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Julia Schramm: Ein Screenshot geht um die Welt

Gestern erschien das Buch „Klick mich: Bekenntnisse einer Internet-Exhibitionistin“ von Julia Schramm, Beisitzerin im Bundesvorstand der Piratenpartei. Der Verlag Random House stellt es hier, pardon: hier vor. Das Buch wurde prompt von Spiegel Online und Amazon-Rezensenten verrissen. Jemand dachte sich, es wäre nur konsequent, die Partei, der Schramm angehört, beim Wort zu nehmen und ein PDF des Buchs online zu stellen. Darf man eigentlich nicht. Aber man kann ja mal das Parteiprogramm der Piraten beim Wort nehmen. Denn darin heißt es:

“Daher fordern wir, das nichtkommerzielle Kopieren, Zugänglichmachen, Speichern und Nutzen von Werken nicht nur zu legalisieren, sondern explizit zu fördern, um die allgemeine Verfügbarkeit von Information, Wissen und Kultur zu verbessern, denn dies stellt eine essentielle Grundvoraussetzung für die soziale, technische und wirtschaftliche Weiterentwicklung unserer Gesellschaft dar.”

Gesagt getan. Das Buch erschien gestern auf einer Tumblr-Seite, die auf einen Dropbox-Link verweist. Noch am Abend schaltete sich der Verlag bei Dropbox ein und ließ es entfernen. Gemein natürlich, dass jetzt der Name der Autorin dort prankt, als hätte die Piratin das Buch selbst löschen lassen. Julia Schramm ist seit gestern in einer Zwickmühle. Sie verweist heute auf einen Link, warum Ebooks nicht kostenlos sein dürften und begrüßt ihre Twitter-Follower halb-ironisch mit den Worten „Guten Morgen, lieber Mob“. Morgen.

Über den Autor

Jürgen Vielmeier

Jürgen Vielmeier ist Journalist und Blogger seit 2001. Er lebt in Bonn, liebt das Rheinland und hat von 2010 bis 2012 über 1.500 Artikel auf BASIC thinking geschrieben.

29 Kommentare

  • Die Piraten fordern nicht unbedingt ein Vergütungssystem.
    Die Aussage war: „Die Verwerter verlieren viel, die Urheber etwas weniger, die Nutzer gewinnen viel“.
    Basisforderung ist erstmal die freie nichtkommerzielle Weitergabe aller Werke. Der Urheber darf das weiterhin kommerziell vertreiben, muss aber sehen, wie er über die Runden kommt. Für Vergütungsmodelle ist die Partei nicht zuständig.
    Das waren Aussagen auf der Mailingliste der AG Urheberrecht der Piraten. Kann jeder reinschauen, ist sehr… „interessant“ da…

  • Da die Frau Schramm die Kosten des Buches mit dem Link „Was kostet ein Buch? Und warum sind eBooks nicht kostenlos?“ erklärt, begibt sie sich bezüglich der Argumentation allerdings auf die Seite der Verlage. Die Verlage die von den Piraten gebrandmarkt werden, weil sie ja ach so ineffizient sind und ihre Urheber unfair behandeln. Ob es dabei, wie in diesem Fall, um Bücher geht, oder in anderen Fällen um Musik und Musiklabels, sei dahingestellt. In beiden Fällen sind die Piraten ja immer vorne dran, wenn es darum geht, dieses Konstrukt aus „Urheber Verlag/Label Konsument“ als völlig haltlos darzustellen.

    Frau Schramm verwendet das „System“, das die Piraten bekämpfen. Und das ist einfach heuchlerisch.

  • Wieder mal ein sinnfreier Artikel. Ehrlich – „stellt es hier, pardon: hier vor“ – was soll sowas? Und „prangen“ hat auch nichts mit monströsen Händen zu tun, sondern mit dem Pranger. Nur mal so als Randbemerkung.

