Ich bin ja nicht gerade verlegen, wenn es darum geht, Dinge für tot zu erklären oder als Flop zu bezeichnen. Aber in diesem Falle geht mir das etwas zu schnell. IHS, das Marktforschungshaus, das iSuppli übernommen hat, hat bereits in den vergangenen Wochen eine Art Abgesang auf die PC-Industrie intoniert, und jetzt noch einmal nachgelegt. Ultrabooks sollen sich deutlich schlechter verkaufen als Anfang des Jahres noch prognostiziert: nur 10,3 Millionen statt der anvisierten 22 Millionen Verkäufe. Im vierten Quartal soll dank des Starts von Windows 8 gar die Hälfte dieser 10,3 Millionen Ultrabooks verkauft werden. Das würde den bisherigen Verlauf des Jahres alles in allem ziemlich enttäuschend ausfallen lassen.
Nun ja, wie auch nicht. Die Kunden sind ja nicht blöd. Sie wussten bereits im Frühjahr, dass die ganz heißen Modelle mit Windows 8 und Intels neuer Chip-Generation Ivy Bridge erst im späteren Verlauf des Jahres herauskommen würden. Und selbst dann ist erst einmal Zurückhaltung angesagt. Windows 8 will ganze Generationen von PC-Nutzern auf das neue Kachelsystem umgewöhnen, von dem noch kaum ein Endkunde weiß, wie gut es in der Praxis eigentlich funktioniert. Erfahrungsberichte von Freunden und Kollegen gibt es wenige, also wartet der Durchschnittskunde erst einmal ab, was passiert, bevor er 1.000 Euro investiert.
Das ist auch eins der Probleme, die IHS anmerkt: Dass die Geräte bislang zu teuer sind, um von der Masse gekauft zu werden. Preise um 700 US-Dollar oder Euro könnten die Hemmschwelle senken. Dann würden die Hersteller aber voraussichtlich bei den Komponenten sparen müssen. Schwierig, denn Intel hat gerade erst die Auflagen für die nächste Ultrabook-Generation drastisch erhöht – was die Selbstkosten nach oben treiben dürfte. Auch einen weiteren Kritikpunkt hat IHS: Es werde zu wenig in Marketing investiert. Intel und die OEMs ziehen noch nicht an einem Strang. Die Leuten sähen statt dessen Werbung für schillernde Smartphones und Tablets und würden lieber dort zuschlagen.
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Viel zu hohe Erwartungen?
Und dann gibt es noch ein Problem, das man den Ultrabooks kaum selbst in die Schuhe schieben kann: Dass das Wachstum bei PCs und Laptops schon seit geraumer Zeit zurückgeht. Der Markt ist gesättigt. Wer bereits einen Laptop hat und ihn maßgeblich zu Hause im Büro oder mal auf der Couch nutzt, sieht weniger den Sinn darin, jetzt noch einmal in ein neues Gerät zu investieren, nur weil es dünner und leichter ist. Es geht also darum, Neukunden zu gewinnen, denen die Investition in ein Leichtgerät mit guter Leistung durchaus einleuchten dürfte – wenn der Preis stimmt. AMD verfolgt hier mit seinen Ultrathins einen weniger perfektionistischen Ansatz als Intel und will den Herstellern niedrige Preise ermöglichen, wobei die Geräte zwar dünner aber nicht zwangsweise superdünn werden müssen.
Abschließend wäre noch zu hinterfragen, wer dieses kaum bekannte Unternehmen IHS eigentlich ist und warum man in den Wochen seit der Übernahme von iSuppli so offensichtlich oft eine Art Abgesang auf PCs auslobt und Tablets in den Himmel lobt. Woher haben die Marktforscher die Zahlen, sind die gänzlich unabhängig oder wird hier zu Gunsten einer Geräteklasse vielleicht sogar etwas nachgeholfen? Der wahrscheinlichste Grund ist, dass die Erwartungshaltung nicht stimmte. Die PC-Hersteller und Intel haben offenbar damit gerechnet, dass ihnen die Kunden die Ultrabooks wie warme Semmeln aus den Händen reißen würden, wie seinerzeit die Netbooks. Dafür sind die Geräte bislang aber einfach zu teuer. Langfristig werden sie sich schon durchsetzen: die Zukunft wird ganz sicher dünn, weil einfach nichts mehr für klobige Geräte spricht. Dabei läuft es aber eher auf eine schleichende Entwicklung als eine Revolution hinaus.
(Bild: Lenovo)