Anonymous hat sich öffentlich von der Whistleblower-Plattform Wikileaks abgewandt. Der Verfasser schreibt im Namen der Webguerilla, weist darauf hin, dass er selbstverständlich nicht für das gesamte Kollektiv sprechen kann, viele Anonymous-Aktivisten es aber genauso sähen. Problem sei, dass Wikileaks mittlerweile zur One-Man-Show geworden sei. Die endgültige Zäsur kommt wohl nun durch die Kopplung neu veröffentlichter Mails aus dem Stratfor-Leak im Februar an eine „Spende“ für Wikileaks.
Idee von Assange ist es, dass man die Dokumente nur sehen oder auswerten kann, wenn man der Plattform einen Geldbetrag von mindestens 5 US-Dollar spendet. Wikileaks widerspricht auf Twitter, dass es sich dabei um eine Paywall handle. Der Spendenaufruf scheint nicht jedem Aufruf vorgeschaltet zu sein – wir kamen beispielsweise mehrfach problemlos auf die Seiten. Außerdem kann man ihn umgehen, indem man JavaScript deaktiviert. Anonymous kritisiert allerdings noch anderes, etwa die hohen Summen, die Assange für sein Projekt angeblich benötige. So habe der gebürtige Australier, der lange in Großbritannien unter Hausarrest stand, im vergangenen Jahr 72.000 US-Dollar allein für Projektkoordinierung erhalten, was Reisekosten noch nicht umfasse.
Mit einer Spende im historischen Sinne hat die Wikileaks-Paywall nicht mehr viel zu tun. Es ist ein Kaufpreis. Man könnte es außerdem so betrachten, dass man dafür bezahlen soll, wenn man die Plattform unterstützen will. Immerhin ist der Zeitpunkt clever gewählt. Der Leak soll zehntausende Dokumente aus Schriftwechseln der beiden Kandidaten für die US-Präsidentschaft Mitt Romney und US-Präsident Barack Obama mit dem privaten Nachrichtendienst Stratfor enthalten. Damit mischt sich Wikileaks in den US-Wahlkampf ein. Wikileaks-Gründer Julian Assange und seine Getreuen brauchen Geld, das ist klar. Aber Offenheit gegen Bares – ist das mit dem ursprünglichen Gedanken der Transparenz noch vereinbar? Wikileaks ist aber mittlerweile untrennbar mit Julian Assange verbunden. Sein Name ist zum Politikum geworden. Anonymous hingegen sieht es nach eigenen Angaben nicht mehr ein, die eigene Freiheit aufs Spiel zu setzen, dafür dass Assange sich mit Lady Gaga zum Abendessen trifft.
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