Windows 8 ist im Handel und neben der neuen Oberfläche fallen vor allem die Preise auf: Bis zum 31. Januar 2013 ist die Pro-Version für 29,99 Euro als Download erhältlich. Für 59,99 Euro kann man sich auch die dazugehörige DVD ins Regal stellen. Das ist zwar ganz schön viel für einen Rohling und eine bunte Verpackung, aber nichts im Vergleich zu den Preisen früherer Windows-Versionen. Windows 7 Professional kostete zum Start nämlich noch stolze 285 Euro.
Der Kampfpreis ist clever, wenn auch absolut notwendig. Denn so nötig es ist, Windows in die Post-PC-Ära zu bringen, so gefährlich ist es auch ein über nahezu Jahrzehnte gelerntes Bedienkonzept grundsätzlich zu ändern. Ja, auch daran wird man sich gewöhnen und dieses vielleicht auch schätzen lernen. Als Microsoft mit Office 2007 aber auf die Ribbon-Bedienung setzte war der Aufschrei schließlich ähnlich groß.
Der Unterschied bei Windows 8 ist jedoch, dass die Bedienung verschiedener Geräte nun einheitlich ist. Das ist die Entwicklung die Microsoft jahrelang verschlafen hat: Apple und Google haben ein mehr oder minder attraktives Ökosystem gebaut und kombiniert mit einem Rückgang an PC-Verkäufen dem Konzern aus Redmond gut zugesetzt.
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Das ist auch ein Grund, warum Windows 8 auf die Cloud setzt: Musik, Filme und auf Wunsch auch Einstellungen und Konfigurationen werden in ihr gespeichert, was dazu führt, dass sich Kunden an das neue Ökosystem binden und dieses nicht so schnell wechseln werden.
Dieser „Lock In“-Effekt gepaart mit dem Risiko, zahlreiche nicht so versierte User zu verprellen, dürfte der Hauptgrund für Microsoft’s Preisoffensive sein. Und ich lehne mich aus dem Fenster: Es war vermutlich die letzte Chance der OS X- und Android-Konkurrenz was entgegenzusetzen und es wird funktionieren. Denn noch immer liegt der weltweite Marktanteil von Windows-Betriebssystemen auf PCs und Laptops bei 87 %. Die werden sicherlich nicht alle gleich zu Mac OS X und Linux wechseln, nur weil ein paar Kacheln sie herausfordern – mit Hilfe von Drittsoftware kann man das Startmenü übrigens auch wieder aktivieren. Um das sicherzustellen, wird die Produkteinführung von einer Marketing-Kampagne im Umfang von schätzungsweise einer Milliarde Dollar begleitet.
Auch Entwicklern macht Microsoft schöne Augen: Diese werden an Verkäufen im Windows Store mit bis zu 80 % beteiligt während Apple und Google nur 70 % weiterreichen. Kombiniert mit kostenlosen Entwickler-Events soll somit sichergestellt werden, dass die Anzahl verfügbarer Apps und somit die Attraktivität des Windows 8-Ökosystems rasant ansteigt.
Und auch die Tatsache, dass der Preis für Windows 8 ab dem 1. Februar 2013 auf 119,99 Euro steigt (Windows 8 Pro sogar auf 279,99 Euro) wird viele Kunden dazu bewegen, lieber früher als später umzusteigen. Man muss sagen, es war fünf vor zwölf, aber Microsoft hat strategisch Vieles richtig gemacht und dürfte das auch bald in den Absatzzahlen sehen.
Update 26. Oktober: Korrektur Einführungspreise
Wie einige von euch richtig bemerkt haben, gelten die Einführungspreise nur für ein Upgrade von Windows XP, Vista und 7 auf Windows 8 Pro.