App.net-Profil im Alpha-Stadium: Mischung aus Facebook und Twitter.
So wie Twitter sein soll, es aber nicht mehr ist. Dalton Caldwell rührte in den vergangenen Wochen die Werbetrommeln, stopfte das Sommerloch mit Angriffen auf Twitter und Facebook und startete eine Crowdfunding-Aktion auf seiner eigenen Seite, um binnen zwei Wochen 500.000 US-Dollar zusammen zu bekommen. Mit dem Geld will er sein Projekt App.net finanzieren, mit dem er Twitter von Grund auf neu aufbauen will. In der vergangenen Nacht hat er die gewünschte Marke überschritten und, einen Tag vor dem Ende der öffentlichen Finanzierungsphase, von fast 10.000 Unterstützern zur Stunde gut 640.000 Dollar eingenommen. Ziel erreicht.
Dass ich wenig davon halte, ein eigenes Projekt zu starten, indem man andere schlecht macht, habe ich bereits vor einigen Tagen geschrieben. Caldwell kritisierte Facebook und dessen Gründer Mark Zuckerberg öffentlich. Angeblich habe es ein Treffen zwischen Caldwell und einigen Funktionären des Social Networks gegeben. Und nachdem Caldwell eine Übernahme abgelehnt hatte, sei ihm gedroht worden, man würde sein Projekt vernichten. „Jetzt erst Recht“, soll Caldwell sich da gedacht haben.
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Allerdings: Noch einmal durch dieses ganze Prozedere mit Anmelden, Profil erstellen, Freunde finden, Kurznachrichten schreiben für einen Dienst, der wie Twitter sein soll: Wie viele Menschen werden dazu Lust haben? Wo ist für sie der Mehrwert? Werden sie Caldwells Vorbehalte verstehen oder werden sie nicht lieber bei Twitter bleiben wollen, das gerade nicht nur im Zuge der Olympischen Spiele in aller Munde ist? Caldwell wird sich außerdem fragen lassen müssen, was seinen Dienst sympathischer macht als Twitters früher Open-Source-Nebenbuhler Identi.ca. Der hat es nie aus dem Schatten des Vorbilds heraus geschafft.
App.net Public Timeline (Alpha-Phase)
Die Beispielbilder erster Alpha-Accounts auf App.net deuten auf einen Service hin, der das Banner der Facebook-Chronik (kleines Profil- auf großem Hintergrundbild) mit der Timeline von Twitter verknüpft. Man kann mehr als 140 Zeichen schreiben – immerhin. Aber sonst, sorry Dalton, ist das nichts, was mich anlockt. Meine Bekannten, Leser, Freunde erwarten von mir, dass ich auf Facebook, Twitter, Pinterest, Google Plus, Moped und wer weiß wo noch bin.
Jetzt noch einmal Zeit und Energie in einen weiteren Dienst zu stecken, der genauso aussieht wie ein Zwischending aus Facebook und Twitter und (Ergänzung) dazu noch kostenpflichtig sein soll, erscheint mir nicht logisch. Auch wenn ich einige deiner Vorbehalte gegen Facebook und Twitter teile. Trotzdem: Den Versuch ist es wert, auf die finale Version bin ich gespannt und das Marketing ist dir geglückt. Viel Erfolg!
(Jürgen Vielmeier)
Großer Vorteil von App.net gegenüber identi.ca: Es sieht gut aus. Da klingt total banal, aber außer mir und anderen befreundeten Geeks nimmt kein Schwein identi.ca weils total oldschool aussieht und sich nicht cool anfühlt. Diaspora sah cool aus, aber war funktional irgendwie von Anfang an broken. App.net könnte den Spagat hinbekommen. Ich bin gespannt.
Nicht, dass ich mich besonders gut mit App.net, StatusNET oder identi.ca auskennen würde. Aber den großen Unterschied sehe ich darin, dass von Anfang an Geld im Spiel ist. App.net wird Geld kosten und Entwickler werden damit Geld verdienen. Im Gegenzug ist der Nutzer eben nicht „das Produkt, sondern Kunde“. App.net muss nicht ständig überlegen, wie es seine Nutzer am besten zu Geld machen kann, sondern hat einen Anreiz, durch eine gute Plattform möglichst viele zahlende Nutzer anzuziehen.
