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Medientage München: Alle gegen Google

Bei der Elefantenrunde zum Auftakt der Medientage München gab es prinzipiell Einigkeit: Google müsse stärker reguliert werden. Dumm nur, dass Google Deutschland-Chef Stefan Tweraser auch anwesend und anderer Meinung war.

So warf ProSieben-Vorstand Conrad Albert dem Suchmaschinenriesen beispielsweise vor, in immer mehr Geschäftsbereiche vorzudringen und mit YouTube auf die TV-Werbeetats zu zielen. Ist das sein Ernst? Das ist doch das Normalste der Welt, oder nicht? Jedes erfolgreiche Unternehmen versucht neue Geschäftsfelder zu identifizieren, sie zu besetzen und dort zu wachsen. Das machen ja ProSiebenSat.1 und die Mediengruppe RTL mit ihren VoD-Plattformen auch und man würde sich wundern, würden sie es nicht tun.

Doch Google’s Verteidigungsstrategie ist ungewöhnlich bis eher scheinheilig: Man sei nur eine Suchmaschine und kein Inhalteanbieter, sagt Google Deutschland-Chef Stefan Tweraser und scheint dabei zu vergessen, dass YouTube zunehmend in Original-Inhalte investiert und damit wie ein Fernsehsender agiert. Der Grund dafür ist, dass YouTube nach wie vor die Masse an professionellen Inhalten fehlt, die die Fernsehsender hingegen besitzen, aber verständlicherweise lieber selbst vermarkten wollen. Doch wer dem Branchenriesen Steine in den Weg legt, darf sich nicht wundern, wenn dieser neue Wege sucht – und findet.


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Der Ansatz von Tobias Kreuzer, Leiter der bayerischen Staatskanzlei, ist da schon einleuchtender: „Wir wollen keine Hürden für Google aufbauen, sondern vielmehr die Hürden für Fernsehen, Radio und Verlage senken“.

Das fordert auch die ARD-Vorsitzende Monika Piel, die eine unterschiedlich hohe Regulierungsdichte zwischen Rundfunk und Netzanbietern beklagt. In eine ähnliche Richtung argumentiert auch RTL-Vertreter Tobias Schmid, der eine bessere Zusammenarbeit der bestehenden Aufsichtsbehörden fordert, schließlich sollte eine konvergente Medienwelt auch von einer konvergenten Medienregulierung kontrolliert werden. An dieser Stelle ist ein Verweis nach England hilfreich: Dort wurde schon 2003 die „Oberbehörde“ Ofcom gegründet, die für eine ganze Reihe an Regulierungsfragen zuständig ist. Das ist allemal sinnvoller und effizienter als 16 Landesmedienanstalten und zahlreiche weitere Behörden.

Geeinigt wurde sich bei der Elefantenrunde schließlich auf einen Runden Tisch, den der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) noch bis Ende des Jahres einberufen möchte. Das Problem bei dem geplanten Gespräch zwischen Print- und TV-Konzernen, Telcos und Google ist jedoch, dass zu viele Themen kursieren.

Da beklagt Burda-Vorstand Paul-Bernhard Kallen unterschiedliche Datenschutzrichtlinien und Steuersätze innerhalb Europas, was zwar stimmt, aber wohl kaum am Runden Tisch mit Seehofer und Google gelöst werden dürfte. Zudem plant die EU bereits den Datenschutz europaweit zu harmonisieren und auch der Steuervorteil für digitale Verkäufe wird ab 2015 Geschichte sein.

Telekom-Chef René Obermann hingegen beschuldigt Google, sich nicht an den Kosten des Netzausbaus zu beteiligen und hofft, die seit Jahren schwelende Debatte um die Netzneutralität wieder zu entfachen. Seehofer selbst macht mit dem Urheberrecht und Leistungsschutzrecht wieder zwei Großbaustellen auf und ignoriert, dass Google letztlich am längeren Hebel sitzt, wie der Rechtsstreit zwischen Google und Copiepresse, der belgischen Rechteverwertungsgesellschaft, zeigt.

Insofern ist der Auftrag an die Politik, bei der Regulierung zunächst besser zusammenzuarbeiten und diese zu vereinheitlichen, mehr als angebracht. Dass der Runde Tisch da aber Substanzielles zu Tage fördert, sollte man besser nicht erwarten.

