Facebook hat gestern Abend sein App-Zentrum international gestartet. Auch Deutschland ist mit von der Partie. Wenn ihr heute Facebook im Web-Browser oder auf einem mobilen Gerät aufruft, sollte der App-Katalog bereits verfügbar sein. Für mobile Facebook-Apps ist dafür kein Update nötig.
Ja, es gibt jetzt mehr Übersicht, oder eher gesagt: überhaupt eine Übersicht. Apps sind in Kategorien wie Lifestyle, Games oder Familie einsortiert. Bisher konnte man neue Apps nur über eine Empfehlung oder die Suchfunktion aufrufen. In der neuen Übersicht wird jetzt ebenso die Bewertung der jeweiligen App angezeigt wie die Namen der Freunde, die sie ebenfalls benutzen. Für etwas fragwürdig halte ich dafür den Nutzen einiger Anwendungen. So findet sich Yahoo darunter, obwohl hier keine echte App vorliegt und der Link lediglich auf die Yahoo-News-Website verweist.
Einige Apps installieren sich ungefragt
Apps wie Instagram lassen sich nicht auf Facebook installieren, sondern liefern eine Umleitung. Drückt man in der Desktop-Version des App-Zentrums auf „An Handy schicken“, erhält man in der mobilen Facebook-App eine Benachrichtigung, die auf Apples App Store oder Google Play umleitet. Weniger schön: Einige Apps, bei denen ich testweise auf „An Handy schicken“ geklickt habe, installierten sich ungefragt. Das scheint Apps zu betreffen, die man sowohl auf Facebooks Browser-Version als auch auf mobilen Geräten installieren kann.
Ebenfalls weniger gut gefällt mir die Darstellung: In der Übersichtsseite kann das Auge nur mit Übung zwischen den zahlreichen Spalten unterscheiden. So gibt es eine Liste für vorgeschlagene Anwendungen, Anwendungen von Freunden, Anwendungs-Ranglisten und dann unten rechts nochmal eine Spalte, offenbar mit Apps, die etwas dafür bezahlt haben, um dort zu erscheinen:
Dasselbe an mehreren Stellen. Was ist wo und warum?
Ende der goldenen Zeiten?
Will man eine App suchen, muss man dafür die allgemeine Facebook-Suche verwenden. Facebooks Übersicht darüber, welche Apps installiert sind, wurde leider nicht automatisch mit aktualisiert, bleibt ein Wirrwarr. Damit aber kein falscher Eindruck entsteht: Insgesamt hat Facebook hier bis auf einige Schwächen eine gute Lösung vorgestellt, um dem Chaos Herr zu werden.
Allerdings könnte das Feature vielleicht schon etwas zu spät kommen. Denn gerade bei den Spieleanbietern ist inzwischen ein Abwärtstrend zu erkennen: Wooga setzt verstärkt auf Mobile, aber nicht mehr zwingend auf Social. Und Zynga erlebt trotz steigenden Umsatzes derzeit ein Fiasko an der Börse. Der Verlust beträgt 22,8 Millionen US-Dollar, selbst Spiele wie das übernommene Draw Something entwickeln sich nicht so gut wie erwartet. Vielleicht kann Facebook dem mit mehr Übersicht entgegen wirken. Vielleicht neigen sich die goldenen Zeiten der sozialen Facebook-Apps aber auch langsam dem Ende entgegen.
(Jürgen Vielmeier)