Microsoft schickte mir die Tage ein hübsches T-Shirt mit der Aufschrift: „21 Jahre Linux – Microsoft gratuliert“. Vor ein paar Jahren wäre das eine Sensationsmeldung gewesen. Gestern habe ich das kurz abgenickt. Schon im Vorjahr, zum 20. Geburtstag des quelloffenen Systems, hat Microsoft dem einstigen Erzfeind gratuliert. Mehr noch: Seit Jahren setzt Microsoft in einigen Bereichen seiner Software-Entwicklung auf Open Source und gehört inzwischen zu den 20 Unterstützern, die am meisten zum Linux-Kernel beitragen. Microsoft – dank Linux vom Nerd zum Geek.
Heute beginnt in San Diego in Kalifornien die LinuxCon North America, und anlässlich dieses Treffens zeigen mehrere Unternehmen, wie sehr sie Linux und dem Open-Source-Gedanken verschworen sind. Neuestes Mitglied der Linux Foundation übrigens, pünktlich zur Veranstaltung: Twitter. Der Zwitscherdienst allerdings ist im eigenen Engineering Blog wenigstens ehrlich: Es geht dem Unternehmen um Kontrolle des eigenen Schicksals. Große Teile der Server-Struktur bei Twitter setzen auf den Linux-Kernel 2.6.39. Als Mitglied der Linux-Foundation hat man der Software einige Funktionen spendiert – die man sich für die eigene Infrastruktur gewünscht hat.
Alle profitieren vom Egoismus anderer
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Es erinnert ein wenig an eine Spende, die medienwirksam verkauft wird: Tue Gutes, rede darüber, sorge aber auch dafür, dass du selbst etwas davon hast. Ordnet das also richtig ein: Um viel mehr als Eigennutz geht es Twitter hierbei, wie bei den meisten unternehmerischen Entscheidungen der letzten Wochen, auch hier nicht. Microsoft und den anderen im Übrigen auch nicht. In Redmond hat man erkannt, dass Entwickler nicht auf Bäumen wachsen. Unterstützt man die Open-Source-Gemeinde, bekommt man selbst etwas dafür zurück. So negativ muss man das gar nicht sehen: Die Unternehmen stecken Geld in die Linux-Entwicklung, etwa 75 Prozent der Entwickler werden für ihre Arbeit bezahlt. Es profitieren beide Seiten, eine Win-Win-Situation.
Microsoft fällt in der Liste der Unterstützer übrigens nur unter „ferner liefen“. Weitaus mehr Beiträge am Code leisteten in den vergangenen Jahren Intel, IBM, Fujitsu, Google und Nokia – und natürlich die Distributions-Anbieter Red Hat und Novell. In ihrem neuesten Bericht hat die Linux Foundation im März allerdings neue, interessante Zahlen veröffentlicht. Seit dem Kernel 2.6.20, der im Jahr 2007 veröffentlicht wurde, haben einige Unternehmen ihr Engagement stark erhöht. Allen voran der Chiphersteller Texas Instruments und Mobilfunkkrösus Samsung. Die haben natürlich ein großes Interesse daran, Linux für mobile Systeme nach eigenen Wünschen anzupassen. Das Modell Linux birgt damit etwas in sich, was in der heutigen Wirtschaft fast schon einzigartig ist: Der Eigennutz einiger Unternehmen schadet anderen nicht, er kommt allen zu Gute.
(Jürgen Vielmeier)