Ich bin enttäuscht von Juniper Research. Und der einst gute Ruf des Hauses hat bei mir Schaden genommen. Das Marktforschungshaus warf gestern kurzerhand Verkäufe und Auslieferungen an Händler (Shipments) in einen Topf und verkündete:
„Samsung lieferte im 2. Quartal 2012 52 Millionen [Smartphones] aus und damit doppelt so viele wie Apple.“
Das ist schlicht und einfach falsch. Apple hat am Dienstag offizielle Verkaufszahlen des iPhones in Höhe von 26 Millionen Geräten bekannt gegeben. Von Samsung gibt es solche Zahlen auch im heute verkündeten Quartalsergebnis nicht, nur Schätzungen über Auslieferungen an Händler. Und die mögen im Bereich 50 Millionen Stück liegen. Das gleiche wie Verkäufe ist das aber noch lange nicht. Juniper vergleicht hier Äpfel und Birnen. Das wäre vielleicht nicht so schlimm, wenn Journalisten weltweit den Blödsinn nicht aufnehmen und als Tatsache weiterverbreiten würden.
Zu lesen sogar auf solch renommierten Techmagazinen wie CNet, wo man einige Absätze hinter der Killer-Überschrift dann doch auf den Unterschied zwischen beiden Werten eingeht. Aber das reicht nicht. Besser als Juniper macht es zwar StrategyAnalytics: Hier spricht man von 50,5 Millionen ausgelieferten Samsung-Smartphones im abgelaufenen Quartal. Das hindert die eigentlich angesehene Nachrichtenagentur Reuters aber nicht daran, 50,5 Millionen Verkäufe daraus zu machen. Das angesehene Techblog TheNextWeb bezieht sich wiederum auf Reuters und immer so weiter.
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Journalisten machen es sich bei den Juniper-Zahlen jetzt einfach und interpretieren die Zahlen nicht: „Samsung verkauft doppelt so viele Smartphones wie Apple“, meldet Juniper, meldet Juniper, meldet Juniper, meldet Juniper. Und schon ist man als Journalist aus dem Schneider?
Verlockender Vergleich
Ist man nicht. Man verbreitet eine Falschmeldung. Wer jetzt ganz klar auf den Unterschied zwischen Verkäufen und Auslieferungen bei den beiden Werten eingeht, macht es besser, aber noch immer nicht gut. Denn es sind zwei Zahlen, die sich nicht miteinander vergleichen lassen. Als Automobilhersteller kann ich gut und gerne (Achtung: fiktive Zahlen) 1 Million Karossen im Jahr an die Autohäuser liefern. Wenn die aber nur 100 davon verkaufen, dann ist das weniger als der Konkurrent, der nur 1.000 ausliefert, aber alle davon verkauft.
Journalisten, Blogger, wie immer man sich bezeichnet: Beide haben eine höhere Verantwortung: Entweder ganz klar dazu schreiben, dass sich beide Zahlen nicht vergleichen lassen oder den Vergleich ganz einfach lassen. Jetzt ist es allerdings schon zu spät: Hunderttausende werden gelesen haben, dass Samsung doppelt so viele Smartphones verkauft hat wie Apple. Und sie werden es künftig als Fakt ansehen. Wenn das von Juniper so gewollt war, dann war das schlau eingefädelt.
Muss ich noch erwähnen, dass es mir nicht darum geht, Apple zu verteidigen oder Samsung schlecht zu reden, dass es mir schlicht und einfach egal ist, wer von den beiden wie viel verkauft? Schafft ihr Hardcore-Fans es wenigstens einmal, weiter als von der Wand bis zur Tapete zu denken? Das wäre doch mal was.
(Jürgen Vielmeier, Bild: Samsung)