Die Social-Media-Plattform Foursquare braucht Geld. Nicht viel. Eine mittlere zweistellige Millionen-Summe. Ein vergleichsweise geradezu läppischer Wert. In der jüngeren Vergangenheit genügte es einem aufstrebenden Unternehmen scheinbar ein halbwegs akzeptables Konzept vorzulegen, indem die Worte Social, Media, Targeting, User, Web oder Mobile vorkamen und das Geld ergoss sich in Strömen über die vielversprechenden Firmen. So ehedem auch über Foursquare.
Die Meisten von euch werden das dahinter stehende Prinzip kennen. Bei Foursquare können User mittels App erspähen, wer sich denn gerade in ihrer Nähe aufhält. In welchem Geschäft, in welchem Restaurant. Zudem lassen sich Bewertungen abgeben und, ganz im Sinne des Gamification-Gedankens, Trophäen gewinnen – etwa wenn ich beispielsweise ein Restaurant öfter als ein anderer „Foursquare“-Nutzer besucht habe. „Foursquare“ sammelt dabei fleißig Bewegungsdaten und versucht daraus Schlüsse auf das Konsumverhalten der Nutzer zu ziehen, die, wer weiß, einmal verdammt viel Geld wert sein könnten. Für die Nutzer ist das Ganze eine nette Spielerei! Die aber schnell langweilig werden dürfte? Lohnt das mittlerweile etwas schal schmeckende Konzept also weitere Investments?
Bislang schien es auf die Unwissenheit der Investoren und auf ein geradezu geniales Marketing der Startups zurückzuführen zu sein, dass junge Social-Media-Unternehmen ohne schlüssiges Monetarisierungsmodell von Geldgebern überhaupt einen müden Dollar für Investitionen erhalten haben. Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie euphorisch eine in Marketinglatein abgehaltene Präsentation über die Gewinnversprechen und Wachstumsraten auf einen Finanzier wirken muss. Natürlich zeigen hier alle Pfeile steil nach oben. Als Beispiel wird vermutlich Facebook angeführt, denn auch dort waren die Wachstumsmargen ja schließlich gigantisch.
Oh! Verdammt! Facebook. Hat die Aktie nicht seit Börsengang rund 40 Prozent ihres Ausgabewertes eingebüßt? Hat sie, und spätestens Facebooks Börsengang-Fiasko dürfte einmal mehr veranschaulicht haben, dass zahlreiche Unternehmen in der Branche gnadenlos überbewertet sind. Den Investoren könnte diese Tatsache noch egal sein, sofern Ihnen rechtzeitig der gewinnbringende Exit gelingt, aber auch der ist ja wieder abhängig von der Unwissenheit Dritter.
Und auch die scheinen mittlerweile klüger denn zuvor. Nur so ist zu erklären, dass Foursquare laut „Wall Street Journal“ derzeit erhebliche Probleme damit hat, ein Investment von 50 Millionen US-Dollar einzutreiben. Noch Monate vor dem Facebook-Börsengang kaufte „Spark Capital Partners LLC“ den Foursquare-Mitarbeitern bereitwillig Anteile im Wert von 30 Millionen US-Dollar ab. Zu diesem Zeitpunkt wurde das Unternehmen auf einen Wert von 760 Millionen US-Dollar geschätzt. Im Juni 2011 strich Foursquare noch problemlos ein Investment von 50 Millionen US-Dollar ein. Unter den Geldgebern war ebenfalls „Spark Capital Partners LLC “ vertreten.
Damals wie heute jedoch scheint unklar, wie aus den 25 Millionen Usern, von denen zudem nur acht Millionen Nutzer die App dann auch tatsächlich wenigstens einmal im Monat nutzen, Gewinn zu schlagen ist. Immerhin: Foursquare erwartet für 2012 Einnahmen in Höhe von 2 Millionen US-Dollar durch den Verkauf von Gutscheinen. Wow! Für ein derart hoch bewertetes Unternehmen ist das ein durchweg lächerlicher Wert. Zum Vergleich. Facebook konnte in seinem vierten Jahr einen Umsatz von 153 Millionen US-Dollar vorweisen. „Twitter“ brachte es im vierten Jahr auf immerhin 45 Millionen US-Dollar. Potentielle Investoren wenigstens halten sich derzeit zurück und das, obwohl Dennis Crowley, Chief Executive von Foursquare, mächtig die Werbetrommel rührt. Bei einer jüngeren Präsentation vor möglichen Investoren gab er den Schätzwert des Unternehmens mit 760 Millionen US-Dollar an. Glaubhaft wird er den Wert indes nicht vermitteln können.
Fred Wilson, Partner des Foursquare-Geldgebers „Union Square Ventures“ hingegen glaubt fest an sein Investment. Demnach solle möglicherweise erst eine relativ große Menge an Nutzern angezogen werden, bevor man sich darauf konzentriere, Geld zu verdienen. Ein berechtigter Einwand, möglicherweise aber verkehrt herum gedacht. Das Konzept sollte vor dem Wachstum bereits stehen.
Twitter-Investor Todd Chaffee hingegen scheint die Zeichen der Zeit erkannt zu haben. Im „Wall Street Journal“ bemerkt er: ”Die Unternehmen müssen realisieren, dass die Bewertungen zukünftig niedriger ausfallen werden. Der Hype neigt sich dem Ende zu.”
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hä, wo habt ihr denn die Quatschzahlen her?
FB hat 3.7 Mrd Umsatz gemacht, Twitter etwa 140 Mio.
