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MeetOne und Co: Kommt zu uns, eure Daten haben wir schon

Nicht dass mir deren Werbespots jemals gefallen hätten, aber was bitte ist denn da bei MeetOne los? Gerade mal eine Woche ist es her, dass Hacker ein massives Datenleck bei dem mobilen Kennenlernportal aufgedeckt haben. Jetzt hat man bei Spiegel Online weiter geforscht und herausgefunden, dass das Startup auch Smartphone-Adressbücher ausgelesen und Spam an die darüber gewonnenen Kontakte verschickt hat. Menschen, die sich nie dort angemeldet haben, erhielten plötzlich Mails von MeetOne.

Während man die Sicherheitslücke noch als peinlichen Fehler bezeichnen könnte, muss man hinter der Spam-Aktion Methode vermuten. MeetOne-Chefin Liudmila Sukhareva nennt das Auslesen der Adressbücher gegenüber „Spiegel Online“ ein Versehen – ebenso wie es WhatsApp und Path taten, als die gleichen Praktiken bei ihnen entdeckt wurden. Die Empfänger des MeetOne-Spams sollen Mails mit dem Inhalt bekommen haben, dass eine Nachricht auf sie warte. Wer so naiv war, das zu glauben, wurde über einen Link zu MeetOne weitergeleitet. Einmal dort angemeldet, war die Nachricht dort aber nicht mehr aufzufinden. Die Aktion klingt nach Verzweiflung. Dass Online-Communitys über derart fragwürdige Methoden neue Nutzer anziehen wollen, ist leider nichts Neues.

Bekanntheit wichtiger als der Ruf

Ganz ähnliche Nachrichten wie Ole Reißmann sie auf Spiegel Online von MeetOne beschreibt, bekomme ich seit einigen Monaten von Smudoo, einem mobilen Datingportal, bei dem ich mich ganz sicher nicht angemeldet habe. Laut Impressum steckt dahinter eine Firma namens Online Community Sdn. Bhd. mit Sitz in der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur. Aber auch „seriösere“ Unternehmen wie LinkedIn – heute noch als Börsenstar von den Medien gefeiert – ist für solche Mailingaktionen bekannt. Wenn ein Nutzer versehentlich oder absichtlich sein Adressbuch von LinkedIn einlesen lässt, werden die Empfänger künftig mit Einladungsmails bombardiert. LinkedIns Gebaren werden wechselseitig als genial oder verabscheuungswürdig bezeichnet. Ohne diese Praktiken hätte es das US-Kontaktnetzwerk wohl nicht so schnell auf 175 Millionen Nutzer gebracht.

Bereits im Frühjahr waren Robert Scoble und Martin Weigert derartige Praktiken von Apps aufgefallen. Beide vermuten, dass die Investoren Druck auf die Gründer ausüben, alles dafür zu tun, um möglichst schnell viral zu werden. Scoble echauffiert sich in einem wunderbaren Video dazu über die App Glassmap, die Werbung auf der eigenen Facebook-Pinnwand veröffentlicht. Bekannt zu werden, scheint den Machern da wichtiger zu sein als ihr Ruf.

Wir wollen euer Geld, der Rest ist uns egal

Im Falle von MeetOne stellt sich mir die Sinnfrage: Da schaltet jemand monatelang Werbespots auf den Fernsehsendern des beteiligten Investors ProSiebenSat.1 und hat trotzdem noch solche Methoden nötig? Kann es vielleicht sein, dass man unter den ganzen FriendScouts, ElitePartnern, Neu.des und wie sie alle heißen ganz einfach nicht noch eine Kennenlerncommunity braucht?

Ich ärgere mich immer wieder darüber, wie zwielichtige Geschäftsleute mit der Einsamkeit von Menschen Kassen machen wollen. Dass man sich etwa bei Diensten wie ElitePartner mit ein paar Klicks registrieren kann, dann aber nicht mehr dort herauskommt, ehe man per Post kündigt, halte ich für einen ähnlich verzweifelten Versuch. Man könnte solche Portale kundenfreundlich gestalten, aber man tut es nicht. Deutlicher kann man eigentlich kaum zeigen, dass man nicht am Wohle der Nutzer interessiert ist, sondern nur an ihrem Geld.

(Jürgen Vielmeier, Screenshot: MeetOne)

Über den Autor

Jürgen Vielmeier

Jürgen Vielmeier ist Journalist und Blogger seit 2001. Er lebt in Bonn, liebt das Rheinland und hat von 2010 bis 2012 über 1.500 Artikel auf BASIC thinking geschrieben.

12 Kommentare

  • MeetOne ist aus der Hölle. Meine Mutter hat sich da nach Empfehlung einer Freundin angemeldet und meinte, sie käme da nicht mehr raus. Belächelte das zuerst, hab es aber dann selbst versucht und festgestellt: Sich dort abzumelden ist schwieriger als aus dem Bertelsmann-Club auszutreten oder die GEZ zu kündigen

  • Meist sind die Abkassier-Methoden nicht legal und somit auch nicht wirksam. Kündigung per Post, obwohl Anmeldung online ok ist…

    Ist mir auch schon mal passiert (will die Seite hier trotzdem nicht nennen). Nach unzähligen Abbuchungen, die immer wieder von mir zurück gebucht wurden, und unzähligen Schreiben von vermeintlichen Anwälten und Inkasso-Unternehmen, hat das Spiel anscheinend vor ca. einem Monat aufgehört. Das ging ein knappes Jahr so hin und her. Am Ende hab ich nichts bezahlt, hatte keine Konsequenzen aber ein wenig Stress… So ist das halt in vielen Ecken des Internets..

