Früher war er mal Star-Redakteur der Frauenzeitschrift „Elle“. Dann katapultiert ihn ein Schlaganfall aus dem Jet-Set ins Krankenbett. Nichts geht mehr. Alle Muskeln sind gelähmt. Nur die Augen zucken.
Der Roman „Schmetterling und Taucherglocke“ wurde im Jahre 2007 verfilmt. Der Patient Bauby entdeckt das Schreiben durch Augenzwinkern, erarbeitet mühsam ein Alphabet, diktiert dann Buchstabe für Buchstabe in geduldiger Kleinarbeit sein Tagebuch. Zehn Jahre später hätte er vielleicht schon den Prototyp des „Augenschreibers“ nutzen können. Denn an der Universität Pierre et Marie Curie in Paris ist offenbar ein kleines Wunder gelungen: Dr. Jean Lorenceau hat eine Methode entwickelt, Augenbewegungen in Schrift und Bilder umzuwandeln. Das könnte der entscheidende Durchbruch zum Schreiben ohne Hände sein.
Zaghafte Kurven formen eine Schreibschrift
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Im Blog „Current Biology“ beschreibt Lorenceau, dass eine Kamera die Augen-Bewegung per Eye-Tracking erfasst. Versucht wurde das schon früher, aber die Augen ließen sich eben nicht fesseln, bewegten sich ständig instinktiv und unwillkürlich. Lorenceau grenzt mit der optischen Täuschung „reverse phi motion“ die bewussten von den intuitiven Bewegungen ab. Und auf dem Display wachsen wie durch Geisterhand zaghafte Kurven, die eine Schreibschrift formen, und Bilder, mit denen körperlich stillgelegte Menschen ihre Gefühle und Kreativität ausleben können.
Durchschnittlich 90 Minuten Training braucht der Patient, um bereits 20 Buchstaben pro Minute schreiben zu können, so Lorenceau. Ein erheblicher Fortschritt gegenüber der Zwinker-Technik des Journalisten aus dem Film, der übrigens auf einer wahren Geschichte beruhen soll. Leider ist noch nicht bekannt, ob der „Augenschreiber“ als Serienproduktion geplant ist und was er kosten wird. Wir wollen hoffen, dass viele Betroffene das Gerät einmal nutzen können und nicht wieder einige aufgrund der Zwei-Klassen-Gesellschaft des Gesundheitswesens in die berühmte Röhre schauen. Vielleicht ist so ein Schreiber nur ein kleiner Schritt für die Forschung – aber sicherlich ein großer für alle Menschen, die wie Redakteur Bauby zum Stillstand verurteilt sind, und ihre Angehörigen.
(Dorothee Monreal, Bild: Pro Kino, Euro Video)