Vivendi SA, Mutterkonzern des größten Musiklabels, der Universal Music Group, hat die Quartalszahlen für das dritte Quartal veröffentlicht und da stehen interessante Sachen drin.
Die nackten Zahlen: Der Umsatz ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 2,1 Prozent gestiegen, was aber überwiegend an Währungsschwankungen liegt. Würden diese herausgerechnet, wäre der Umsatz um 3,4 Prozent gesunken. Interessanter ist aber die Aufschlüsselung der Musikverkäufe: Wie in den Jahren zuvor ist der Umsatz aus CD-Verkäufen gesunken (minus 14,2 Prozent) und der des Digitalgeschäfts gestiegen (plus 8,6 Prozent). So weit, so gewöhnlich. Allerdings sind die Digital-Einnahmen kurz davor, den CD-Umsatz zu übersteigen: 916 Millionen Euro (Digital) stehen 1,02 Milliarden Euro gegenüber (CD). Auch bei Warner Music sieht man den Wendepunkt.
CD immer noch Umsatztreiber
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Doch auch wenn Digital das physische Geschäft vielleicht schon im nächsten Jahr überholen wird, heißt das nicht, dass die CD demnächst komplett eingestampft wird. Denn während in der Musikindustrie schon 2010 85 Prozent der Singles digital erworben wurden, lag der Anteil der CD an Album-Käufen immer noch bei knapp 80 Prozent. Und mit knapp 75 Prozent Anteil am Gesamtumsatz bleibt die CD weiterhin die wichtigste Umsatzsäule. Digital spielt da mit knapp 17 Prozent noch eher eine untergeordnete Rolle. Aber mal schauen, wie sich der diesjährige Aufstieg von Spotify & Co. darauf auswirkt.
Denn es ist eine Mär, dass die Labels bedingungslos an ihrer geliebten CD kleben. Klar, die in den 80er Jahren von Sony entwickelte Scheibe ermöglichte erst die goldenen Jahre der Musikindustrie, denn schließlich konnten alle Hits von Beatles bis Elvis Presley aus den vergangenen Jahrzehnten erneut auf CD herausgebracht werden, die weggingen wie warme Semmel. Risikofaktor quasi bei Null. Umso beachtlicher ist es, dass Sony Music, Tochter des CD-Erfinders, die Abschaffung seines Lieblingsproduktes vorantreibt und seit 2010 an Radio- und Fernsehsender keine Promo-CDs mehr verschickt, sondern Download-Links zu MP3-Dateien mailt.
CD setzt Infrastruktur voraus
Der Hintergrund ist klar: CDs müssen gepresst, gelagert und verschickt werden und das kostet Geld. Hinzu kommt, dass Labels CD-Läden eine 100-prozentige Rücknahme-Garantie einräumen. Im Zweifel kommen also die Hälfte aller Ballermann Hits-CDs zurück, nachdem sich rumgesprochen hat, dass es sich nicht um Musik handelt. Doch solange die CD noch Umsatztreiber ist, könnte man sich gleich mit ins Grab legen, würde man sie beerdigen. Und solange man die CD noch am Leben erhält, braucht man auch die teure Infrastruktur dazu – von Presswerk bis hin zum Lager- und Distributionssystem.
Allerdings ist die Entwicklung klar: Wenn bei Universal und Warner bald Digital dominiert, wird sich das auch auf die Branchenzahlen auswirken und auch für die Musikwirtschaft wieder bessere Zeiten einläuten. Der Anfang ist gemacht: 2011 blieb der Musikmarkt erstmals seit Jahren stabil und angesichts der jüngsten Zahlen darf man optimistisch sein, dass das Digitalwachstum den physischen Rückgang bald, vielleicht schon nächstes Jahr, übersteigt.
Wenn dann in ein paar Jahren die CD-Infrastruktur aufgegeben oder outgesourct werden kann, brechen vielleicht wieder gute Zeiten im Musikbusiness an. Wahrscheinlich nicht direkt das golden age of rock’n’roll, aber vielleicht immerhin ein zweiter Frühling.
Bild: Universal Music