Interessante Präsentation mit einem dicken Fragezeichen und der großen Frage „Wann?“: Nokia hat heute in New York zwei neue Lumia-Smartphones mit Windows Phone 8 vorgestellt. Der Nachfolger des Lumia 900 nennt sich Lumia 920 und will mit einer besseren Kamera, besserer Stromversorgung und Offline-Services für Nokia Drive und Transport punkten. Bessere Funktionen etwa klingen so: Nokia Drive kennt die aktuelle Verkehrslage und kann bei einer vorgegebenen Strecke vorschlagen, wann der Fahrer losfahren soll.
Augmented Reality kommt für Nokia Maps und den neuen Stadterkundungsservice City Lens. Neues Display: PureMotion HD+ mit WXGA (1280 × 768 Pixel) auf 4,5 Zoll. Nokia hat einen ordentlichen 2000 mAh-Akku verbaut. Prozessor ist ein Qualcomm Snapdragon S4 mit Dual Core und 1,5 GHz. Das Display soll besonders reaktionsschnell sein und sich auch mit Handschuhen (!) bedienen lassen. Auf das globale Akku-Problem hat Nokia eine ganz eigene Antwort: öfter mal aufladen. Hier soll die Induktionsladung (Wireless Charging) helfen. Die Finnen haben dem neuen Smartphone ein Fatboy-Aufladekissen beigelegt und sind in den USA eine Kooperation mit der Café-Kette Coffeebean & TeaLeaf und der Fluggesellschaft Virgin Atlantic eingegangen.
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Induktionsladung im Café, Screenshot-Funktion
Besucher ausgewählter Cafés und Lounges können ihr Smartphone dort auf Induktionsflächen aufladen, die in Tischen integriert sind. Windows Phone 8 soll endlich Screenshots erlauben. Ferner gibt es neue Helferlein für die Kamera-App, etwa die Möglichkeit, ein Foto direkt nach der Aufnahme mit einem Service nach Wahl zu verknüpfen. Ein neues Foto-Gadget ist Smart Shoot, das aus dem Dienst Scalado Remove hervorgeht, den wir euch im Februar vorgestellt haben. Nokia hatte das Unternehmen wenig später gekauft und die Übernahme von Scalado erst im Juli abgeschlossen.
Die PureView-Kamera im Lumia 920 kommt nicht mit der monstermäßigen Megapixelzahl daher wie das PureView 808, sondern nur mit 8,7 MP. Dafür will Nokia aber die gleiche lichtstarke Technik und die Bildstabilisatoren verwenden.
Im ebenfalls neu vorgestellten Lumia 820 kommt kein PureView zum Einsatz. Letzteres Modell wird von Nokia selbst – schon etwas bescheiden – als „Mittelklasse-Smartphone“ bezeichnet. Dabei läuft es mit dem gleichen Snapdragon-Prozessor (1,5 GHz Dual Core) und ist mit einem 4,3-Zoll-Display nur unwesentlich kleiner. 1 GByte RAM ist ebenfalls sehr ordentlich (ebenso beim Lumia 920). Deutlich geringer ist allerdings der interne Speicher (8 Gbyte statt 32 GB beim 920, allerdings mit micro-SD-Karte erweiterbar) oder die Display-Auflösung mit WVGA (800 x 480 Pixel). Auch beim Akku, der nur 1650 mAh leistet, hat man gespart. Beide Phones sind in meinen Augen übrigens Schwergewichte: Das Lumia 820 bringt 160 Gramm auf die Waage, das Lumia 920 gar 185 Gramm. Schön dafür: Beide Modelle sind LTE-fähig, auch in Deutschland.
Das größte Fragezeichen steht allerdings hinter dem Liefertermin. Lumia 920 und 820 werden nicht sofort verfügbar sein, sondern laut Nokia zu einem derzeit noch nicht bekannten Preis „in ausgewählten Märkten voraussichtlich im späteren Verlauf dieses Jahres“. Das enttäuscht mich jetzt ein wenig. Gerade das Wörtchen „voraussichtlich“ stimmt nicht gerade hoffnungsvoll.
Was haben wir also gesehen: Eine spannende Kamera-Technik, gute neue Funktionen der Services und natürlich des Betriebssystems. Ansonsten ist das alles aber etwas, was mich weder begeistert noch enttäuscht zurücklässt. Windows Phone wird zu einem konkurrenzfähigen System. Nokia führt die eigene Linie mit sehr ordentlichen, bunten Smartphones fort. Nach dem Flop mit Windows Phone 7 scheint die Zeit der Spielerei vorbei. Das System ist weiterhin anders, aber bringt mit mit Screenshots, kleineren Live-Tiles und besseren Foto-Services nun wenigstens Funktionen mit, die aktuelle Android-Phones längst haben.
Einen echten Trumpf haben Nokia-Frontmann Stephen Elop und Microsoft-Chef Steve Ballmer aber heute nicht auf dem Ärmel gezogen. Die eigentlichen Gewinner der heutigen Präsentation heißen in meinen Augen deswegen Samsung und Apple. Samsung, weil man vergangene Woche für meinen Geschmack eindeutig das hübschere Windows Phone vorgestellt hat. Apple, weil man die Information geschickt platziert hat, dass das nächste iPhone nicht nur am 12. September vorgestellt wird, sondern auch ab dem 21. September ausgeliefert werden könnte. Das wäre mehr als ein Monat, bevor Windows Phone 8, nach allem was wir derzeit wissen, startet. Auf der anderen Seite erwarte ich auch keine Wunderdinge vom neuen iPhone, wenn man die bisher glaubhaftesten Gerüchte zusammenzählt. Sollte es so aussehen, wie gemunkelt wird, braucht Nokia sich davor nicht zu verstecken.
(Jürgen Vielmeier, Bilder: Nokia)