Während ich diese Meldung schreibe, schwanke ich zwischen der Bezeichnung „Paukenschlag“ und „am Schluss wenig überraschend“: Das Berliner Startup 6Wunderkinder stellt sein Produktivitätstool Wunderkit wieder ein. Eine neue Version des Aufgabenplaners Wunderlist soll einige Funkionen der Suite übernehmen und sie beerben. Wer sich an den Hype erinnert, den Medien und Blogs wie wir um das Projekt Anfang des Jahres entfacht haben, der kann jetzt schon ein wenig erstaunt sein. Gleichzeitig war das erste damit auch mehr oder weniger das letzte Mal, dass wir etwas von Wunderkit gehört haben. Es wurde danach sehr ruhig um die Wunderkinder und das Tool, dass vielleicht noch nicht ganz fertig war und dem eine Killer-Anwendung fehlte. Ziel der Berliner war es, Wunderkit zu einem eigenen Ökosystem nach dem Vorbild von Evernote zu machen. Das hat also nicht funktioniert.
„Wunderkind“ Christian Reber schreibt in seinem persönlichen Blog, was schief gelaufen ist. Im Prinzip habe es daran gelegen, dass zwei Projekte gleichzeitig einfach zu viel waren für das Team aus 20 Entwicklern. Ziel der Berliner war es, Wunderkit und Wunderlist auf möglichst vielen Plattformen laufen zu lassen, was natürlich massive Ressourcen kostet. Beim Projekt Wunderkit erkannte man zudem, dass sehr schnell 100.000 Nutzer und mehr kamen, diese aber nicht blieben. Es fehlte ihnen, Reber sieht das genauso wie ich, eine Killer-Anwendung, die die Nutzer bei Wunderkit hielt. Außerdem traten Fehler auf, um die man sich nicht schnell genug adäquat kümmern konnte. Weil fast alle Ressourcen für Wunderkit aufgewendet wurden, hatte man keine mehr übrig, um Wunderlist weiterzuentwickeln.
Das beste aus Wunderkit soll in Wunderlist 2 weiterleben
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Sicherlich wird es auch am Geld gelegen haben. Wunderkit war als Freemium geplant. Schon wenige Tage nach dem Start musste das Unternehmen die Basisversion aufwerten, weil eine kostenlose Gruppenarbeit sonst nicht möglich gewesen wäre. Das torpedierte allerdings offenbar gleichzeitig die Notwendigkeit für Nutzer zu zahlen. Letztendlich sollen sich knapp 400.000 Nutzer für Wunderkit registriert haben, deutlich weniger als die 3 Millionen Nutzer (bei 5,5 Millionen Downloads) von Wunderlist. Das beste aus Wunderkit soll jetzt auch in die Neuentwicklung von Wunderlist einfließen, wie das Unternehmen im eigenen Blog schreibt. Wunderlist 2 solle noch in diesem Jahr starten.
Mir gefällt, wie offen die Berliner mit dem Thema umgehen. Man hat etwas versucht und ist damit gescheitert, man zeigt aber, wie man aus den Erfahrungen gelernt hat und wirft – marketingtechnisch sehr clever – gleich ein neues Produkt hinterher. Und ich frage mich langsam, was eigentlich Anfang des Jahres mit uns los war. Wir haben uns von Wunderkit, Draw Something, Pinterest und vielen anderen Startups vor den Karren spannen lassen und zu einem Hype beigetragen, der der Realität nicht Stand gehalten hat. Wunderkit hätte eine gute Groupware-Plattform werden können und hatte viel Potenzial – im Nachhinein gesehen aber auch nur das. Ich habe Wunderkit damals als „das bessere Google Wave“ bezeichnet. Wenn man so will ist der Gedanke einer Groupware für Privatanwender damit zum zweiten Mal gescheitert. Warum eigentlich?
(Jürgen Vielmeier)