Sie wollen Android treu bleiben, aber sie schauen sich gerade aktiv nach Alternativen um. Das sagt Reuters über die Anbieter von Android-Tablets und Smartphones wie ZTE, Huawei, HTC und Lenovo. Denn sie haben Angst, dass sie nach Samsung die nächsten sind, die von Apple vor Gericht gezerrt werden und horrenden Schadensersatz zahlen müssen. Was ebenfalls von einigen befürchtet wird und für jeden der kleineren Anbieter fast noch schlimmer wäre: Apple und Samsung könnten sich am Ende zusammen tun, um weiteren Rechtsstreitigkeiten aus dem Weg zu gehen – und statt dessen die Kleinen verklagen. Kann also nicht schaden, sich wenigstens mal umzusehen.
Passend dazu veröffentlichte HP am gleichen Tag die Beta-Version von Open WebOS. Das ist bekanntlich das System, das immer einen Schritt zu spät kommt, trotzdem aber noch viele Fans und Nutzer hat. Nicht zuletzt durch HPs spektakulären Ausverkauf der Tablets und Smartphones vor einem Jahr. Man entschied sich nach langem Hin und Her, das System als Open-Source-Lösung weiterzuführen und hielt erstaunlicherweise den Zeitplan ein, es im September fertig zu haben. Immerhin für die Beta gilt das. Aber taugt WebOS als Alternative zu Android?
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Viele Alternativen erst in der Zukunft
Bei der „New York Times“ hat man Zweifel. Wohl nur noch rund 300 Entwickler seien aktiv mit der Weiterentwicklung der Software beschäftigt, die einst von Palm ins Leben gerufen wurde. Im vergangenen Dezember waren es noch 600. Die jetzt veröffentlichte Version ist mehr eine frühe Beta-Version und noch keinesfalls marktreif. Die Entwicklung habe so lange gedauert, weil man proprietäre Komponenten gegen Open-Source-Komponenten austauschen musste, sagte Entwicklungschef Enda McGrath. HP hat offenbar große Teile der Ressourcen abgezogen. Was fehlt, ist eine neue treibende Kraft, die sich um die Weiterentwicklung kümmert. HTC, Lenovo oder ZTE? Aber ein solches Engagement bedeutet Risiko und hohe Kosten.
Was wäre noch im Rennen? Firefox OS, Tizen (beide nicht vor 2013 erwartet) oder Jolla. Bei WebOS wirkt es auf mich immer noch, als wolle man zwangsweise an einem System festhalten, das im Kern einfach nicht die Einfachheit und Stabilität besitzt, die man ihm nachgesagt hat. Jolla und Tizen haben aufgrund politischer Entscheidungen (beide stammen von den jeweils von ihren Betreibern vernachlässigten Systemen MeeGo, LiMo und Bada ab) viel Zeit auf dem Weg ihrer Entwicklung verloren. Großer Gewinner könnte Windows Phone 8 sein. Microsofts „dritter Weg“ kommt in der verbesserten Version wohl schon im Oktober heraus und steht im Prinzip jedem Hersteller zur Verfügung.
(Jürgen Vielmeier)