Das geht ja Schlag auf Schlag: Erst kündigt Springer-Chef Mathias Döpfner eine Paywall für „Welt Online“ an, die Pläne für den großen Bruder „bild.de“ werden auch konkreter und dann spielen „FAZ“ und „Süddeutsche Zeitung“ mit dem Gedanken, die Bezahlschranke herunterzulassen. Und schließlich meldete die „Frankfurter Rundschau“ vorgestern auch noch Insolvenz an. Ganz schön was los im Printmarkt, doch wie geht’s weiter?
Tatsache ist, das Printsterben ist akut und hat mit der „Frankfurter Rundschau“ das erste prominente Opfer gefordert. Zwar ist die Zeitung noch nicht eingestellt, aber mit einem Insolvenzverfahren am Hals ist das nicht mehr so unwahrscheinlich.
„Wenn es viele sind, dann haben wir eine große Chance“
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Und gleichzeitig betet Döpfner das Lied der Paywall rauf und runter und hofft im Interview mit dem „manager magazin“: „Es muss einfach funktionieren!“ Entscheidend sei die Frage „Wie viele andere Verlage ziehen mit. Wenn es viele sind, dann haben wir eine große Chance.“ Da hört man im Unterton fast ein bisschen Verzweiflung mitschwingen und doch hat der Springer-Chef nicht Unrecht. Denn mit „Welt“, „FAZ“, „SZ“ und „Bild“ verschwänden doch ein paar sehr Große und auch ein paar anerkannte Qualitätsmedien der Print-Landschaft hinter der Bezahlschranke und damit stiege die Wahrscheinlichkeit, dass die Leser wohl oder übel ein Abonnement bei einem der Anbieter abschließen.
Der große Gewinner wäre allerdings „Spiegel Online“. Man dürfte sich wohl auf ein hübsches Wachstum freuen, sollten die Paywalls bei der Konkurrenz kommen. Schließlich hat Gründersohn Jakob Augstein eine Paywall für den Branchen-Zweiten noch im April kategorisch ausgeschlossen.
Auch ich bin kein großer Freund der Paywall, da die reine Information aus dem dpa-Ticker an allen Ecken im Internet kostenlos zu finden ist und das auch so bleiben wird. Dafür bezahlt man nicht. Für eine gute Analyse, Hintergrundberichte und Exklusiv-Stories schon. Aber selbst für zwei, drei Artikel im Monat oder gar in der Woche, die ich wirklich lesen will, bin ich nicht bereit, ein Abo abzuschließen. Und mehrere Accounts bei verschiedenen Verlagen anzulegen, um hin und wieder einen Artikel zu lesen, ist auch irgendwie lästig.
Und so ist Döpfner’s Analyse völlig richtig: „Wenn es viele sind, dann haben wir eine große Chance“. Im Umkehrschluss heißt das, wenn es nur ein paar sind, haben die Vorreiter nur eine geringe Chance auf Erfolg. Und darauf wird es vermutlich hinauslaufen.
Content-Allianz ist das bessere Modell
Viel sinnvoller wäre es daher, meinetwegen auch in Kombination mit einer allgemeinen Bezahlschranke, eine Content-Allianz zu schmieden, ähnlich wie in Polen, Slowenien und der Slowakei. Dort bietet das Start-Up „Piano Media“ für umgerechnet fünf Euro pro Monat den Zugang zu zahlreichen Nachrichtenseiten mehrerer Verlage an und scheint damit erfolgreich zu sein.
So ein Angebot wünsche ich mir auch für Deutschland – glücklicherweise plant Piano Media die europäische Expansion. Und so unwahrscheinlich ist es auch nicht, dass es die Idee nach Deutschland schafft. Spätestens, wenn die Zahlen bei „Welt“, „FAZ“ und Co. runtergehen, wird man sich überlegen, die Kräfte zu bündeln. Und gemeinsam ist ein Erfolg wohl eher möglich. Es sieht wohl so aus, als ob 2013 das Ende der kostenlosen Qualitätsnachrichten wird.
Bild: Axel Springer