Bei App.net wird es deshalb sicher auch keine Einschränkungen der API für Entwickler geben. Das scheint bei Twitter gerade ja ein großes Thema zu sein. Mich stört an Twitter ganz erheblich, dass die neuen Interaktionen nur über die Weboberfläche oder die iPhone-App und nicht in Apps von Drittanbietern angezeigt werden. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt… Und bei der Suche habe ich das Gefühl, dass Twitter mir nur das anzeigt, was ihnen gerade so in den Kram passt. Das macht Twitter für mich langfristig zu einem „schwarzen Loch“.
Ich hoffe, dass wir von App.net noch einiges hören werden.
640.000…da hätte ich mir auch mehr vorgestellt…
Ich habe vor kurzen diesen ganzen Short-Messaging Diensten den Rücken zugekehrt, da ich das Gefühl habe, dass das Interesse immer mehr abnimmt. Beinahe nur noch kommerzielle Nutzer und kaum mehr Leute online, die man wirklich erreichen möchte…
Bin mal gespannt, ob das App.net anders hinbekommt.
Noch einen Twitter-Ableger braucht die Welt wohl wirklich nicht. Mit der geilen URL App.net wüsste ich aber wirklich auch andere Dinge anzufangen.
Das bessere Twitter, dass auch noch gut aussieht? Ich für mich seit einigen Monaten Google+
Trotzdem finde ich die Idee spannend per Crowdfunding so ein Projekt zu starten, wo man sonst den Eindruck gewinnt es sei inzwischen alles auf einen Kampf der Netzgiganten hinausgelaufen.
@Rainer Großmann: Es ist ja nicht so, dass es an Twitter und Facebooks nichts zu kritisieren gäbe. Aber noch ein neuer Dienst, der beide imitiert, meinetwegen „sauber“ ist, aber sogar noch eine Jahresgebühr kostet. Und wo ist das Alleinstellungsmerkmal wie meinetwegen bei Dribbble oder GitHub? Ich soll dafür zahlen, dass ich ein neues Twitter mit viel weniger Nutzern bekomme. Weiß ja nicht…
@Daniel: Mag besser aussehen, aber kostet Geld. Wird also eine Art Twitter-Pro-Account, wenn du so willst. Wer wird das zahlen?
Das braucht doch keiner!
Da hat einer keine eigenen Ideen.
Es fehlt schlicht ein Mehrwert gegenüber den anderen. Zwar ist das ganze Privacy-Ding ein Mehrwert, aber keiner der bei Nichtnerds ankommt. Das Ding wird nicht funktionieren, weil er weder Userbase (siehe G+) noch ein eindeutigen USP hat.
Etwas cooles nachzubauen macht noch keinen Erfolg. Siehe Diaspora…
MfG Bastian
So ein Clon kann wirklich nur mit massiven Neuerungen bestehen, oder wenn man große Partner hat, die einen Pushen könnten.
Ansonsten endet dieses Projekt so wie wkw, SchülerVZ und Co.
Wenn die Konkurenz einmal zu einer Marke geworden ist und die Webseite wie ein Synonym benutzt wird, ist für die Konkurenz schluss.
Google > Bing, Yahoo (Bing) etc.
Facebook > WKW, xyVZ etc.
Twitter > App.net
[…] der Tat hat App.net in Bezug auf Features in seiner bisherigen Alpha-Version nichts wirklich Neues zu bieten, und im Gegensatz zu dem Neuling handelt es sich bei StatusNet um eine Open-Source-Software für […]
@Jürgen Vielmeier: Werbefinanzierte Soziale Netzwerke können nicht das Ende der Fahnenstange sein. Jeder von uns zahlt im Monat zwischen 5 bis 60 Euro für Telekommunikation, da wären auch noch ein paar Euro für soziale Netzwerke drin. Werbefinanziertes Telefonieren hat sich nicht ohne Grund nicht durchgesetzt.
