Gebt den Leuten doch einfach, was sie brauchen. Sie werden es kaufen, statt sich irgendwie eine Schwarzkopie zu besorgen. Eine aktuelle Auswertung des weltweiten Internet-Traffics zeigt, dass man die Gesetze der haptischen Welt in diesem Fall tatsächlich 1:1 auf das Internet übertragen kann. Ob digital oder nicht, sofern es für eine Ware kein legales Angebot gibt, versorgen sich die Musik- und Filmliebhaber im Graubereich des Webs. Sobald im Netz gute legale Alternativen verfügbar sind, kommen aber zahlreiche Kunden gerne darauf zurück.
So oder so ähnlich könnte man den aktuellen Bericht von Sandvine interpretieren. Die Netzwerktechnik des Unternehmens ist bekanntlich dazu in der Lage, den Inhalt von Datenpaketen zu analysieren. Das aus Kanada stammende Unternehmen veröffentlicht in regelmäßigen Abständen ihren „Global Internet Phänomena Report“ und beschreibt im Detail, wie sich der globale Datenverkehr verändert. Das Sniffen der Datenpakete beinhaltet auch Vorteile, wie man jetzt sieht. Die größte Plage Hollywoods könnte sich zumindest jenseits des großen Teichs in Luft auflösen, weil immer mehr US-Amerikaner auf legale Filmangebote von Netflix zurückgreifen. Führt das BitTorrent-Protokoll in den USA beim Upload noch die Liste an, so ist dies beim Download der Video-on-Demand-Anbieter Netflix mit einem Anteil von 33 Prozent. BitTorrent-Downloads machen in den USA hingegen nur 5.89 Prozent aus. In Asien oder Europa fällt der P2P-Anteil höher aus, weil es in beiden Kontinenten an attraktiven Angeboten mangelt. Bei den Downloads landet iTunes in Europa auf Platz 9, gefolgt von Skype. Offenbar telefonieren die Europäer nur etwas weniger über das Netz, anstatt auf legale Weise online Filme oder TV-Serien zu konsumieren. Sorry, aber bei dem ärmlichen Portfolio der deutschen Anbieter ist dies nicht weiter verwunderlich.
Die Kollegen von Business Insider erklären den Erfolg von Netflix damit, dass auf deren Webseite im Vergleich zu den Kabelanbietern viele Werke zu einem vergleichsweise günstigen Preis angeboten werden. Für uns Deutsche bleibt der Bildschirm aber vorerst dunkel. Besucher mit einer IP-Adresse aus good old Germany dürfen sich lediglich im E-Mail-Verteiler eintragen und werden benachrichtigt, sollte Netflix eines schönen Tages auch bei uns angeboten werden.
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Eigentlich könnte man sich das Entwickeln von Sanktionssystemen für Filesharer sparen. Zwar wird in den USA momentan fleißig die Einführung des sogenannten „Six-Strikes“-Systems vorbereitet. Doch auch die deutsche Kreativwirtschaft und ihre angeschlossenen Verbände wie GVU, GEMA, BVMI, der Börsenverein des Deutschen Buchhandels und viele mehr, fordern schon seit langer Zeit, man müsse uneinsichtige Urheberrechtsverletzer auf ihre Kosten von ihrer Internetleitung trennen. Statt neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, die die Bedürfnisse der Konsumenten berücksichtigen, verpulvert man lieber die Energie der eigenen Mitarbeiter, um die juristische Vorgehensweise gegen movie2k.to, torrent.to, The Pirate Bay, Usenext oder RapidShare zu optimieren.
Ende gut, alles gut? Leider nicht ganz. Denn die Analyse hat einen Haken. So weist Sandvine im Bericht explizit darauf hin, dass man den Anteil des Datenverkehrs der Sharehoster wie MediaFire, DepositFiles, uploaded.net & Co. nicht beziffern kann, weil immer mehr Transfers verschlüsselt stattfinden, womit sich die Anbieter der Kontrolle des Inhalts der übertragenen Daten entziehen. Nichts anderes plant Kim Dotcom bei der Auferstehung von Megaupload im Januar nächsten Jahres.
Fazit: So exakt wie geplant kann keine Auskunft darüber gegeben werden, ob sich das Thema Filesharing auf Dauer im Nichts auflöst, oder die Surfer in der Zwischenzeit auf die verschlüsselten Angebote der Sharehoster oder Usenet-Provider ausgewichen sind.
Grafik von Sandvine, Screenshot von Netflix.
(Lars Sobiraj)