    Das schlimme ist nur, dass sich die meisten Leute von diesen Schreiben beeindrucken lassen und dann doch bezahlen… Das ist halt die Masche

  • Ja im realen Leben würde jeder aufschreien, wenn ich mal sagen würde, geb mir mal dein Telefon ich will mal schnell ein allen Leuten von dir eine SMS schicken. Aber bei vielen Anwendung denkt man schon nicht mehr nach, was ich Fremden eigentlich ermögliche, insbesondere wenn diese Firmen mir ein gutes Gefühl mit clever gemachten Anwendungen vorgaukeln.
    Ich möchhte schon nicht darüber nachdenken, was diese vermeintlichen Geburtstagsapps bei Facebook alles auslesen. Ich habe mich mal durch geklickt und bin bei einer nichtssagenden Firmenhomepage rausgekommen, wo ich mich gefragt habe, was machen die eigentlich sonst so außer an Geburtstage zu erinnern und ohne das ich es eigentlich richtig begreifen kann, Grüße an andere Leute Walls schreibt und eher grottig ausschaut.
    Am meisten hat mich bisher der Postingservice von Spreadly aufgestossen, dort war bisher die Liste der Dinge die ich mit der Apps zustimmen sollte bei Facebook am längsten und ich mich fragte mich wozu wollen die all diese Daten haben, nur um ein bisschen einen Link zu teilen. Das war dann für mich der Gipfel. Seitdem verzichte ich auf viele Apps einfach. Ich schätze aber, der trennt dazu und damit auch an Daten ranzukommen, wird wohl zunehmen. Im Prinzip übergeben wir ja unsere Daten an Facebook und Co. und die Firmen machen es damit erst möglich, dass sich Anwendungen all diese Daten weiter abgreifen können.

  • Ich finde es wirklich schade, dass immer wieder zu solchen Methoden gegriffen wird. Aber vielleicht ist es tatsächlich so, wie der Autor in seinem vorletzten Absatz vermutet: Irgendwann ist jeder Markt so gesätigt, dass einfach keine neuen Angebote in einer bestimmten Richtung, die keine besonderen Innovationen bieten, mehr benötigt werden.

  • Das Problem ist vielschichtig:
    Zum einen, kann man nicht einfach eine Abmahnung absenden, denn diese von einem Anwalt aufgesetzt kostet immer ein paar hundert Euro – wenn das jemand mal machen würde (siehe eDarling vs. FlirtFever), dann würden diese Aktionen nicht so ausufern – aber wer investiert schon gerne das Geld nur um denen dann ne Abmahnung zu senden, die mit gewisser Wahrscheinlichkeit im Sand verläuft?
    Zum anderen sind es die Apps, die mit zu hoher Privilegierung ausgeführt werden und deren Smartphonebesitzer alles erlauben. Hier kann man sagen, selbst schuld
    Das nächste ist, wenn ein Portal glaubst, so arbeiten zu müssen – bitte sehr. Das wird nicht lange funktionieren, denn niemand will unseriöse Platformen nutzen.
    Viralität erzeugen durch wahllos versendete Einladungen, auf Grund des Inestoren-Druck? Kann ich mir gut vorstellen, grundsätzlich, aber wer ist denn Gründer von MeetOne – Heiko Hubertz, Big Point -> der sollte eigentlich wissen, wie wichtig es ist, einen anständigen Ruf zu haben; dummerweise nur hat der gute Heiko auch noch Pro7 mit reingelassen, vielleicht dachte er, er kann so schneller nen noch größeren Exit hinlegen…

  • Was die abmeldung betrifft:
    Bei MeetOne kann man sich nciht direkt abmelden, was eigentlich schon ein Verstoß geg. deutsche Gesetze ist (darum sitzen sie ja wohl auch in den USA?):
    Du kannst dein Profil nur still legen, nicht löschen – das dauert dann 30 Tage und soll danach automatisch gelöscht werden. In DE wäre das illegal da mit dem „Lösch-meine-Daten!“-Button alles gelöscht werden müsste… Aber wie gesagt: Die sitzen in USA, mittlerweile, da wird nichts bei rauskommen, rechtlich gesehen…

  • Es ist Schade, dass sich seit Jahren ein Vorfall nach dem Anderen mit Internetdaten ereignet. Das schafft kein Vertrauen. Nur betrifft das nur Internetdaten? Natürlich nicht. Es werden Daten von Schweizer Banken angeboten, bei Versicherungen werden Daten entwendet und selbst Daten von Kreditkarten geraten außer Kontrolle. Aber der Verbraucher oder User hat ein schlechtes Gefühl, wenn er im Internet Daten hinterlässt, wenn er seine Kreditkarte nutzt … . Am Ende könnte der Schaden höher sein als der Nutzen.

  • Meetone nervt & das was man hier lesen muss, bestätigt das ganze negative Geschäftsgebahren. Und dann noch schön mit der Verblödungsmaschinerie TV im Rücken- arme Zeit! Ich denke aber, es gibt bald etwas, was sich mehr am Mehrwert und an dem Wohle der User orientiert- sie aber dabei nicht ausnimmt…. 😉

  • Hmm.. naja zumindest haben sie einen Pressewirbel und – man mag es gut finden oder nicht – eine Reihe von Erwähnungen im internet erreicht. Aber das Singlebörsen-Geschäft wird zunehmend härter, mehr Konkurrenz die aber nicht um soviel mehr Kunden kämpfen.

    Hoffen wir, dass das Online-Dating für die Nutzer darunter nicht leidet, bei mangelnder Datensicherheit tut es das, hier sollte man deutlich sensibler sein.