Bild: Medientage München

Über den Autor

Robert Vossen

Robert Vossen hat erst Los Angeles den Rücken gekehrt und dann leider auch BASIC thinking. Von 2012 bis 2013 hat er über 300 Artikel hier veröffentlicht.

11 Kommentare

  • Okay wir haben Vertreter von RTL/Pro7Media/Burda, die jetzt fast 10 Jahre die private Medienlandschaft mit ihren nicht relevanten Berichterstattungen und Produktionen für geistige Unterschichten kaputt gemacht haben und ein Weltunternehmen das fast monatlich Innovationen liefert und versucht dem Menschen das Leben zu erleichtern. Unbedingt muss Google reguliert werden … Die Leute schauen eben deshalb relevante Sachen auf YouTube weil immer verfügbar und sie im Gegensatz zu Mediatheken zeitgleich mit ihresgleichen darüber diskutieren können und verwandte Themen besser finden.

  • Oh man, wenn Google irgendwann anfängt sich vom deutschen Markt zu entfernen würde mich das echt nicht wundern. Die haben doch alle die selben Möglichkeiten wie Google. DAS IST MARKT! Wie gibt es denn kein deutsches vernüntiges Videoportal? Die heben alle nicht ab weil sie eingeschränkt werden!

    MfG Bastian

  • Google wertet Seiten die viele Takedown Notices bekommen bald ab. Youtube und andere Dienste sind aber davon ausgenommen. Und das ist nur ein Beispiel von vielen wie Google seine Marktmacht missbraucht. Die die dort meckern Telekom die öff.rechtlichen und die Verlage sind aber alle selbst quasi Monopolisten und sollten wirklich aufpassen das sie nicht auch gleich mit reguliert werden.
    Meiner Meinung könnte man alle zerschlagen und harte anti Kartell Auflagen einführen.

  • Sascha hat das wirklich auf den Punkt getroffen … einige Dinge stören mich an Google sicherlich auch, aber ganz bestimmt nicht, dass sie durch innovative Ideen und eine ständige Bewegung die Entwicklung auf den unterschiedlichsten Gebieten vorantreiben.

  • Warum schließen sich nicht einfach die Inhalteanbieter zusammen und bauen zu Google einen Gegenpol auf ? Sie haben doch die Inhalte…..Das ist genau der Vorteil, den wenn er nicht verschlafen wird, den Marktausbau ermöglicht.
    Aber :
    Typisch alle schreien mal wieder nach dem Staat „O bitte hilf Reguliere so wie Du es in der EU getan hast und gereiche uns zum Vorteil“.
    Wir lernen wahrscheinlich nie die Mechanismen der Märkte. Vielleicht sollten die Manager sich mal der Evolutionstheorie beschäftigen und diese Gedanken auf das Schicksal der Firmen im Markt übertragen.

  • @Erhard: Naja, das „deutsche Hulu“ wurde ja vom Kartellamt untersagt. Auch wenn ich die Entscheidung für falsch halte, liegt es auch ein wenig daran, dass sich P7S1 und RTL nicht den Auflagen beugen wollten (nur technische Plattform, offen für jeden). Mal schauen, wann da ein Umdenken stattfindet…

  • So viel Inhalte haben deutsche Privatsender gar nicht, das meiste kommt aus den den USA.
    Zumindest für ein “deutsche Hulu” würde es wohl „eng“ werden wenn man einmal von Unterhaltungs Shows absieht.
    Wer wirklich eigene Inhalte zuhauf besitzt sind die ÖR und die dürfen sie ihren Gebührenzahlern nicht online zeigen, Peverses System.

  • Sicherlich kann man über Google’s Macht unterschiedliche Meinung sein und nicht immer ist es gut hier alles im freien Lauf zu lassen.

    Aber alle deutsche und europäische Medien müssen sich die Tatsache bewusst sein, das dies nun einmal der Lauf der Geschichte ist.

    Während bis ende der 90er TV, Radio und Verlage beinahe uneingeschränkt in diesen Bereich tätig waren, gibt es halt nun ein weitere Konkurrent.

    Und alle deutschen TV Sender sollten statt gegen You Tube zu schießen, eher mal ihr eigene Medientheken lieber auf die Bedürfnisse der Nutzer bringen.

    Warum kann ich hier nicht auch auf länger zurück liegende Sendungen zugreifen?

    Liegt dies vielleicht damit zusammen das Springer, Burda und die ÖR so was brauchen damit dies endlich mal als Wiederholung auftauchen?