Leute, bitte echt mal die Artikel vor dem publishen durchchecken, die Fehler häufen sich gefühlt in den letzten Tagen / Wochen.
Die Zahlen beziehen sich auf das vierte Jahr nach Gründung des jeweiligen Unternehmens. Nicht auf die aktuellen Geschäftszahlen von FB und Twitter.
Was ist denn in letzter Zeit hier los? Ich bin immer mehr irritiert über den neuen „Schreibstil“ auf basicthinking. Eigene Meinung ist ja schön und gut, aber muss man seine gesamte Häme und Schadenfreude derartig deutlich, mMn völlig übertrieben nach Außen kehren? Gestern schon dieser Artikel zu Socialbakers und Social Media Analytics, der vor allem mit massiver Unwissenheit brillierte. Und zwar so deutlich, dass ich es als reichlich sinnlos erachtet habe in einem Kommentar zu erklären, warum und wie Social Media Analytics bzw. noch relevanter Benchmarking gerade für größere Unternehmen wichtig ist. Im Artikel zu Amazon Pages noch mal nebenbei und völlig ohne sinnvollen Zusammenhang draufgekloppt.
Ich würde mich freuen, wenn basicthinking sich wieder darauf besinnt zu informieren und persönliche Meinungen, falls nur hämisch, etwas begrenzt oder gleich weglässt.
Obwohl du eher Adrian und Robert ansprichst, kurz ein paar Worte zum Schreibstil auf BT: BT war nie reine Information, sondern immer auch Meinung und das wird auch künftig so bleiben. Welche Ansicht ein Autor vertritt, ist ihm überlassen, solange er seine Ansicht mit Fakten belegen kann – bei BT gibt es keine übergeordnete Leitlinie, an die es sich zu halten gilt und die im Zweifelsfall über die Publikation von Beiträgen entscheidet. Davon abgesehen würde es mich wundern, wenn du BT in der Vergangenheit primär als reine Infoquelle kennengelernt hast (lies beispielsweise mal ein paar Beiträge von Jürgen, Andre oder Marek). 😉
@M.H. Nierhoff: Ich verstehe nicht, warum man eine andere Meinung sofort mit Unwissenheit gleichsetzen muss? Ich lerne gerne dazu und ändere meine Meinung, aber so ein Kommentar ist eigentlich unnötig.
Ich mag Foursquare. So! 🙂
ich komme ohne FB und FQ aus^^
welches soziale millieu treibt sich denn bei diesen ganzen ’neuen‘ – naja, halbwegs neu halt – social networks rum?
schon bei facebook sind bestenfalls 10% meiner kontakte tatsächlich aktiv. foursquare, pinterest oder instagram dürfte den allermeisten noch nie zu ohren gekommen sein.
da frag ich mich wirklich, wie kommen denn die nutzerzahlen zustande? müsste ich vielleicht in eine hippere stadt ziehen, um jemanden zu finden, der dort aktiv ist?
[…] Wagniskapitalgebern zu bekommen, die auch das abnehmende Mitgliederwachstum mit Skepsis beobachten. basicthinking.de, mashable.com, […]
Ich hab FS genutzt, noch bevor es das Iphone gab.
OK Scherz 😉
Ich war allerdings echt von Anfang an mit dabei und hab über die Jahre beobachtet, was das Unternehmen so macht. Hatte kurz vor deren Start ein ähnliches Konzept in der Schublade und das auch an VCs gepitcht. Die haben damals nicht zugeschlagen, mich aber ein paar Wochen nach den ersten FSQ Hypemeldungen angerufen und gemeint: Wie konnten wir nur so dumm sein und dir kein Geld geben!
Tja – habe ich mich damals noch über die VCs geärgert, ärger ich mich heute über mich selbst. Ich hab das Monetariserungspotentail komplett überschätzt. Die VCs mit denen ich gesprochen hatte hatten wohl die richtige Nase (obwohl sie nacher wie die Lemminge reagiert haben). Fakt ist: Mit dem Konzept oder ähnlichen Konzepten wird niemals der dicke Euro zu machen sein. Dazu ist das SN viel zu niche, und das tatsächliche Potential für social proximity marketing viel zu gering. Unsere Idee war damals, dass FB den Sprung auf den mobile Zug komplett verpassen würde und so ein network dann genau in die Lücke des location based mobile networking springen würde und FB daher grosse Konkurrenz machen würde > somit Massenmarkt mit täglich Millionen aktiven Nutzern, und auch Monetarisierungspotential- Die Realität sieht leider so aus, dass
a) FB sich gar nicht soo blöd angestellt hat
b) wesentlich weniger Nutzer als gedacht überhaupt ein Interesse dran haben, „echtes“ mobile locationbased social Networking zu betreiben – konkret: Es gib kaum Leute ausser den technik und medienaffinen App Nerds die sowas gern und dauerhaft nutzen wollen. Bietet einfach zu wenig echten Mehrwert. It’s that simple. Ich vermute sogar dass die von FSQ genannten Zahlen zur Nutzung noch stark übertrieben sind. Ich geb dem Laden keine grossen Chancen mehr. Vermutlich werden die irgendwann sang und klanglos für 5 mio € gekauft (nach einer dicken Entlassungswelle) und in FB oder sonstwas integriert.
Ich persönlich denke früher oder später wird Foursquare von yelp & Co. überrannt…
Ja ganz klar so war es auch auch wenn man das ganze mal 2 Jahre später betrachtet..
Facebooks Entwicklung in den letzten Jahren ist meines Erachtens negativ und dies wiederspiegelt sich so langsam anhand der aktiven Nutzer. Denn diese geht schon länger ins negative.