  • „Ich bin froh das ich in einem Land lebe, in dem jeder Bücher schreiben darf“ (Hagen Rether). Über die Sinnhaftigkeit solcher entscheidet der Markt über den Faktor Nachfrage.

  • Ja und? Die Piraten schlagen da ein Gesetz vor, NOCH gibt es aber andere Gesetze. Wenn jeder Politiker sich plötzlich nur noch an die Gesetze hält, die er in einem Parteiprogramm vorschlägt, dann aber mal Hellelujah. Wollt Ihr Julia Schramm jetzt vorwerfen, keine Selbstjustiz auszuüben? Ziemlich überflüssiger Artikel. Das Buch ist trotzdem Scheiße. 🙂

  • Bei solchen Aktionen zeigt sich das wahre Gesicht der Piraten. Alle anderen sollen ihre Produkte umsonst anbieten, nur sie selbst nicht …

  • Ich denke die junge Dame hat sich damit leider ins eigene Fleisch geschnitten :/ Schade, dass man es mit Unwissenheit noch so hoch in der Politik schafft. Wenn es so weiter geht seh ich „schwarz“ ^^

  • Diese Frau hat leider keine echte Überzeugung, sondern Nutzt die Piraten nur als Plattform um sich zu Profilieren und für perönliche Vorteile.
    Das ganze ist so als ob eine Grünenpolitikerin aus dem Vorstand plötzlich für die Kernkraft wäre und für Euro 100k ein vorfinanziertes Buch darüber schreibt oder bei RWE pro AKW Reden hält.
    Wenn ich mich nicht mit den Zielen dieser Partei Identifizieren kann sollte ich mir halt eine Andere suchen, zudem müsste die Partei reagieren und sich zumindest Distanzieren.

  • Mika – oder auch als ob eine Grünenpolitikerin plötzlich zum Verband der deutschen Zigaretten Industrie wechselt, oder ein ehemaliger SPD Minister eine Firma berät der er vorher noch schnell einen … ach lassen wir das. Beispiele gibt es ja genügend. So ganz real! Da braucht man nicht eine so abstruße Fanatasie! Ach und was die Autorin angeht … who cares!?

  • @mika b.:
    „…Diese Frau hat leider keine echte Überzeugung, sondern Nutzt die Piraten nur als Plattform um sich zu Profilieren und für perönliche Vorteile….“

    Was soll denn jemand, der eine echte politische Überzeugung hat, bei den Piraten?

  • @uniquolol
    Es gibt durchaus viele Mitglieder bei den Piraten welche echt etwas Ändern wollen besonders im Bereich Urheberrecht oder Datenschutz.
    Leider haben sich als „erstes“ oft einige mit den größeren Ellenbogen Durchgesetzt um ihrere schlechten Schauspielkünste vorzutragen das stimmt.
    Beisitzerin im BuVo der Piraten welche ihre Wähler als „krakeelenden Mob“ betitelt, hat schon etwas von Mitt Romney´s -Patzer.
    Wer sollte sie denn da noch Ernst nehmen, sie hat die Partei leider an den politischen Gegener „verkauft“ wie selbst ein guter Bericht F.A.Z. feststellt.

    http://faz-community.faz.net/blogs/deus/archive/2012/09/19/julia-schramm-ein-buchdebakel-als-sieg-fuer-bertelsmann.aspx

  • Naja, irgendwie hat die Partei für mich schon ihre Glaubwürdigkeit verloren. Ich bin zwar für den Schutz der Urheberrechte, aber wenn jemand das Gegenteil fordert, und selbst wiederum das Gegenteil tut, dann hat er auf einen Schlag sein mühsam aufgebautes Image verloren, und das wohl für immer.

  • „Gemein natürlich, dass jetzt der Name der Autorin dort prankt“.

    Peinlich natürlich, wenn in einem solchen Text das Wort „prankt“ prangt. Das wird selbst hier in der Kommentarfunktion rot unterstrichen bzw. unterpunktet.