Es kann doch nicht sein, dass einer der wichtigsten Kommunikationskanäle für einen öffentlichen Diskurs im 21. Jahrhundert rein werbefinanziert ist. Twitter hat aufgrund der Werbefinanzierung und der derzeitigen Quasi-Monopolstellung viel zu wenige Anreize, den Dienst im Sinne der Nutzer weiterzuentwickeln. Bei Twitter (sic!) habe ich vor kurzem gelesen, dass wir uns in ein paar Jahren wundern werden, dass soziale Netzwerke in der Vergangenheit von Unternehmen betrieben wurden, wo es sich doch eigentlich um (öffentliche) „Infrastruktur“ handeln müsste. Öffentliches Soziale Netzwerke im Sinne einer öffentlichen Infrastruktur sehe ich derzeit jedoch nicht am Horizont. Und vielleicht ist das auch überhaupt nicht wünschenswert.
Das Geschäftsmodell von App.net ist unter diesem Gesichtspunkt jedenfalls eine zu begrüßende Entwicklung. Es kommt natürlich darauf an, ob App.net es schafft, eine kritische Masse von Nutzern zu begeistern. Wenn man derzeit Mitglied wird, ist das zu einem großen Teil auch Idealismus. Als Alleinstellungsmerkmal sehe ich derzeit nämlich nur, dass App.net werbefrei ist und Geld kostet…
Matthias Schwenk hat es bei in einem Beitrag auf „bwl zwei null“ gut zusammengefasst: „Warum es gut ist, dass App.net sein Finanzierungsziel erreicht hat“ (http://bit.ly/R8iFIr)
@Rainer Großmann: Die Zeiten, in denen man für Webdienste gar nichts bezahlt, sind ja schon längst vorbei. Ich zahle mittlerweile für Dienste wie Simfy, Xing oder zumindest einmalig für eine App wie Reeder. Dinge, die mir einen Mehrwert bieten. Auch Evernote oder Doo können sehr gut mit einem Freemium-Modell fahren. Aber ich sehe es rein aus Nutzersicht: Warum soll ich für etwas zahlen, was es anderswo besser kostenlos gibt. Twitter mag unsympathisch geworden sein und sich für Entwickler abschotten, aber die Maßnahmen und auch die Werbung halten sich da noch in Grenzen. Und begebe ich mich nicht bei App.net wieder in eine Abhängigkeit, die ich diesmal sogar bezahlen muss? Still not convinced.
@Jürgen Vielmeier: Ja, da ist schon was dran. Mike Masnick von Techdirt sieht App.net übrigens auch recht kritisch: „A Fee-Based Twitter Is No More Ideologically Pure Than An Ad-Supported Twitter“ (http://bit.ly/PjcP1x)
„Dass ich wenig davon halte, ein eigenes Projekt zu starten, indem man andere schlecht macht, habe ich bereits vor einigen Tagen geschrieben.“
Du findest also schlecht, dass wenn jemand etwas kritisiert und bemängelt und es dann in die eigene Hand nimmt etwas daran zu ändern? Ich finde es eher pathetisch diese Menschen die immer kritisieren aber nie etwas an der Situation ändern. Naja ich werde auf jeden Fall keinen deiner Artikel mehr lesen. Das wirst du ja jetzt schlecht finden nach deiner Logik lmao.
[…] ja auch irgendwie in die Kategorie Online-Publishing. Dalton Caldwell will in Kürze sein Anti-Twitter App.net starten. Und nicht genug damit, dass Twitter die Blogplattform Posterous im Rahmen einer […]
Unglaublich für was manche Menschen Geld sammeln. Das omminöse ist, dass er das Geld auch noch erhalten hat. Wer verschenkt da so einfach Geld? Ansonsten haut mich das Projekt nicht gerade vom Hocker.
[…] werden damit geradezu in die Arme von App.net getrieben, Dalton Caldwells bald startendem Anti-Twitter. Dort werden App-Entwickler begrüßt, sie sollen niemals irgendwelchen Beschränkungen […]