Twitter hat die Version 2.0 des einst gekauften Twitter-Clients Tweetdeck vorgestellt. Es ist das erste gelungene Update, seit man sich mehr oder weniger von der früheren, deutlich umfangreicheren Adobe-Air-Version verabschiedet hat. Tweetdeck wurde nicht nur optisch, sondern auch in Sachen Bedienbarkeit generalüberholt. Auf den ersten Blick gefällt mir das, auch wenn nicht alles reibungslos funktioniert. Es macht Hoffnung, dass Twitter doch noch irgendwie die Kurve kriegt, wenn es um Apps aus eigenem Hause geht – wenn man schon die Anwendungen von Drittanbietern nach und nach ausschließt.
Ein paar Unstimmigkeiten bleiben natürlich. Für mich ist nach wie vor nicht nachvollziehbar, warum man einen eigenen Tweetdeck-Account benötigt, um die Software benutzen zu können. Das war nicht einmal notwendig, als Tweetdeck noch eigenständig war. Sich einfach mit seinem Twitter-Account einzuloggen, geht nicht mehr. Auch das Verfassen von Tweets scheint irgendwie zur Nebensache geworden zu sein. Wie schon in der Vorversion poppt erst beim Klick auf ein kleines Icon ein Layer auf, in dem man einen neuen Tweet oder eine neue Nachricht verfassen kann. In der Adobe-Air-Version gab es dafür einen festen Bereich im Hauptfenster. In der alten nativen Tweetdeck-Version war die Schaltfläche noch mittig in der Menüleiste platziert, jetzt ist sie nach ganz weit rechts an den Rand gerückt. Selber schreiben? Aus Twitters Sicht offenbar völlig überbewertet.
Anordnung in allen Clients gleich
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Eine Weile im Betrieb, konnte ich einzelne Schaltflächen nicht mehr aufrufen. In der neuen Webversion klickte ich testweise auf das Mini-Icon, um einen neuen Tweet abzusetzen und konnte dieses mit einem Klick auf das X nicht mehr schließen. Nach dem notwendigen Neuladen der Seite trat der Fehler nicht mehr auf. Dafür konnte ich bei der zeitgleich geöffneten Mac-Version das Menü nicht mehr öffnen. Die seltsamen Pfeiltasten neben der Schaltfläche „Columns“ – das fand ich erst nach einer halben Stunde heraus – sind nicht etwa dazu da, um die Spalten neu anzuordnen. Sie ersetzen die horizontale Bildlaufleiste, wenn mehr Spalten geöffnet sind als eine Seite anzeigen kann. Öffnet man das Profil eines Twitterers, dauerte es im Test recht lange, bis alle Schaltflächen geladen waren.
Schön dafür: Hat man mehrere Clients unter dem gleichen Account (etwa die Webversion und Mac-Version), synchronisieren sich Nachrichten automatisch. Die Anordnung der Spalten wird für alle Clients gespeichert. Es sind die kleinen Details, die das neue Tweetdeck interessant machen: Der Schieberegler, der den Anwender einfach zwischen dunkler und heller Oberfläche wechseln lässt. Das auf das Wesentlichste reduzierte Hauptmenü, bei dem man trotzdem nicht das Gefühl hat, dass etwas Wichtiges fehlt. Die Möglichkeit, jede einzelne Spalte mit einem Klick zu bearbeiten, Benachrichtigungen und Soundeffekte ein- oder (besten Dank dafür!) auszuschalten. Es stehen künftig je drei Schriftgrößen und Spaltenbreiten zur Auswahl (immerhin); neue Profil-Header werden unterstützt. Tweetdeck 2.0 erlaubt weiterhin die Integration von Facebook; Timeline und Benachrichtigungen werden optisch schön integriert. Allerdings scheinen nicht alle Links zu funktionieren.
Gutes Aussehen wichtiger als die inneren Werte
Ein wenig überraschend: Als Linkverkürzer und Bilderdienste lässt Tweetdeck neben den eigenen doch noch einige andere Services zu, auch wenn die Auswahl stark beschnitten worden ist. Neben dem eigenen Linkverkürzer ist nur noch Bit.ly wählbar, kein t.co oder goo.gl. Beim Bildupload sind dafür neben Twitters eigenem Standard noch fünf weitere Dienste zugelassen, von Twitpic bis Yfrog. Das ist offenbar Twitters Weg, um Tweetdecks vermeintliche Eigenständigkeit zu unterstreichen – auch wenn es damit immer weniger wird.
Alles in allem: Eine deutliche Verbesserung in der Bedienung, echte Schönheit und doch noch viele Fehlerchen. Es ist bemerkenswert, wie sehr Twitter mit der Anwendbarkeit seiner Apps zu kämpfen hat und dieses wichtige Kriterium der Augenfreundlichkeit komplett unterordnet. Dennoch: Bei Tweetdeck 2.0 scheinen diese Probleme nicht mehr so gravierend, wie etwa in Twitters offizieller iPhone-App, die ich nach einigen Wochen löschte, weil sie fast eine Minute lang für den Start benötigte. Es bewegt sich hier etwas in die richtige Richtung, wie leider nicht bei allem, was Twitter derzeit unternimmt.