Wisst ihr noch? Web 2.0? Die Ära, in der die Dienste sich öffneten? Als RSS-Feeds die Basis für Blogs, Newsreader und Podcasts bildeten? Als jeder diese Dienste nach Lust und Laune remixen und Mashups daraus erstellen konnte? Diese Epoche scheint zu Ende zu gehen. Google fordert für eine intensive Nutzung inzwischen Geld von Services, die im hohen Maße auf Google Maps zugreifen. Twitter sperrt das Mashup-Kochbuch Ifttt zur Hälfte, schließt externe Fotodienste wie Twitpic aus und schränkt die API für Clients ein. Und in Kürze, genauer: zum 20. Oktober, schaltet Google auch die API für Feedburner ab.
Lassen wir die Kirche im Dorf: Es handelt sich dabei vorerst nur um die Entwicklerschnittstelle (API). Feedburner soll in seinem kümmerlichen jetzigen Zustand vorerst weiter leben. Wir können aber gerne Wetten abschließen, wie lange das Ende noch auf sich warten lässt. Gemessen daran, wie Google den Reader vergangenen November verschlimmbessert hat und wie man nun alles, pardon, zweinullige am Feedburner abschaltet, dürfte das nur noch eine Frage der Zeit sein. Seit einigen Tagen stehen die Counter für Feedburner auf 0. Das Problem sei bekannt und man werde daran arbeiten, schrieb Google mit einiger Verspätung am Freitag. Das Google Watchblog trägt derweil alle Hiobsbotschaften über Feedburner zusammen und orakelt, dass dem Dienst bald der Hals umgedreht werde.
Von Google runtergerockt
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Schaut man sich die Startseite von Feedburner an, sieht man, dass Google seit der Übernahme im Juni 2007 nicht mehr viel an dem Dienst gemacht hat. Er wurde bis auf kleine Veränderungen und ein experimentelles Statistik-Tool auf seinem damaligen Stand belassen. Aus irgendeinem Grund wurde Feedburner in Googles Adsense-Werbesparte integriert, das Feedburner-Blog dazu angeblich mangels Interesses im Juli dieses Jahres eingestellt. Es könnte daran gelegen haben, dass der letzte Eintrag davor zwei Jahre alt war.
Feedburner war einst ein mächtiges Tool, mit dem jeder seinen RSS-Feed umleiten und (ungefähre) Statistiken darüber überwachen konnte. Über die API konnte man diese Statistiken oder Informationen über die Leser extrahieren und auf der eigenen Website einbinden. Mehr noch, man konnten den Inhalt mit anderen Webservices remixen und Mashups daraus erstellen, etwa mit Twitter. Man muss es so hart sagen: Seitdem Google das Tool übernommen hat, ging es damit bergab. Google hat das Potenzial von Feeds offenbar nie erkannt – oder einfach keine Möglichkeit gesehen, damit Geld zu verdienen.
Der Suchriese verleiht Feeds heute das Image von etwas Gestrigem, vermutlich, um die Fortschrittlich von Google Plus hervorzuheben. Und der einstige Gründer von Feedburner, Dick Costolo? Der macht heute mit Twitter mehr oder weniger das gleiche. Konvergenz? Mashups? Es gibt immer noch sehr viele, die die Chance erkannt haben, man schaue sich die vielen Rezepte auf Ifttt an. Die Großen allerdings, die im Zuge des Web-2.0-Booms groß geworden sind, sie wollen jetzt Geld verdienen und von Offenheit nicht mehr viel wissen.