Urlaub heißt eigentlich Urlaub. Vergangene Woche war ich für ein paar Tage in Irland und warf nicht mal im Entferntesten einen Blick auf irgendeine Technikmeldung. Ruhe, Abgeschiedenheit, die wunderschöne Westküste. Aber an diesem Thema kam man natürlich trotzdem nicht vorbei. Apple siegt im Patentprozess mit Samsung in den USA. Die Koreaner müssen 1,05 Milliarden US-Dollar Schadensersatz für Patentverstöße bezahlen. Es ist interessant, was die Kollegen dazu in den vergangenen Tagen geschrieben haben.
Allen voran Apple und Samsung selbst: Beiden geht es in der Frage angeblich nicht ums Geld, Samsung wird es bei einem Gewinn von 4,5 Milliarden Dollar im vergangenen Quartal auch locker aus der Hüfte schütteln können. Wichtiger ist das Zeichen, das die Richter damit gesetzt haben. Apple feiert den Prozess als Sieg für Innovationen und eine Absage gegen Diebstahl. Samsung sieht vor allem die Kunden in den USA (das Urteil gilt vorerst nur dort) als die Leidtragenden. Weitere Entwicklungen und Innovationen würden nun massiv behindert. Google hält sich vornehm zurück und sagt mehr oder weniger, Android habe damit nichts zu tun. (Obwohl da das letzte Wort noch lange nicht gesprochen ist.) Und dann gibt es nicht wenige, die Samsungs Niederlage sogar als eine Art Sieg betrachten.
Nomura-Analyst Chang-Won Chung erwartet, dass ein gemeinsames Patentabkommen zwischen Apple und Samsung durch dieses Urteil näher gekommen ist. Um weiteren, langjährigen Gerichtsstreits aus dem Weg zu gehen, könnten sich die beiden zusammentun und eine Art Patentduopol bilden. Das würde dann eher zu Ungunsten der übrigen Anbieter ausfallen wie HTC oder LG, die ohnehin längst im Schatten der beiden Großen stehen.
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Die Botschaft, die beim Kunden ankommt: Samsung ist wie Apple
Robert Scoble etwa sieht Samsungs als Gewinner der Prozesse. Eben weil man das iPhone kopiert habe, habe man jetzt den ganzen Reigen der Konkurrenten von HTC und Motorola um Längen abgehängt. Und das für die schlappe Summe von 1 Milliarde Dollar (auch wenn insgesamt Zahlungen in Höhe bis zu 3 Milliarden Dollar und ein Verkaufsverbot in den USA denkbar sind). Man kann sogar noch einen drauf packen und sagen, im vergangenen Quartal habe Samsung sogar Apple abgehängt. Wenn sich da das Kopieren des iPhones nicht ausgezahlt hätte. Enrique Gutierrez schreibt in einem amüsanten Post auf Google Plus sogar, dass die Masse der Verkäufer die Botschaft falsch verstehen wird: Bei ihnen würde die Nachricht ankommen, dass Samsung das gleiche wäre wie Apple – aber nur die Hälfte koste. Die Schlagzeilen vom Wochenende – eine raffinierte Werbung für Samsung: „Beste 1-Milliarden-Dollar-Kampagne aller Zeiten“, so Gutierrez.
Machen wir uns nichts vor: Samsung wird die Niederlage vor Gericht auch wie eine solche empfinden. Zumal der Aktienkurs pünktlich zum Start der Börse heute um sieben Prozent einbrach. Langfristig sehe ich Samsung aber tatsächlich als Sieger. Apples Sieg betrifft nicht das Designmodell eines rechteckigen Smartphones mit abgerundeten Ecken. Es betrifft auch nicht das neu designte Galaxy S3. Schaue ich mir die Entwicklungen der Hardware bei Samsung und Apple in den vergangenen Jahren an, scheint Samsung einen deutlich weiteren Weg gegangen zu sein, und man ist noch lange nicht fertig. Erst lag man zurück, dann hat man sich Apple angepasst und mit dem S3 dürfte man das iPhone erstmals überholt haben. Es erinnert an den Sieg der japanischen Foto-Industrie in den 1960er Jahren. Erst haben die Japaner von den deutschen Herstellern gelernt, dann haben sie ihre Produkte kopiert und schlussendlich hat man die Deutschen abgehängt. Samsung hat in den vergangenen Jahren genug gelernt und vielleicht auch kopiert. Inzwischen ist man längst stark und erfahren genug, um eigene Designs zu entwickeln – und die bisherigen Marktführer abzuhängen.
(Jürgen Vielmeier, Bilder: Apple, Samsung)