, kann später bis zu 16 GB im Akoya einbauen. Dadurch soll der Garantieanspruch nicht gefährdet werden, wenn alles richtig gemacht wird. Eine von zwei Halterungen ist noch frei. Das ist bei einem Ultrabook nicht die Regel. Besonders dünne Exemplare haben teils mit 4 GB ihr Maximum erreicht, manchmal lässt sich auch das Gehäuse nicht mal eben öffnen.
Bezüglich des Speicherplatzes dürften Aufrüst-Gedanken beim Akoya S4216 nicht aufkommen. Mit einer 1-Terabyte-Festplatte liefert das Medion-Ultrabook die doppelte Kapazität der meisten Konkurrenten. SSD-Speicher ist deutlich schneller, aber auch teurer. Daher gibt es nur eine 32-GB-SSD für Intel Rapid Start, um den Rechner flotter aufwachen zu lassen und damit häufig genutzte Programme zügig anspringen. Letzteres lässt sich in so kurzem Zeitraum nicht nachprüfen; es wurden zwar zig Programme, aber keines davon ausreichend oft gestartet.
Mit Windows 8
Apropos Start: Das Ultrabook kommt mit Windows 8, das generell schneller bootet als Windows 7. Besonders schön kann ich das bei einem Acer Aspire 1825PTZ beobachten, das sich seit dem Update nicht mehr gefühlte zwei Minuten quält, bis der Desktop endlich ansprechbar ist. Das Medion Ultrabook zeigte die Kacheln nach etwa 12 Sekunden an. Perfekter Partner für Windows 8 ist ein Touch-Display, das passte beim Akoya S4216 nicht mehr ins Budget. Doch die Vor- und Nachteile von Windows 8 und seiner Touch- oder Tastaturbedienung wollen wir an dieser Stelle nicht diskutieren. Seitdem das Betriebssystem gelauncht wurde, habt ihr ohnehin in den seltensten Fällen noch eine Wahl, wenn ihr nicht gerade innerhalb der Business-Rechner sucht. Außerdem sieht Windows 8 in der Desktop-Ansicht fast so aus wie Windows 7. Medion hat übrigens eine Art Start-Button nachgebildet. Zwar lässt sich nicht nach installierten Programmen suchen, Herunterfahren sowie Standby und Lieblingsanwendungen rücken auf diese Weise aber näher heran.
Alleinstellungsmerkmal: Wechselschacht
Dass überhaupt ein optisches Laufwerk vorhanden ist, ist schonmal positiv abzuhaken. Bei 13-Zoll-Ultrabooks braucht ihr danach nicht zu suchen, erst ab 14 Zoll könnt ihr hier und da damit rechnen. Durch Lösen einer kleinen Schraube auf der Unterseite ist der DVD-Brenner herausnehmbar und gegen einen zweiten Akku auszuwechseln. Praktisch, wenn man den ganzen Tag unterwegs ist und vorher schon weiß, dass man das Laufwerk ohnehin nicht brauchen wird. In der Bahn mit dem Mini-Schraubenzieher zu hantieren, kommt wohl eher nicht in Frage – zumal auch keine Aufbewahrungstasche für das Zusatzmodul beiliegt.
Der Hauptakku, der abnehmbar ist, spendet in Extremwerten gesprochen 2 bis 6,5 Stunden lang Energie. Mit dem zweiten Exemplar sind ohne WLAN und im sparsamsten Betrieb 9 Stunden drin, womit die Herstellerangabe bestätigt wird.
Fazit
Mit dem Wechsel-Schacht und der üppigen Speicherkapazität schlägt das Ultrabook eine Brücke zwischen mobilem Laptop und vollständigem Rechner für zuhause. Die Akkulaufzeit, die Schnittstellenauswahl und der aufrüstbare RAM können ebenso überzeugen wie die Tatsache, dass der Akku sich nicht fest im Gehäuse verbarrikadiert. Darüber hinaus arbeitet das Notebook ausgesprochen leise. Dennoch sollte jedem klar sein, dass für 599 Euro nicht die Verarbeitung eines MacBook Air oder Zenbook Prime aus Aluminium erwartet werden kann. Irgendwo hinterlässt der Rotstift nunmal seine Spuren.
Eine Alternative könnte das Dell Inspiron 14z sein; eines der wenigen Modelle mit Laufwerk. Mit Ausnahme von 500 Gigabyte statt 1 Terabyte Speicherplatz ist die Ausrüstung vergleichbar und der Preis ab 649 Euro kaum höher. Rund um diesen Preispunkt starten auch Ultrabooks (ohne Laufwerk) mit Core i5. Ein Ass im Ärmel hat Medion dann doch noch: drei Jahre Garantie. Die gibt es bei anderen Herstellern nur gegen einen Aufpreis.
Schlussendlich gilt es abzuwägen, welche Punkte am wichtigsten erscheinen und ob zugunsten der gebotenen Höhen auch die Tiefen – hier vor allem das Touchpad – in Kauf genommen werden wollen.