Echtzeitsuche ist eine Herausforderung, vor der selbst Google vorübergehend kapituliert hat. Hauptproblem war nicht einmal die Technik; politische Grabenkämpfe führten zum vorzeitigen Aus von Googles Echtzeitsuche, knapp zwei Jahre nach dem Start. Twitter habe nichts dafür zahlen wollen, um dabei zu sein, hatte Google moniert. Es ging also einfach nur ums Geld. Ohne Twitter aber war Googles Echtzeitsuche praktisch wertlos und wurde im Januar abgestellt.
Wenn der Linkverkürzer Bit.ly nun eine eigene, neue Echtzeitsuche startet, steht er vor den gleichen Problemen. Twitter will viel lieber die eigene Suche ausbauen und ist auf dem Weg zu einer geschlossenen Plattform, die Drittanbieter aussperrt. Vor Bit.ly, dem einstigen Standard-Linkverkürzer des Zwitscherdienstes, dürfte man da kein Halt machen. Die Ergebnisse auf der neuen Echtzeitsuche Rt.ly sind denn auch eher mau. „Echtzeit“ heißt offenbar, dass man manchmal minutenlang auf Ergebnisse warten muss. Bei meinem Versuch, „iPhone“ auf Facebook zu suchen, warte ich übrigens bis heute auf ein Resultat.
Mäßige Suchergebnisse
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Beim Start liefert Realtime zufällige Ergebnisse in allen Sprachen dieser Erde, von Englisch über Rumänisch und Italienisch hin zu Malai und Thai. Die Suche ist also offenbar eher als Filter zu verstehen, die denn allerdings automatisch auf deutsch umschaltet, sobald man sie bedient. Hier sind die Ergebnisse durchaus aktuell. Es erscheinen Newsbeiträge von heute Vormittag, einige jedoch auch vom vergangenen Wochenende. Google News ist hier nicht weniger aktuell.
Nur 1 Treffer bei der Suche nach „Apple“ in der Kategorie „technology“
Dass man die Suche nach Sprache, Land und Rubrik eingrenzen kann, ist nicht besonders hübsch und wirkt auf den ersten Blick wenig modern. Allerdings könnte man im Prinzip dadurch in der Tat feinere Ergebnisse destillieren. Sucht man nach „Apple“, kann man mit Realtime zum Beispiel direkt eingrenzen, ob man nach Technik oder einem Essen sucht. Realtime liefert hier allerdings in den Kategorien „agriculture“ und „food“ null Treffer, in der Kategorie „technology“ einen. Und darüber darf man zu Recht enttäuscht sein.
Realtime bereits kommende Woche im neuen Digg
Nun könnte man sich damit zufrieden geben. Denn Realtime ist als Projekt der Bitly Labs noch im Beta-Status. Allerdings soll die neue Echtzeitsuche bereits kommende Woche beim Neustart der Social-News-Plattform Digg eingesetzt werden. Dort wollte man viel dafür tun, um die Nutzer mit cleveren Features zurückzuholen. Für fast symbolische 500.000 US-Dollar wurde das Projekt vor gut zwei Wochen an Betaworks verramscht. Wenn man sich beim Relaunch aber tatsächlich an eine Echtzeitsuche in diesem halbfertigen Zustand verlässt, dann dürfte das schiefgehen.
Für Bit.ly zum Problem werden dürfte langfristig auch, dass Google seinen eigenen Linkverkürzer Goo.gl kürzlich der Öffentlichkeit frei gab. Würde man diese Ergebnisse in die eigene Suche einbeziehen, hätte Bit.ly nicht mehr viel zu lachen. Das Unternehmen erhielt erst kürzlich 15 Millionen US-Dollar weitere Finanzierung, um sich neuen Aufgaben zu widmen. Mit den kürzlich vorgestellten Bitmarks wollte man (reichlich spät) sein Stück vom Social-Bookmarking-Kuchen abschneiden. Mit Realtime hat man sich jetzt eine weitere schwere Bürde auferlegt.
(Jürgen Vielmeier)